Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber

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gleichzeitig.
    »Treffen Sie den!«, rief Orloff und schleuderte einen faustgroßen Stein nach vorn.
    Nessler schwenkte herum und richtete die Pistole auf das neue Ziel; die Waffe wirkte wie eine Verlängerung seines rechten Arms. Der Stein war nur noch als wirbelndes Flackern vierzig Meter vor Nessler zu sehen, als er abdrückte und der Stein in eine weiße Staubwolke zerplatzte.
    »Ja, ganz nett«, sagte Nessler, als er sich zu den verblüfften Melungeonern herumdrehte. Er reichte Orloff die Pistole, indem er sie mit der Mündung nach oben zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. »Habe schon lange nicht mehr geschossen. Habe es nicht gewagt, wenn ich ehrlich bin.«
    »Wo haben Sie so gut Schießen gelernt?«, fragte Orloff. Obwohl er die Finger um die Pistole geschlossen hatte, schien er nicht zu beachten, was er da in der Hand hielt.
    »Nun, Schießen war nicht meine erste Leidenschaft«, antwortete Nessler leichthin. »Aber nach einer Weile weigerte sich jeder, mit dem Degen gegen mich zu kämpfen, deshalb musste ich Schießen lernen. Ich muss leider sagen, dass ich wohl der Schrecken der Universität gewesen bin. Wie viele habe ich in Duellen getötet, Mincio? Fast zwanzig, oder?«
    »Mehr als zwanzig«, verbesserte Mincio ihn und schüttelte traurig den Kopf. »Und es war jedes Mal ein Skandal.«
    Nessler nickte. »Ja, das stimmt. Ich wäre fast relegiert worden. Meiner lieben Mutter musste ich auf dem Sterbebett versprechen, mich nie wieder zu duellieren, und bis heute habe ich mich daran gehalten. Aber ich muss schon sagen, jetzt, wo ich wieder eine Pistole in der Hand hatte, frage ich mich wirklich, ob es wirklich so schlimm wäre, wegen eines gebrochenen Versprechens ein bisschen in der Hölle zu braten.«
    Er lächelte die Melungeoner breit an. Orloff rieb sich den Schnauzbart, während er die unerwartet erhaltene Information zu verarbeiten suchte.
    »Wir sind so weit!«, rief Kotzwinkle vom Lasergeschütz. Den Kopf unterwürfig gesenkt, murmelte ein Matrose ihm einen Einwand zu. »Wir sind so weit, sage ich!«, fuhr der Offizier ihn an.
    Jedermann begab sich an den Rand der Grube. Orloff hatte Nessler den Arm um die Schultern gelegt. Mit der freien Hand schob er umständlich die Waffe in die Pistolentasche zurück.
    »Von der Mutter des Herren kann man nur ein Gutes sagen«, flüsterte Beresford Mincio ins Ohr: »Seit sie mit dem Gärtner durchgebrannt ist, hat sie die Familie nicht mehr belästigt. Und Sir Hakon hat sich in seinem ganzen Leben noch kein einziges Mal duelliert.«
    »Das brauchte er auch nie«, flüsterte Mincio zurück. »Er ließ jeden wissen, dass noch nie ein tödlicherer Duellant über den Campus geschritten ist, indem er seine Fertigkeit als Kunstschütze demonstrierte – zur Erbauung des blauen Blutes. Niemand hätte auch nur im Entferntesten daran gedacht, ihn zu fordern.« Sie nickte Nessler zu, der scheinbar arglos den Prahlereien ihres Gastgebers lauschte. »Und jetzt hat er es wieder getan, Beresford.«
    Der schwere Nahbereichs-Abwehrlaser zielte auf den nackten Granit unter dem Kristallpylonen. Einige melungeonische Offiziere stellten sich direkt gegenüber an den anderen Rand der Grube, die weniger als dreißig Meter durchmaß.
    »Sollten wir wirklich so nahe dabei stehen?«, wunderte Mincio sich laut. Jeder ignorierte sie, doch Nessler schützte seine Augen mit dem Arm. Sie tat es ihm nach.
    Nun gab Kotzwinkle einem Mann ein Zeichen, auf das hin dieser den MHD-Generator des Beiboots einschaltete. Das Grollen des Generators übertönte jeden Versuch einer Unterhaltung.
    Der Oszillator des Lasergeschützes heulte auf und steigerte die Tonhöhe, bis er nicht mehr hörbar war. Als die Waffe feuerte, ging das Fauchen der vom Laserstrahl erwärmten Luft in dem Krachen des Granits unter, der unter abrupter einseitiger Überhitzung zerbarst.
    Felssplitter schossen wie Schrapnell durch die Luft; sie variierten von Sandkorn- bis zu Kopfgröße. Die meisten schlugen in die Wände der Grube ein, doch auf der anderen Seite wurden Matrosen umgerissen, und dicht an Mincios Ohr pfiff ein Brocken vorbei, der sie bewusstlos geschlagen oder ihr gar den Schädel gebrochen hätte.
    Im gleichen Moment, als die Felssohle zerbarst, schoss ein vielfarbiger Kurzschluss aus dem Gehäuse der Laserkanone. Das Kabel, das das Geschütz speiste, hatte sich als widerstandsfähiger erwiesen als das Geschütz selbst. Mit einem schrillen Schrei stürzte Kotzwinkle in die Grube; seine Uniform stand in Brand. Er