Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Solaren Liga ein Büro im Tarragon-System, das alle neu zugehenden Gefangenen in Listen erfaßte. Das Sternenkönigreich hätte also binnen weniger Wochen vom Schicksal der Prince Adrian erfahren – und es wäre bekannt geworden, daß Honor Harrington noch lebte. Nichts konnte sie schützen, wenn die SyS am Ende doch verlangte, sie ihr zu überstellen, bislang aber hatte das Amt für Systemsicherheit Kriegsgefangene, die einmal im Gewahrsam der Flotte waren, dort auch belassen. Theisman und Tourville konnten zumindest hoffen, daß man im Falle Harringtons ähnlich verfuhr, und andernfalls wäre zumindest ihr Aufenthaltsort offiziell bekannt.
    Ihr Ruhm würde sie schützen, denn selbst die SyS konnte nicht so dumm sein, sie vor den Augen der galaktischen Öffentlichkeit zu mißhandeln. Allein der Gedanke, welche propagandistischen Gelegenheiten sich den Alliierten dadurch eröffnen würden!
    Ransoms Anwesenheit im Barnett-System hatte jedoch Tourvilles Bemühen zum Scheitern verurteilt; Theisman war ein Schauder über den Rücken gelaufen, als er die Befehle der Ministerin gehört hatte. Ransom setzte Tourvilles Anweisung außer Kraft, alle Gefangenen nach Tarragon zu verlegen, und beorderte statt dessen alle höheren kriegsgefangenen Offiziere und eine Auswahl älterer Unteroffiziere nach Barnett. Dergleichen war eigentlich zu erwarten gewesen; was Theisman wirklich Sorge bereitete, war Ransoms Zusatzbefehl: Jede Erwähnung der Gefangennahme hatte zu unterbleiben. Niemand – nicht die Inspektoren der Liga, nicht die Manticoraner und nicht einmal die Volksflotte – niemand durfte erfahren, daß Honor Harrington eine Kriegsgefangene der Volksrepublik war. Ein Befehl dieses Wortlauts beunruhigte jeden Bürger der VFH und schüchterte ihn gehörig ein.
    Vor Ausbruch des Krieges war der Staatsterror vom Amt für Innere Abwehr der Legislaturisten ausgeübt worden. Ordentliche Gerichtsverfahren und dergleichen waren für die InAb nur lästige Formalitäten gewesen, mit denen man sich nach Möglichkeit gar nicht erst abgab. Jeder hatte geflüsterte Gerüchte über diesen oder jenen gehört, der von der InAb abgeholt worden sei und niemals wieder gesehen wurde – und hatte ihn nicht in die InAb geholt, dann die Mentalhygienepolizei oder eine ihrer unzähligen Schwesterorganisationen. Die Systemsicherheit hingegen war schlimmer. Über Strafmaßnahmen brauchte nun niemand mehr zu flüstern, denn die Systemsicherheit legte großen Wert darauf, daß die Bürger über die Verhaftungen Bescheid wußten. Gerichtsverfahren stellten nun keine ärgerlichen Konventionen mehr dar, sondern hatten sich zu einmaligen Gelegenheiten gemausert, um Propaganda anzubringen und die Schreckensherrschaft der SyS zu legitimieren. Nur an Phase Eins des Vorgangs hatte sich nichts geändert: Auch wenn es später zu einem Schauprozeß kam, zuallererst wurde man von der SyS abgeholt und verschwand – bis die SyS sich schlüssig geworden war, wie mit dem Delinquenten zu verfahren sei. Wenn ein Prozeß wünschenswert erschien, tauchte die fragliche Person als Angeklagter wieder auf … und wenn es wiederum angeraten erschien, einen Prozeß zu vermeiden, dann fiel es nicht schwer, das Verschwinden dauerhaft zu machen.
    Theisman konnte nicht glauben, daß Ransom dergleichen mit Harrington vorhatte, denn die Nachteile mußten doch auch für die Ministerin auf der Hand liegen! Das jedenfalls versuchte er sich energisch, fast verzweifelt einzureden. Wenn er jedoch ehrlich war, mußte er eingestehen, daran längst nicht so fest zu glauben, wie er wollte. Schon zu viele Dummheiten waren im Namen der Revolution und des ›Volkskriegs‹ begangen, zuviel Blut allein aus dem Grunde vergossen worden, weil man ungestraft damit davonkam. Und Theisman wollte nicht, daß Honor Harrington in dieses Räderwerk geriet.
    Er nahm einen weiteren, kleineren Schluck, schloß die Augen und drückte sich das kalte Glas an die Stirn. Die Whiskeydämpfe lösten Gedankenketten aus, die zu verfolgen Theisman niemals gewagt hätte, wäre nicht der Alkohol gewesen, der in seinem Kopf Pirouetten tanzte.
    Er respektierte Harrington. Er verdankte ihr sein Leben und das Leben seiner Besatzung, denn sie hatte ihm damals in der Schlacht von Blackbird die Kapitulation gestattet, obwohl sie jeden erdenklichen Grund gehabt hatte, sein Schiff in Fetzen zu schießen und es gut sein zu lassen. Seither hatte sie wiederholt ihr Mitgefühl für besiegte Feinde bewiesen. Warner Caslet hatte in die

Weitere Kostenlose Bücher