Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
Vom Netzwerk:
als habe Berry sich, wo andere Menschen sich auf Können und Talente spezialisierten, auf geistige Gesundheit spezialisiert.
    Sie spürte, wie Berry die Hand in die ihre schob, und drückte sie leicht.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass das kein schöner Anblick wird, Berry«, flüsterte sie. »Willst du uns nicht lieber allein lassen?«
    »Nein«, antwortete Berry leise. »Es hat keinen Zweck, vor den Dingen davonlaufen zu wollen.« Das Gesicht des Mädchens verzog sich zu einem schwachen Lächeln. »Außerdem gibst du eine fantastische große Schwester ab.«
    Thandi spürte in sich ein warmes Gefühl. Das Gefühl entspannte sie, und sie nahm die Beobachtung der Szene wieder auf. Victor Cachat war ... Victor Cachat. Damit würde sie sich abfinden oder nicht, aber was auch geschah, sie könnte sich später damit befassen.
    Außer Victor und den Gefangenen standen noch acht Männer und drei Frauen in der Saalmitte. Sie hielten sich zurück; obwohl sie die Gefangenen anblickten, ließen sie Cachat Platz. Eine eigenartige Mischung waren sie.
    Die drei Frauen kannte sie: Inge und Lara, die sie zur Beschattung Flairtys abgestellt hatte, und Ginny Usher.
    Inge zeigte keine Regung, doch Lara wirkte mit der Situation überaus zufrieden. Thandi konnte nicht sagen, woher das kam, bis sie den Blick bemerkte, den Lara einem Mann zuwarf, der nicht allzu weit von ihr entfernt stand. Der Blick signalisierte eine Art grob behauene Zuneigung, kaum verhohlene Lüsternheit und Erheiterung. Er grenzte ans Raubtierhafte.
    Der Mann hingegen wirkte leicht nervös - mehr als nur ein bisschen, nachdem er Laras Blick bemerkt hatte und schon wieder musste sich Thandi ein Lachen verbeißen. Ihre Amazonen hatten, das wusste sie wohl, ihre eigenen Vorstellungen, wie eine Partnerwerbung abzulaufen habe - Vorstellungen, die den Mann am Empfängerende oft ernsthaft schockierten. Thandi war damit zwar nicht ganz einverstanden - doch andererseits entging ihr keineswegs die poetische Gerechtigkeit daran. Sie war einmal auf antike Sagen gestoßen und bezweifelte nicht, dass der Mann sich vorkam wie Europa, wäre diese ein Mann namens Europus gewesen und das große Tier, dessen lustvollen Blick er auf sich spürte, eine Riesenkuh namens Zeusa.
    Zunächst überraschte es Thandi ein wenig, wer da im Mittelpunkt von Laras Begehren stand. Sie kannte den Mann nicht, war sich aber sich, dass er dem Audubon Ballroom angehörte. Ballroomer und Schwätzer waren jedoch schon immer erbitterte Feinde gewesen. Aber...
    Einen gewissen Sinn, musste sie einräumen, ergab die Sache schon. Die Subkultur, die Lara nicht vollständig, aber zum größten Teil abgelegt hatte, hielt von je die Fähigkeit zur Gewalttätigkeit hoch. So sehr die Schwätzer den Ballroom auch hassten, fürchteten sie ihn gleichzeitig. Über andere ›Untermenschen‹ rümpften die Schwätzer vielleicht die Nase, doch ausgerechnet die Niedrigsten der Niedrigen hatten oft genug gezeigt, dass sie den Schwätzern durchaus das Wasser reichen konnten, wenn es darum ging, ein Blutbad anzurichten. Deshalb war es vielleicht gar nicht so seltsam, dass Lara, nachdem sie begriffen hatte, dass sie einen Mann suchen musste, der nicht aus den Reihen der Schwätzer stammte, einen hartgesottenen Ballroomer ... recht attraktiv finden konnte. Thandi hätte es nicht überrascht, wenn eine ganze Reihe ihrer Amazonen ähnliche Beziehungen anbahnten.
    Ginny Usher hingegen sah unglücklich aus. Ihr Gesicht, so ausdrucksvoll, als Thandi sie kennen lernte, war nun reglos und kalt. Thandi konnte sich zunächst nicht erklären, woran es lag, denn als ehemalige Manpower-Sklavin konnte es sie kaum belasten, wenn die vier Gefesselten ein übles Ende ereilte. Sie waren nicht nur ›Repräsentanten‹ des Gensklavenhandels - sie waren die direkten Erfüllungsgehilfen des Bösen.
    Doch als sie sah, wie Ginny Victor anblickte, begriff sie. Ginny Usher gab nichts um mesanische Verbrecher - sie hatte es sogar geschafft, ihr vergangenes Leben hinter sich zu lassen, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß wie Berry. Ihr bedeutete jedoch der junge Mann, der dort inmitten des Saales stand, sehr viel, und fragte sich vermutlich - wie es Thandi in Bezug auf sich selbst auch schon oft ergangen war -, wie oft ein Mensch eine Rolle annehmen konnte, bevor die Rolle zur
    Wirklichkeit wurde. Bevor ein Mann - oder eine Frau - zum Golem aus eigener Schöpfung wurde.
    Die acht Männer, die im Saal standen, kannte Thandi nicht, war sich aber fast

Weitere Kostenlose Bücher