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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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erwiderte, drängte sie die vertraute Verdrossenheit zurück.
    Sie trat an den Plot, um ihn zu mustern, aber selbstverständlich hatte sich nichts verändert. Sie ging weiter zum Kommandosessel, während das Flaggschiff den langsamen, monotonen Marsch fortsetzte. Einfach lächerlich, das Ganze. Ihre President Warnecke (war das nicht ein bescheidener Name?), die Willis , die Hendrickson und die Jarmon bildeten ein volles Drittel der »Navy« von André Warnecke; die Hendrickson , Jarmon und Willis waren nach den drei Sonnen des Kelchs benannt, von denen jeder außer den kompletten Idioten wußte, daß sie sie niemals wiedersehen würden. Diese vier Schiffe waren seine schwersten Einheiten, und sie im Marsh-System zu halten, bedeutete eine komplette Vergeudung ihres Potentials. Sherman hatte schon vor langer Zeit begriffen, welch dummen Fehler sie begangen hatte, indem sie sich mit Warnecke einließ. Doch nun war sie an ihn gebunden – unlösbar: wen Warnecke der Desertion auch nur verdächtigte, starb langsam und qualvoll. Von der Konföderation war Sherman in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden, so daß sie nirgendwohin fliehen konnte. Wenn sie wenigstens effektiv hätte operieren können. Das Geschwader war schließlich dazu ausgelegt, als Geschwader zu operieren. Die Schweren Kreuzer hätten jeglichen Geleitschutz ausschalten und im Verein mit den kleineren Einheiten eine Brandschneise durch Silesia ziehen können; besonders jetzt, da Manticore die Zahl seiner Kriegsschiffe in der Konföderation auf das absolute Minimum reduziert hatte. Schließlich waren sie nur deswegen ins Marsh-System gezogen, weil sonst niemand jemals hierherkam. Die Hauptverteidigung der Basis war ihre Abgelegenlieit, und wenn jemals jemand herausfand, daß Warnecke sich hier versteckte und daraufhin anrückte, dann hätten Shermans vier Kreuzer ihn auch nicht aufhalten können.
    Doch wäre Sherman mit dort draußen gewesen, dann hätte sie »Commodore« Arner und seine Schweinebande im Zaum gehalten, wodurch er und seine Crew auf ihren bevorzugten »Zeitvertreib« hätten verzichten müssen. Nachdem André Warnecke Farbe bekannt hatte, hatten sich seine weiblichen Anhänger zum allergrößten Teil bald abgesetzt, und Sherman wußte genau, weshalb sie und die meisten anderen verbleibenden Frauen auf diejenigen Schiffe versetzt worden waren, welche das Marsh-System niemals verlassen durften.
    Ihre Gedanken durften sich nicht auf ihrem Gesicht widerspiegeln! Es ist immer noch besser, hier festzusitzen, als einem wie Arner bei der Arbeit zuzusehen , sagte sie sich grimmig. Mittlerweile mußte Arners Geschwader den Geleitzug nach Poznan bereits aufgebracht haben, und das Wissen darum, wie er seinen Crews »ein bißchen Abwechslung gönnte«, rief in Sherman tiefsten Ekel hervor. Wie konnte es nur soweit kommen? fragte sie sich nicht zum erstenmal. Irgendwann habe ich an all das einmal geglaubt ; ich habe gedacht, mit Warnecke würde es dem Kelch besser gehen, jetzt sehe ich einfach keinen Ausweg mehr … und ›der Lenker‹ wird von Tag zu Tag verrückter. Bevor man uns aus dem Kelch verjagt hat, war es schon schlimm genug, aber jetzt … Sherman erschauerte. Er glaubt wahrscheinlich wirklich, er würde eines Tages zurückkehren, aber das bezweifle ich sehr. Er zürnt dem gesamten Kosmos. Er will sich rächen, indem er so viele Menschen mitnimmt wie er nur kann … und ich stecke mittendrin fest.
    Sie schloß die Augen. Du darfst nicht einmal darüber nachdenken , schalt sie sich ernst. Er mag wahnsinnig sein, aber das macht ihn nur gefährlicher. Wenn er auch nur glaubt, du könntest »unzuverlässig« werden …
    Mit einem erneuten Schaudern öffnete sie die Augen und klappte den Sessel nach hinten. Wenigstens war sie nicht gezwungen, viel Zeit am Boden zu verbringen. Das war auch schon etwas. ›Der Lenker‹ hatte es fertiggebracht, mehr als viertausend seiner ›Elitegardisten‹ in die Schiffe zu zwängen, die aus dem Kelch geflohen waren, und jeder einzelne davon befand sich nun auf Sidemore. Gott allein wußte, womit sie sich die Zeit vertrieben, und Sherman wollte es gar nicht wissen. Ihre Alpträume reichten ihr auch so schon. Nicht daß es …
    »Hyperabdruck!«
    Erstaunt ruckte Sherman in aufrechte Haltung. Der Taktische Offizier der Warnecke beugte sich bereits über seine Konsole, und Sherman schloß fest den Mund. Er würde ihr mitteilen, was vorging, sobald er es selber wußte, und Sherman zwang sich zur Geduld, aber die

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