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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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die Plätze. Dr. Ryder hatte zu ihm gehalten, als er Hilfe brauchte; nun würde sie seine Fähigkeiten bitter nötig haben. Andere Männer und Frauen trafen ähnliche Entscheidungen und lehnten die Chance ab, wieder nach Hause zu kommen. Manche handelten aus Tapferkeit, andere aus Eigensinn, aber bei allen von ihnen spielte auch Loyalität eine Rolle; Loyalität zu ihrem Schiff, zu den anderen Wayfarers, zu bestimmten Offizieren, zur Pflicht – und über allem, zu ihrer Kommandantin. Honor Harrington brauchte sie, und viele wollten sie nicht verlassen.
     
    In seiner Kabine hockte Klaus Hauptmann auf einem weich gepolsterten Stuhl und hielt sich die Hände vors Gesicht. Tiefe Scham erfüllte ihn; nicht die Wut, die ihn so offen antrieb, sondern Scham. Ungedämpfte, durchdringende Beschämung von der Sorte, die in einem Menschen heiß heraufkocht und ihn vernichten kann. Zwar wußte er, daß die schreckliche Angst um seine Tochter ihn dazu getrieben hatte, Honor Harrington zu trotzen, sie anzugreifen und zu beschimpfen, aber das bot ihm keinen Trost, keinen Schild gegen das, was er in Staceys Augen gesehen hatte: die Verletzung, die Bestürzung, den Unglauben, daß er zu dergleichen fähig war. Die einzige Person, deren Achtung Klaus Hauptmann etwas bedeutete, hatte in sein Innerstes geschaut und sich von dem abgewandt, was sie dort erblickte. In den Augen brannten ihm die Tränen, die zu vergießen er sich weigerte.
    Zu dem Ausdruck in Staceys Gesicht kam die kalte Verachtung in Harringtons Stimme. Klaus Hauptmann hatte sie nicht zum erstenmal gehört, aber zum erstenmal verdient. Das wußte er genau, und es hatte keinen Sinn zu versuchen, sich etwas anderes einzureden. Und indem er sich dieser bitteren Erkenntnis stellte, mußte er der Erinnerung an ihre erste Begegnung erneut gegenübertreten und mußte sich eingestehen – wahrscheinlich zum erstenmal seit seiner Jugend –, daß er diesbezüglich einem Selbstbetrug aufgesessen war. Er, der immer geglaubt hatte, jederzeit unerschrocken in den Spiegel blicken zu können, wußte es nun besser: Harrington hat auch beim erstenmal recht gehabt , dachte er elend. Es war richtig gewesen, daß sie den Druck zurückgewiesen hatte, den er auszuüben versuchte, und die Verachtung, die sie ihm zeigte, war angemessen gewesen. Und ebenso angemessen war es gewesen, daß sie den Mann bedrohte, der so tief gesunken war, daß er sich allein aus galliger Wut und gekränkter Eitelkeit an ihren Eltern für Harringtons Unbotmäßigkeit rächen wollte. Ein Mann, der zu dergleichen in der Lage war, ohne die Niedrigkeit seines Tuns auch nur zu begreifen , weil für ihn solche Erwägungen im Moment der Wut nicht zählten.
    So saß er da, allein mit der bitteren Erkenntnis über sich, und all sein Reichtum und seine Macht, seine Stellung und seine Leistungen boten ihm keinen Schutz vor sich selbst.
     
    Einen Arm schützend um Chris Hurlman gelegt, bewegte sich Harold Sukowski durch die Zugangsröhre des Passagierschiffes, die mit einem eigenen Schwerefeld versehen war. An Bord der Wayfarer hatte Chris sich körperlich völlig erholt, und die Heilung der seelischen Wunden war weiter vorangeschritten, als Sukowski für möglich gehalten hätte. Trotzdem wirkte sie noch immer sehr verwundbar, und der zähe, sorglos-unbekümmerte Humor, den Sukowski so viele Jahre an ihr geschätzt hatte, war völlig verschwunden. Er hielt sie dicht bei sich und bewahrte sie vor jeder zufälligen Berührung, zu der es in dem Wirrwarr ringsum leicht kommen konnte.
    Margaret Fuchien hatte Stewards und jeden überzähligen Crewangehörigen dazu abgestellt, den Strom der Flüchtlinge zu leiten. Es war von entscheidender Bedeutung, die Hangargalerie nach Anlegen eines Beiboots so schnell wie nur möglich zu räumen, und die Leute der Artemis gaben sich größte Mühe, die Evakuierten ständig in Bewegung zu halten. Aber als Sukowski und Hurlman gleich hinter Shannon Foraker die Röhre verließen, geriet der Menschenstrom ins Stocken. Die kriegsgefangenen Vaubons waren zusammen zur Artemis geschickt worden, und nur ein einziger Marineinfanterist bewachte sie. Sukowski hob rasch den Kopf, als auf den Gesichtern der wartenden Führer jähe Wut aufflammte, Wut, die sich beinahe augenblicklich in Haß verwandelte – Haß auf die Angehörigen der Flotte, die gerade die Hawkwing vernichtet und dreißig Mitglieder der eigenen Besatzung getötet hatte. Der zuständige Obersteward öffnete mit haßverzerrtem Gesicht den

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