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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
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eine Anklage nicht ausgereicht. Und da Ringstorff offiziell von Mesa bestallt worden war, musste man ihn sogar auf Erewhon mit Samthandschuhen anfassen.
    Thandi unterdrückte ein raues Auflachen. Samthandschuhe! Tatsächlich streifte der Mann im Zentrum der Szenerie - wenig überraschend Victor Cachat - sich gerade Handschuhe über. Samthandschuhe allerdings waren es nicht. Aus welchem Material sie auch bestanden, sie waren von einem stumpfen Schwarz; die langsame, bedächtige Weise, in der Cachat sie sich überzog, hatte etwas unglaublich Bedrohliches an sich. Thandi erinnerte sich, gelesen zu haben, dass Scharfrichter traditionell immer Handschuhe trugen, wenn sie ihr Handwerk ausübten.
    Der vierte an einen Stuhl gekettete Mann war George Lithgow, Ringstorffs rechte Hand. Ebenfalls jemand, den man übelster Verbrechen verdächtigte. Und ebenfalls jemand, der unter dem Schutz Mesas stand.
    Berrys Gedanken musste in genau den gleichen Bahnen verlaufen sein. Das Mädchen wisperte:
    »Ich glaube, Mesa hat gerade seinen Kreditrahmen überzogen. Wer ist der Kerl in der Mitte?«
    »Victor Cachat«, flüsterte Thandi zurück. »Er ist ... nun, von Haven, aber angeblich ist sein Aufenthalt rein privater Natur.«
    Berry Zilwicki fiel das Kinn herunter. »Aber... den kenne ich doch. Dieser Kerl sieht überhaupt nicht so ... oh. Doch, ich glaube, es ist derselbe. Aber er sieht überhaupt nicht aus wie bei der Beerdigung.«
    Das Mädchen musterte Cachat einen Augenblick länger. Dann sagte sie: »Er scheint einen Kopf größer zu sein, und fünfzehn Zentimeter breiter in den Schultern - ich erinnere mich jedenfalls nicht an so breite Schultern ... Älter sieht er auch aus, und ... Ach du lieber Gott.« Die nächsten Worte flüsterte sie so leise, dass sie kaum hörbar waren: »Diese Kerle könnten einem wirklich leid tun.«
    »Von wegen«, zischte Thandi.
    Ihr Geflüster musste lauter gewesen sein, als Thandi gedacht hatte, denn Cachat drehte den Kopf und sah sie an. Seine Miene war ohne jeden Ausdruck. Thandi erkannte ihn kaum wieder. Das blasse Gesicht war unter dem Licht der Punktscheinwerfer das Gleiche, doch seine Augen sahen jetzt aus wie schwarze Steinsplitter, und sein Kinn wirkte nicht mehr kantig, sondern wie ein Marmorblock.
    Cachat blickte ihr in die Augen. Noch immer war seine Miene völlig regungslos und gab kein Zeichen, dass er sie erkenne, zeigte kein Gefühl und ... nichts. Dort war einfach nichts. Es war, als blickte man in die dunklen Augen einer Statue - oder eines Golems.
    Cachat wandte den Kopf ab und richtete seine Augen auf die angeketteten Männer. Obwohl sie bewegungsunfähig waren, versuchten sie, vor seinem Blick zurückzuweichen. Selbst Flairty, der religiöse Überzeugungstäter, schien in sich zusammenzusinken wie ein Ballon, der langsam die Luft verliert. Thandi versuchte sich auszumalen, wie bedrohlich diese schwarzen Augen aus geringer Entfernung wirkten, wenn man tatsächlich ihr Ziel war.
    »Er macht einem wirklich Angst, was?«, wisperte Berry. »Ich erinnere mich, dass Daddy mir mal erzählt hat - obwohl ...
    na ja. Cachat hat jedenfalls Helen das Leben gerettet. Mir vielleicht auch. Schwer zu durchschauen.«
    Einen Moment lang war es Thandi, als klaffe ein gewaltiger Abgrund zwischen ihr und dem Mädchen auf, und aus dem Abgrund brodelte ungezügelte Wut hoch wie Magma., Sie begriff Victor Cachat in einer Weise, wie Berry Zilwicki es niemals vermochte ... wie es kein verwöhntes reiches Balg je könnte ... und ...
    Sie unterdrückte die Wut und schloss die Kluft, nachdrücklich, und sie empfand dabei ein tiefes Schuldgefühl. Sie rief sich in Erinnerung, dass Berry, auch wenn sie nun wie eine Prinzessin gekleidet war und eine Königliche Hoheit begleitete, keineswegs privilegiert zur Welt gekommen sei. Watanapongse hatte ihr den Lebenslauf der jungen Frau Umrissen. In vielerlei Hinsicht hatte sie es sogar noch schwerer gehabt als Thandi. Oder Victor. Berry war es nur gelungen, irgendwie aus diesem Leben hervorzugehen, ohne dass sie den Hass und Zorn mitschleppte, die Menschen wie Thandi Palane und Victor Cachat so sehr geprägt hatten. Wie sie das geschafft hatte, war Thandi ein Rätsel, doch sie begriff in diesem Augenblick - unter echtem Schock was für ein ungewöhnlicher Mensch dieses Mädchen wirklich war. Sie ließ an einen menschlichen Diamanten denken, unberührt - nicht einmal angekratzt - von einem Universum, das angefüllt war mit Grausamkeiten und Gleichgültigkeit. Es war,

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