Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
die eine oder andere Weise – vorbei gewesen wäre. Eigentlich hätte man doch den Beowulf-Terminus überhaupt nicht in die ganze Sache zu verwickeln brauchen. Ich dachte, es wäre gar nicht schlecht, Beowulf sozusagen als Ass im Ärmel zu behalten – nur für den Fall der Fälle. Der Gedanke hätte doch wirklich etwas für sich.«
»In mancherlei Hinsicht gebe ich Ihnen sogar recht«, bestätigte Grimm. Angesichts ihrer Position und der Rolle, die man ihnen zugedacht hatte, waren Dombroski und sie recht gut über die Gedankengebäude informiert, die jetzt zur Freigabe für das Kurierboot geführt hatten. Alles war Teil eines größeren Plans. Trotzdem war Grimm der Ansicht, der Captain hätte recht, nur …
»Mir wäre es schwergefallen, so eine Entscheidung zu treffen«, sagte sie schließlich. »Genau wie den tatsächlichen Entscheidungsträgern. Mein Gefühl sagt mir, die Beowulfianer selbst haben diese Entscheidung getroffen, nicht einer von unserer Seite des Knotens. Ausschlaggebend ist wohl, dass man auf Beowulf so richtig sauer auf das Mesanische Alignment ist. Beowulf will also auf keinen Fall nur auf der Ersatzbank abwarten, während wir uns das Alignment vornehmen. Außerdem widert die Beowulfianer genauso wie alle anderen an, wie Kolokoltsov und die Mandarine die ganze Lage verbockt haben. Die Liga in einen Chaoshaufen zu verwandeln, ha! Auf diese Weise aber beziehen die Beowulfianer klar Stellung – und können allen beweisen, warum sie die Seite wechseln und sich uns anschließen mussten, meine ich: Die wollen auch noch Admiral Tsang ins Boot holen. Die wollen sie dazu bewegen, offen ihren Teil zu Unternehmen Heiliger Zorn beizutragen. Dann haben sie zusätzliche Beweise dafür, wie übel Kolokoltsovs Apparatschiks der Liga-Verfassung mitspielen.«
Nachdenklich schürzte Grimm die Lippen. Dann zuckte sie mit den Schultern.
»Aber egal, die Entscheidung haben ranghöhere und besser bezahlte Leute getroffen, nicht wir. Also werden wir uns daran halten müssen. Und«, ein flüchtiges Lächeln spielte um ihren Mund, »ich muss zugeben, ich bin verdammt neugierig, worauf das alles hinausläuft.«
»Also gut, Harper«, sagte Honor und schaute zu, wie das Icon von HMS Cantata von ihrem Plot verschwand, »würden Sie mich dann bitte zu Admiral Filareta durchstellen?«
»Admiral, gerade trifft eine Kommunikationsanfrage ein.«
Filareta blickte zu Admiral Burrows hinüber und hob angesichts der Meldung fragend eine Augenbraue. In 14 875 000 Kilometern Entfernung stand der zahlenmäßig hoffnungslos unterlegene Schlachtwall der Mantys reglos im All. Er behielt seine Position relativ zum Planeten bei, annähernd fünfzig Lichtsekunden von Filaretas eigener, deutlich größerer Formation entfernt. Der Flottenadmiral war erstaunt, dass die Mantys bislang noch nicht beschleunigt und sich zurückgezogen hatten. Aber beschweren wollte er sich darüber wahrlich nicht.
»Ich hatte mich schon gefragt, wie lange die noch brauchen würden«, sagte er.
»Ehrlich gesagt bin ich erstaunt, dass sie überhaupt so lange gewartet haben, Sir«, erwiderte Burrows mit einem rauen Lachen.
»Von wem stammt die Nachricht, Reuben?« Filareta wandte sich wieder dem Hauptplot zu und blickte Captain Reuben Sedgewick an, seinen Stabssignaloffizier.
»Von Admiral Harrington, Sir«, erwiderte Sedgewick. Sein Tonfall klang sonderbar, und Filareta runzelte die Stirn. Jegliche lichtschnell übertragene Kommunikationsanfrage, die derart rasch bei ihnen eintraf, musste von Tango-Zwo stammen. Der Flottenadmiral war ernstlich überrascht, dass sich Harrington bei diesem Verband aufhielt und nicht bei Tango-Eins. Doch das allein erklärte Sedgewicks sonderbaren Tonfall nicht.
»Gibt es ein Problem, Reuben?«
Filaretas Tonfall fiel deutlich kühler aus als zuvor.
»Es ist nur …« Sedgewick zögert, dann hob er entschuldigend die Achseln. »Sie hat ausdrücklich nach Ihnen gefragt, Admiral. Und sie … öhm … sie hat Sie ausdrücklich als den Kommandeur der Elften Flotte bezeichnet.«
Filareta spürte, wie sein Gesicht versteinerte. Einen Moment lang starrte er seinen Signaloffizier wortlos an, dann blickte er wieder zu Burrows hinüber. Jegliche Spur Belustigung war aus dem Gesicht des Stabschefs verschwunden. Stirnrunzelnd schaute er seinen Vorgesetzten an.
»So viel zum Thema ›operative Sicherheit‹«, bemerkte Filareta.
»Jawohl, Sir.« Angewidert schüttelte Burrows den Kopf. »Da hat jemand auf Alterde wohl nicht den Mund
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