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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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einfacher handzuhaben als ein Fusionskraftwerk. Vor allem der Zuwachs an Ausdauer war unglaublich. Während seiner Verwendung als Bordingenieur eines LACs war er noch paranoider in Bezug auf Reaktormasse gewesen als die meisten LIs von Großkampfschiffen, weil ihm nur sehr geringe Toleranzen zur Verfügung gestanden hatten. Nun brauchte er sich darüber gar keine Gedanken mehr zu machen. Dieser unglaubliche Luxus verführte geradezu zur Liederlichkeit. Allerdings brachte die Meilertechnik auch einige Nachteile mit sich – besonders die Schwierigkeit, im Falle von Gefechtsschäden keine echte Notabschaltung vornehmen zu können. Wenn im Katastrophenfall die magnetische Flasche eines Fusionsreaktors lange genug hielt, um die Wasserstoffzufuhr abzustellen, dann hatte man gewonnen. Bei einem Meiler hingegen hatte man es mit einem Reaktorkern zu tun, der sich selbst versorgte – und eine sehr üble Wirkung entfaltete, wenn die Kühlsysteme versagten. Doch die graysonitischen Techniker erschienen sehr zuversichtlich, was ihre Failsafe-Vorkehrungen anging. Nicht dass jeder manticoranische Ingenieur ihnen darin unbedingt zustimmte. Schließlich und endlich war ihr technischer Unterbau doch erheblich grober, schloss so viel Kuhhandel mit ein …
    Gearman rief sich zur Ordnung. Die graysonitische Technik war erheblich schlichter gewesen als die manticoranische, doch in den neuneinhalb Jahren seit Beitritt zur Allianz hatten sie enorme Fortschritte gemacht und immer weiter aufgeholt; ›schlicht‹ bedeutete schließlich nicht das Gleiche wie ›unterentwickelt‹; das bewies die neue Generation von Trägheitskompensatoren zur Genüge.
    Und die neuen Atommeiler werden es nachhaltig unterstreichen , versicherte er sich. Er hob den Blick, als Captain Harmon sich ganz Lieutenant Commander Stackowitz zuwandte.
    »Ich habe Captain Truman überredet, für die morgige Übung mit scharfen Waffen den Einsatz einiger echter Raketen zu genehmigen, Barb«, verkündete sie ihrem Operationsoffizier, »Ehrlich, Skipper?« Stackowitz lebte sichtlich auf. »Echte Gefechtsköpfe? Oder Übungsmunition?«
    »Beides«, antwortete Harmon mit einem Haifischgrinsen. »Übungsmunition für die Schüsse auf die Minnie , aber scharfe Gefechtsköpfe bei allem anderen. Einschließlich«, und das Grinsen wurde noch breiter, »einer großangelegten Eloka-Übung. Mit fünf Staffeln.«
    Stackowitz’ Augen leuchteten. »Dürfen wir etwa mit Geisterreitern spielen?«
    Harmon nickte. »Jawoll. Die Versorgungsabteilung hat soeben funkelnagelneue Täuschkörper mit modernsten Signalverstärkern hereinbekommen – genau die, von denen Sie mir letzten Monat erzählt haben. Wir müssen sie uns zwar mit der Hancock-Basis teilen, aber es gibt mehr als genug davon für alle.«
    »Junge, Junge«, murmelte Stackowitz andächtig, dann bedachte sie McGyver mit einem Grinsen, das die Haifischgrimasse der COLAC verblassen ließ. »Ich habe dir immer gesagt, mit den neuen Täuschkörpern ändert sich alles. Jetzt kann ich’s dir beweisen. Ich setze fünf Mäuse, dass sie die Zielverfolgungskapazität der Minotaur um fünfunddreißig Prozent senken, dass also von unseren LACs deutlich weniger abgeschossen werden – und das, obwohl ihre Operationszentrale genau weiß, was wir vorhaben.«
    »Fünf Dollar lasse ich mir nicht entgehen«, schlug McGyver lachend ein.
    Harmon schüttelte den Kopf. »Manche Leute wetten wohl auch noch, in welcher Himmelsrichtung die Sonne aufgeht«, stellte sie fest. »Aber nachdem ihr nun die wichtigen finanziellen Fragen geklärt habt, wollen wir uns doch den Einzelheiten besagter Übung zuwenden. Eins vorweg, Barb …«
    Sie stützte sich auf den Tisch, und ihr Stab hörte aufmerksam zu. Während Harmon mit höchster Präzision ihre Absichten darlegte, gaben die Offiziere immer wieder Notizen in ihre Memopads.
     

19
     
    Der Earl von White Haven stand auf der Hangargalerie und blickte durch den Armoplast in das strahlend hell erleuchtete, kristallklare Vakuum des Beiboothangars. Wie merkwürdig, dachte er. In den letzten siebzig seiner zweiundneunzig T-Jahre hatte er weit mehr Zeit im All verbracht als auf der Oberfläche eines Planeten, und doch beruhte seine Beurteilung dessen, was ›normal‹ war und was nicht, noch immer unlösbar auf den Eindrücken seiner am Boden verbrachten Jugend. Die alte Redensart ›kristallklare Luft‹ besaß nur so lange eine Bedeutung, bis man zum ersten Mal die harte, scharfe Klarheit des Vakuums gesehen

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