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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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drei Ärmelstreifen und einer Duellnarbe auf der Stirn sie beiseite gestoßen hatte, ging Mincio nicht eher von Bord, bis alle Offiziere in der Zugangsröhre waren.
    »Gehen Sie an die Vorschiff-Laser, Kotzwinkle«, befahl Orloff. »Suchen Sie sich einen aus, mit dem Sie was anfangen können. Und dass nur eins klar ist: Ich habe nicht vor, den ganzen Tag hier oben zu verbringen! Etwas zu trinken, Nessler?«
    »Also …«, sagte Mincio, als sie sich den anderen wieder anschloss, die gerade den Hangar verlassen wollten. Die Melungeoner waren mit sich selbst beschäftigt, und im Grunde sprach sie nur mit Nessler, ohne dass der Anschein bestand, sie könnten auch nur ein einziges vertrauliches Wort wechseln. »Dieses Schiff ist also baugleich mit dem havenitischen Kreuzer im Air-System?«
    »Aber nein, bei Gott!«, rief Nessler belustigt aus. »Das hier ist ein Leichter Kreuzer, das Schiff im Air-System ein Schwerer, also ein ganz anderes Kaliber und zudem neuer. Allerdings«, fügte er leiser und noch immer amüsiert hinzu, »unterscheidet sich der Ausbildungsstand der Besatzungen vermutlich nicht sonderlich. Und Sie dürfen mir glauben, die Besatzung ist in der Tat erheblich besser als erwartet.«
    Orloff wandte sich um und drückte Nessler einen Becher Weinbrand in die Hand. »Kommen Sie! Sehen Sie sich mein wundervolles Schiff an!«
    Mincio folgte den beiden und war froh, nicht schon wieder mit Musketooner zu kämpfen zu haben. Nessler hatte Alcokat geschluckt, bevor er an Bord des Kutters ging, einen Katalysator, der den Alkohol mit Fettsäuren zu Estern verband, bevor er im Verdauungstrakt ins Blut gelangen konnte. Solange Nessler entsprechende Nahrung zu sich nahm – und dazu genügten die Erdnüsse aus den Schalen, die auf dem Spieltisch standen –, konnte niemand ihn unter eben diesen oder einen anderen Tisch trinken.
    Indessen übte der Katalysator keinerlei Wirkung auf den Geschmack des Musketooners aus. Vor die Wahl gestellt, hätte Mincio Bremsflüssigkeit den Vorzug gegeben.
    Mehrere Offiziere begaben sich an die Handhabung des Schiffes und brüllten den noch an Bord befindlichen Mannschaften und Unteroffizieren schon von weitem Befehle zu. Orloff führte den Rest seines Gefolges durch den Kreuzer; Nessler durfte ihm nicht von der Seite weichen. Mincio folgte ihnen als interessierte, wenn auch unerfahrene Beobachterin.
    Die Reise von Melungeon nach Hope war lang und astrogatorisch nicht ganz einfach, sodass Offiziere und Besatzung immerhin ein Mindestmaß an Befähigung besitzen mussten – angesichts des entsetzlichen technischen Zustands der Colonel Arabi sogar mehr als nur ein Mindestmaß.
    Man brauchte allerdings kein Schifftechnischer Offizier zu sein, um zu erkennen, wie wenig fachgemäß die Kabelbäume ausschauten, die offen über die Decks verliefen und in so manche Abteilung durch Löcher eintraten, die man ungeschickt in einst druckwellenfeste Schotte geschnitten hatte. Gerät passte nicht in die Schaltschränke und man hatte es mit der klassischen Spaghettiverdrahtung verbunden. Manchmal war ein Austauschaggregat auf das alte Gehäuse geschweißt worden.
    Darüber hinaus war es an Bord der Colonel Arabi unfassbar schmutzig. Hier hatten Hydrauliköle und Schmiermittel offenbar den niemals enden wollenden Feldzug gewonnen, den sie an Bord jedes Raumschiffs führten und in dem sie anstrebten, sich über jede einzelne Fläche innerhalb des geschlossenen Systems zu ergießen. Gegen den klebrigen Film hatten die Besatzungen ständig anzukämpfen, doch an Bord der Colonel Arabi sah es aus, als hätte niemand je auch nur den Versuch unternommen. Unglaubliche Barte aus gummösem Fusselfilz hingen überall herab, wo nicht ständig Personal entlang musste. Oft erreichten die Filzbärte eine Länge von zwanzig Zentimetern oder mehr.
    Schließlich gelangten sie in eine große Halle, in der ihre Schritte und jedes Wort geisterhaft widerhallten. Bislang hatte die Colonel Arabi Mincio den Eindruck vermittelt, zugleich sehr groß und sehr beengt zu sein; hier erhielt sie zum ersten Mal das Gefühl großen Volumens. In den dunklen Ecken huschten Besatzungsmitglieder fast ungesehen umher; die Beleuchtung funktionierte nur zu einem Bruchteil.
    »Hier werden wir den Pfeiler lagern«, sagte Orloff und vollführte mit beiden Händen eine Geste, die den ganzen Raum einschloss. »Drei Monate hat es gebraucht, um diese Halle freizumachen! Unsere Werft auf Melungeon ist Scheiße!« Er spuckte aufs Deck. »Elende Gauner!

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