Honor Harrington 5. Im Exil
Captain Brigham war eine große Hilfe bei den Sicherheitsarrangements.«
»Wie man es von einer guten Stabschefin eben erwarten darf«, sagte Honor anerkennend. Mattingly drückte auf den Einlaßknopf, und Honor wandte sich LaFollet zu. »Andrew, Sie nehmen Jamie und Eddy und kümmern sich um Ihre Unterbringung. Captain Brigham und ich haben eine Menge zu besprechen.«
»Jawohl, Mylady. Ich werde um neun Uhr dreißig zurück sein, um Sie zu Ihrer Besprechung zu eskortieren.«
»Ich glaube, das wird nicht notw …« begann Honor und unterbrach sich, als der gewohnte störrische Ausdruck in seine Augen trat. »Also gut, Andrew«, seufzte sie. »Schon gut! Ich bin ganz brav.«
»Vielen Dank, Mylady«, sagte der Major ohne den leisesten Anflug von Triumph. Honor schüttelte den Kopf, als sich hinter ihr das Schott geschlossen hatte.
»Diese Leute«, sagte sie mit Nachdruck, »sie …«
»… hängen sehr an Ihnen, Mylady«, führte Brigham den Satz zu Ende. Honor verstummte, schloß den Mund und nickte.
»Genau das wollte ich auch sagen«, pflichtete sie der Stabschefin schließlich bei und drehte den Kopf, um sich ihr neues Quartier anzusehen. »Mein Gott, hierdrin kann man ja Fußball spielen!«
»Nicht ganz, Mylady, aber fast«, stimmte Mercedes zu. »Havieadmiräle reisen immer erster Klasse, und die GSN sah keine Veranlassung, Ihnen den Raum zu beschneiden.«
Kopfschüttelnd ging Honor in die Mitte des Arbeitszimmers und drehte sich dort auf der Stelle. Bisher hatte sie immer geglaubt, manticoranische Flaggoffiziere hätten eine verschwenderische Raumfülle zur Verfügung, aber was sie hier sah, übertraf ihre kühnsten Erwartungen. Das Arbeitszimmer war wenigstens zehn Meter lang – für ein Kriegsschiff außergewöhnlich –, und das Schlafzimmer, in das man durch die offene Luke blickte, besaß ähnlich übertriebene Dimensionen. Über den dicken, GSN-blauen Teppich ging sie an eine geschlossene Schottür und schüttelte den Kopf, als sie dahinter einen Salon vorfand, der groß genug war, um darin ein Staatsbankett zu geben. Die ursprüngliche havenitische Ausstattung war während des Umbaus entfernt worden, aber die Navy von Grayson hatte den palastartigen Stil beibehalten. Honor schürzte die Lippen, als sie ihren gewaltigen Schreibtisch begutachtete und entdeckte, daß er aus Echtholz bestand.
»Daran könnte ich mich glatt gewöhnen«, verkündete sie schließlich, »aber wir müssen Nimitz’ Modul mit Gold plattieren, Mac. In all dieser Pracht wirkt es unerträglich plebejisch.«
Der ‘Kater auf ihrer Schulter bliekte leise und scheltend, sprang auf sein Lebenserhaltungsmodul, das an das Schott montiert war, setzte sich aufrecht und legte den Schwanz um die Echtpfoten. Dann schwenkte er langsam den Kopf herum und musterte das neue Quartier. Honor grinste, als er ihr über die Verbindung herablassende Zufriedenheit signalisierte.
»Ich glaube, Nimitz gefällt es hier halbwegs, Ma’am«, bemerkte MacGuiness in einem Tonfall, der sein Einverständnis mit dem Baumkater offenbarte.
»Nimitz«, entgegnete Honor streng, »ist ein schamloser Hedonist.« Sie ließ sich auf das luxuriöse Sofa sinken und streckte behaglich die langen Beine aus. »Selbstverständlich ist er da in dieser Kajüte nicht der einzige.«
»Tatsächlich, Ma’am?« fragte MacGuiness milde.
»Tatsächlich.« Honor schloß die Augen, dann setzte sie sich auf. »Warum schauen Sie nicht, wie Ihnen Ihre Unterkunft gefällt, Mac? Captain Brigham und ich haben einiges aufzuholen. Wenn ich Sie dringend brauchen sollte, kann sie mir sicher zeigen, wo der Summer ist.«
»Gern, Ma’am.« Der Steward nickte der Stabschefin respektvoll zu und entschuldigte sich. Honor deutete auf einen Sessel, der der Couch gegenüberstand.
»Setzen Sie sich, Mercedes«, lud Honor sie ein. Mercedes nahm mit einem schmalen Lächeln Platz, schlug die Beine übereinander und legte sich die Mütze auf den Schoß. Honor musterte sie durch halb geschlossene Lider.
Mercedes Brigham war auf Gryphon geboren worden. Sie hatte die zweite Generation der Prolong-Behandlung empfangen und war alt genug, um Honors Mutter zu sein. Ihr schwarzes Haar wies weiße Strähnen auf, und obwohl sie mehr als ein halbes Jahrhundert im Weltraum verbracht hatte, trug ihre dunkle Haut noch das wettergegerbte Aussehen, das sie dem Klima ihrer Heimatwelt zu verdanken hatte. Schön war sie nie gewesen, aber ihr angenehmes, vom Leben gezeichnetes Gesicht wirkte attraktiv. Honor
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