Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
Weichteile. Die Navy der Haveniten? Der Flottennachrichtendienst und das Planungsamt hatten schon immer für möglich gehalten, Grayson könne töricht genug sein, sich Seite an Seite mit seinen manticoranischen Verbündeten der Liga entgegenzustellen. Das waren schließlich religiöse Fanatiker, noch hinterwäldlerischer als die meisten anderen Neobarbaren-Monarchien! Mit graysonitischen Verbänden bei den Verteidigern Manticores war also zu rechnen gewesen. Aber niemand war bislang auf die Idee gekommen, ein System, das erst kürzlich hoffnungslose Primitivität hinter sich gelassen hatte, könnte derart viele Superdreadnoughts zu einem Schlachtwall beisteuern. Und dann auch noch Haven! Die gingen den Mantys doch seit Jahrzehnten ständig an die Gurgel! Was könnte denn Haven dazu bewogen haben, sich mit dem Todfeind zu verbünden, bloß um der unbesiegbaren Liga zu trotzen? Ungeheuerlich das Ganze! Außer natürlich …
»Sie werden mir eine gewisse Skepsis sicherlich verzeihen, Admiral Harrington«, brachte Filareta in beinahe normalem Tonfall heraus, »aber ich finde es schwer zu glauben, dass Haven Ihnen in einer solchen Lage beistehen soll.« Er rang sich ein Lächeln ab. »Und da die Handelsflotte Ihrer Sternnation bekanntermaßen beachtlich ist, frage ich mich, ob es sich bei dem Verband hinter meiner Flotte nicht auch bloß um Frachter handelt.«
»Das wäre ein interessanter Trick gewesen, das stimmt«, entgegnete Harrington. »Dass Ihnen dieser Gedanke kommen könnte, hatte ich mir schon gedacht. Deswegen habe ich jemanden bei mir, der sich für die Richtigkeit meiner Aussage verbürgen kann.«
Sie nickte, und ein untersetzter Mann mit braunem Haar – ein Mann, der den Skinsuit eines havenitischen Admirals trug – trat neben Harrington in den Erfassungsbereich des Com-Aufzeichners.
»Ich darf Ihnen Admiral Thomas Theisman vorstellen«, sagte Harrington kühl. »Vielleicht haben Sie schon von ihm gehört. Falls ja, wissen Sie auch, dass er der Kriegsminister der Republik Haven und zugleich der Chef des Admiralstabs ist. Sie dürfen also davon ausgehen, dass er offiziell für die Republik zu sprechen berechtigt ist.«
»Ja, das bin ich, Admiral Filareta.« Die Stimme des braunhaarigen Mannes war ebenso eisig wie Harringtons. »Und ich spreche zu Ihnen von Herzogin Harringtons Flaggschiff. Also besteht wohl kein Zweifel mehr, wie meine Sternnation zu diesem Konflikt steht. Falls Sie daran zweifeln sollten, dass ich tatsächlich der bin, für den ich mich ausgebe, lade ich den Vertreter des Flottennachrichtendienstes, der sich an Bord Ihres Schiffes befindet, herzlich dazu ein, seine Aufzeichnungen durchzugehen. Ich habe in der Vergangenheit bereits persönlich und direkt in Kontakt mit der Navy der Solaren Liga gestanden. Zugegeben, damals war ich noch kein Flaggoffizier. Aber der Flottennachrichtendienst wird entsprechende Aufzeichnungen gewiss aufbewahrt haben. Ich hoffe, besagter Dienst war umsichtig genug, Ihnen dieses Material zukommen zu lassen, bevor Sie in diese Raumregion ausgeschickt wurden.«
Sein Tonfall verrät deutlich, dass er bezweifelt, jemand aus der Liga könnte dafür schlau genug gewesen sein , dachte Filareta grimmig. Und der Beweis dafür, dass der solarische Nachrichtendienst gepatzt hatte? Ganz einfach: Filaretas momentane missliche Lage.
»Während Sie also Ihre Unterlagen durchgehen«, fuhr Theisman fort, »darf ich Ihnen versichern, dass meine Regierung hinter jedem Wort steht, dass Herzogin Harrington geäußert hat. Der Wahnsinn, der derzeit in der Solaren Liga grassiert, ist lediglich die jüngste und gewiss auch spektakulärste Manifestation einer arroganten und korrupten Außenpolitik. Dass die Liga eklatant jedes geltende interstellare Recht und jeden Bündnisvertrag mit Füßen tritt und dabei die Unabhängigkeit jeder Sternnation missachtet, die den Interessen der Liga und der Expansion ihrer OFS-›Protektorate‹ im Wege steht, wurde vom Rest der Galaxis allzu lange toleriert. Leider scheint niemand in der Liga genug im Kopf zu haben, um zu begreifen, wie sehr Ihre Sternnation sich manipulieren lässt – und das von einem sogar noch korrupteren und obendrein nicht der Liga angehörenden Regime! Das macht die Liga für alle anderen Sternnationen nur noch gefährlicher. Daher ist die Republik Haven bereit, sich zusammen mit dem Sternenimperium von Manticore und dessen Verbündeten der jüngsten grundlosen Aggression der Solaren Liga entgegenzustellen.«
Theisman
Weitere Kostenlose Bücher