Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
»So wie ich dich kenne, suchst du doch schon wieder nach etwas Neuem, um das du dir Sorgen machen kannst!«
»Gar nicht!«, protestierte sie.
»Aber sicher«, versetzte er. »Nimitz?«
Hamish, Emily und Jacques blickten zu Nimitz hinüber. Nachdenklich erwiderte der Baumkater ihre Blicke … Dann nickte er.
»Verräter!«, zischte Honor ihrer ’Katz zu.
»Komm schon, raus damit!«, befahl ihr Onkel. »Lass hören, dann haben wir das hinter uns, bevor du wieder zu den anderen musst, um noch ein bisschen Brautführerin zu spielen!«
Kurz funkelte Honor ihn an, dann zuckte sie mit den Schultern.
»Auch wenn ich nicht glauben kann, dass ich mich das je sagen höre: Vielleicht hast du ja wirklich recht.«
»Ich habe immer recht«, erwiderte ihr Onkel würdevoll. »Doch leider, leider ist mir das Los beschieden, stets von Leuten umringt zu sein, die meinen messerscharfen Verstand und meine übermenschlich rasche Auffassungsgabe keineswegs zu würdigen wissen. Also los, jetzt spuck’s schon aus!«
Honor schnitt ihm eine Grimasse, dann seufzte sie.
»Also gut. Ich habe gerade Vorsitzenden Benton-Ramirez angeschaut. Ich habe gesehen, wie fröhlich und unbesorgt er wirkt. Und dann musste ich an Reid und seinen Antrag denken.«
Fragend blickten die anderen sie an. Über interstellare Entfernungen hinweg war Gleichzeitigkeit ein recht vager Begriff. Doch in weniger als vierundzwanzig Stunden wäre es so weit: Die Abstimmung zu Tyrone Reids Antrag zur Einsetzung einer Untersuchungskommission über Beowulfs angeblichen Hochverrat fände statt.
»Sich darüber Gedanken zu machen hat doch keinen Sinn«, meinte Honors Onkel nach kurzem Nachdenken. »Wir alle wissen doch, wie die Abstimmung ausgehen wird. Und Felicia weiß, was dann zu tun ist.« Er zuckte die Achseln. »Schließlich gibt es keinen Zweifel darüber, wie die Volksbefragung auf Beowulf laufen wird. Jede Meinungsumfrage und jede digitale Gemeindeversammlung, die wir bislang abgehalten haben, zeigt das sehr deutlich, Honor. Und du hast doch selbst die Leitartikel und die öffentlichen Meinungsäußerungen mitbekommen!«
»Ja, ich weiß. Vergiss nicht, ich bin ja auch eine halbe Beowulfianerin, Onkel Jacques! Nur … es ist so ein gewaltiger Schritt, und ich mache mir Sorgen wegen der Reaktion der Mandarine darauf.«
»Allzu viel unternehmen können die nicht«, meinte Jacques trocken.
»Das Problem ist, ob ihnen das bewusst ist oder nicht«, gab Honor zurück. »Na, und bislang haben die fünf kein großartiges Urteilsvermögen unter Beweis gestellt. Immer wieder sage ich mir: He, die sind doch nicht dumm! Sicher, sie sind blind, arrogant und selbstgerecht, und sie haben so wenig Ahnung von uns ›aufgeblasenen Neobarbaren‹, dass sie sich verhalten wie echte Vollidioten. Aber innerhalb ihrer eigenen, sehr beschränkten Weltsicht sind sie keine Vollidioten. Muss das nicht bedeuten, sie müssen begreifen, was die Stunde geschlagen hat, wenn man sie nur nachdrücklich genug darauf hinweist?«
»Wahrscheinlich.« Jacques nickte. »Zumindest sollte man das annehmen.«
»Und genau das macht mir solche Sorgen«, sagte Honor. »Für mich – ach, für uns alle – ist es ganz offensichtlich, wozu die jüngsten Entscheidungen auf Beowulf letztendlich führen werden. Also gehen wir davon aus, dass es für die Mandarine genauso offensichtlich ist. Ausgehend von ihren letzten Entscheidungen bedeutet das, dass sie versuchen werden, etwas dagegen zu unternehmen, bevor es zu spät ist.«
»Wie gesagt: viel Spielraum, etwas zu unternehmen, haben die nicht – zumindest nicht kurzfristig«, erwiderte ihr Onkel.
»Vielleicht nicht. Aber es würde mich beruhigen, wenn wir ein paar Wallschiffe der Invictus -Klasse im Orbit von Beowulf hätten.«
»Da kann ich dir kaum widersprechen«, meinte Jacques gedehnt. »Aber Beowulf hat eine andere politische Entscheidung getroffen. Manticore um Unterstützung zu bitten, damit Tsang nicht mit Gewalt den Beowulf-Terminus einnimmt, ist eine Sache. Und niemand auf Beowulf dürfte ein Problem damit haben, wenn deine Navy, Honor, mit Nachdruck dafür sorgt, dass Beowulf den Terminus auch langfristig behält. Niemanden wird stören, dass Manticore so viele Schiffe dafür abstellt wie nötig. Aber wenn wir Wallschiffe der Mantys im Orbit des Planeten postieren, sieht das gewaltig nach etwas anderem aus, nämlich danach, als würde Manticore Beowulf in Wahrheit zu dieser Entscheidung zwingen! Zumindest die Beowulfianer, die noch daran
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