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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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konnte dem kleineren Schiff kein Kampf aufgezwungen werden. Für die Wayfarer war dieser Nachteil noch entscheidender als für ein Großkampfschiff, denn ein Superdreadnought ihrer Masse konnte mehr als doppelt so hoch beschleunigen.
    Kurz gesagt manövrierte die Wayfarer wie eine altersschwache Schildkröte und mußte sich raffinierter Listen bedienen, um einen Gegner ins Gefecht zu verwickeln.
    Als Honor dieser Vergleich in den Sinn kam, entlockte er ihr ein müdes Lächeln. An die mangelhafte Manövrierfähigkeit würden sie sich gewöhnen müssen, doch hatten ihre Kommandanten und sie Stunden und Stunden damit verbracht, mögliche Taktiken zu diskutieren und in Simulationen zu testen. Der eilige Einsatztermin ließ ihnen nur wenig Zeit zu Übungen, und zweifelsohne würde sich einige Ideen im Ernstfall als unzweckmäßig erweisen, doch immerhin verspürte Honor beim Erkunden der Möglichkeiten, die die Schiffe boten, zunehmendes Selbstvertrauen. Außerdem verfügten die Q-Schiffe über einen gravierenden Vorteil: Wenn sie von den Piraten für Handelsschiffe gehalten wurden, war damit zu rechnen, daß der Feind sich von alleine annäherte. Hier kam die raffinierte List ins Spiel: Der Raider mußte im Glauben gelassen werden, eine fette, saftige, schutzlose Prise vor sich zu haben, bis es für ihn zu spät war und er nicht mehr ausweichen konnte.
    Mit einem Gefühl der Befriedigung blickte Honor über die Displays, die rings um ihren Kommandosessel ausgefahren waren. Die Parnassus und die Scheherazade hingen säuberlich backbords und steuerbords achteraus der Wayfarer , in sicherem, gleichbleibendem Abstand zu dem einhundert Kilometer großen Impellerkeil, während die Gudrid den Schluß der Rautenformation bildete. Die Abstände waren so eng gewählt wie möglich, was immerhin einen professionellen Eindruck machte, und angesichts der beschränkten Zeit war Honor mit dem Erreichten zufrieden. Mit ein wenig mehr Zeit wäre alles selbstverständlich noch besser gewesen. Die Wayfarer hatte drei Wochen zuvor ihre Übernahmetests mit Bravour bestanden, dichtauf gefolgt von der Parnassus und der Scheherazade , nur die Gudrid hatte zwischen Übernahme und Einsatz weniger als zwei Wochen zur Verfügung gehabt. Captain MacGuire hatte wahre Wunder gewirkt, und er und Commander Stillman gaben sich insgesamt recht zuversichtlich, aber Honor wußte, daß sie beide über die möglichen Schwächen bei Mensch und Technik besorgt waren, die zu finden ihnen möglicherweise zuwenig Zeit zur Verfügung gestanden hatte. Honor teilte ihre Sorgen. Mit voller Absicht hatte sie deshalb die alten Rauhbeine mit den schlimmsten Dienstakten der Wayfarer und der Parnassus zugeteilt, wo sie und Alice sie an die Kandare nehmen konnten; dennoch war sie sich nur zu deutlich der potentiellen Schwäche ihres Mischmaschs aus Neulingen und verbittertem Ausschuß bewußt. Fast alle ihre Abteilungen rauften sich noch zusammen, und sie hätte zwei Finger ihrer linken Hand für eine zusätzliche Woche gegeben, in der sie ihre Leute schulen und drillen könnte. Aber die Admiralität hatte mit Nachdruck darauf bestanden, daß KG 1037 so bald wie möglich den Breslau-Sektor erreichen müsse, und im Wissen der Besprechungen, an denen sie teilgenommen hatte, konnte Honor nicht widersprechen.
    Auch in anderen Sektoren der Konföderation nahmen die Verlustraten manticoranischer Schiffe alarmierend zu. Die letzte Abschätzung der Bedingungen innerhalb Silesias durch Admiral Givens’ Nachrichtendienst war eindeutig gewesen: da die RMN nicht auf die ansteigenden Verluste des Sternenkönigreichs reagierte, gingen mittlerweile auch Raider auf Beutezug, die sich bisher von manticoranischen Schiffen ferngehalten hatten. In Anbetracht dessen hatte die Admiralität darauf hingewiesen, ebenso wichtig wie die Vernichtung von Piraten sei, daß das Geschwader seine Präsenz dem raumfahrenden Gesindel innerhalb der Konföderation baldmöglichst bekanntgab. Zwar waren die Order nicht noch in letzter Minute geändert worden, aber Admiral Caparelli hatte klargemacht, daß er Honor und ihre Schiffe so bald wie möglich im Breslau-Sektor wissen wolle.
    Wie seltsam, überlegte sie, während in ihrem Manövrierdisplay das Icon für das unsichtbare Tor des Wurmlochknotens anwuchs. Niemals hatte sie an einem Unternehmen von solcher Dringlichkeit teilgenommen, selbst damals nicht, als sie am Vorabend des Krieges am Aufbau des 5. Schlachtkreuzergeschwaders beteiligt war. Durch den

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