Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
Befehle auszuführen gedächten. Und ob Sie es nun zugeben oder nicht, Sie wissen genauso gut wie ich, dass Ihre Befehle rechtswidrig sind. Natürlich hat sich die Lage jetzt ein wenig geändert, nicht wahr? Vor kurzem waren Sie noch nachgerade begierig, zur Ausführung dieser Befehle Ihre solarischen Mitbürger mutig und heldenhaft abzuschlachten, oder?«
Die Beowulfianerin entblößte die Zähne zu einem freudlosen Lächeln, und ihre braunen Augen waren ebenso hart, ebenso eisig wie Trumans blaue Augen.
»Wie Admiral Truman schon gesagt hat, wir wollen niemanden töten, den wir nicht töten müssen. Aber wenn Sie immer noch bereit sind, sich Ihren Weg durch diesen Terminus freizukämpfen, Fleet Admiral Tsang, dann nur zu!«
Kapitel 5
»Was zur Hölle hat er sich denn nur dabei gedacht?!«, fauchte Elizabeth Winton.
Zornig betrachtete die Kaiserin von Manticore die gewaltige Verlustliste. Ihre braunen Augen loderten wie Glutöfen, als die Namen der zerstörten und beschädigten solarischen Sternenschiffe endlos über die Displaywand des Besprechungszimmers scrollten.
»Du hattest den doch eiskalt erwischt! Und das wusste er auch! So dämlich kann doch nicht einmal ein Solly sein!«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Honor düster. Sie stand neben ihrer Monarchin. Ihr Blick war finster, die Augen umschattet. Sie wirkte gehetzt, nicht zornig. Zwar loderte auch in ihr Wut, aber ein kalter, bitterer Zorn, überlagert von Bedauern und … Schuldgefühlen.
Nimitz, der wie stets auf seiner Sitzstange neben dem Konferenztisch hockte, gab einen sanften Laut von sich. Als Honor ihn anblickte, richtete er sich auf und hob beide Echthände.
›Nicht deine Schuld‹, signalisierte er mit Nachdruck. ›Du hast es versucht. Du hast alles versucht, was du konntest. Das war seine Schuld, nicht deine.‹
»Nimitz hat recht.« Nun klang Elizabeths Stimme deutlich sanfter, und Honors Blick wanderte zurück zur Kaiserin. »Du hast wirklich alles getan, was du tun konntest, Honor.«
»Außer ihn auch militärisch unbezweifelbar in die Ecke zu treiben«, erwiderte Honor.
»Bitte, jetzt keine sich selbst verdammende Kritik im Nachhinein!«, mischte Eloise Pritchart sich ein, im Ton scharf. »Earl White Haven und Sie haben sich für einen Operationsplan entschieden, der Filareta zur Kapitulation zwingen sollte. Aber ich habe Sie dabei voll und ganz unterstützt, und das Gleiche gilt auch für Tom, Elizabeth und Protector Benjamin. Unsere Unterstützung haben Sie bekommen, weil Sie beide recht hatten! Sie haben es doch selbst gesagt: Wer verrückt genug wäre, in einer solchen taktischen Lage das Feuer zu eröffnen, hätte auf jeden Fall das Feuer eröffnet!«
Eine oder zwei Sekunden lang musterte Honor die havenitische Präsidentin schweigend. Dann nickte sie. Pritchart hatte sicher recht. Nur fühlte sich Honor dadurch keinen Deut besser. An die dreihundert solarische Superdreadnoughts waren zerstört worden … und mehr als eine Million Solarier hatte den Tod gefunden.
Warum? , fragte Honor sich erneut. Warum hat Filareta das getan? Weil es ihn so gedemütigt hat, dass ich seine Kapitulation verlangt habe? War er wirklich so dumm, so … eitel, dass er bereit war, sich selbst und all die anderen Männer und Frauen lieber umzubringen, statt seinen Stolz fahren zu lassen und vor einem Rudel ›Neobarbaren‹ zu kapitulieren?
Honor wusste es nicht, und sie würde es auch niemals erfahren. Denn an Bord von SLNS Philip Oppenheimer hatte es keine Überlebenden gegeben. Von der Armada von Superdreadnoughts, mit denen Massimo Filareta in das Binärsystem von Manticore gekommen war, hatten nur sechzig gänzlich unbeschädigt kapitulieren können. Zwohundersechsundneunzig, die Oppenheimer eingeschlossen, waren zerstört worden (die meisten davon vollständig, manche waren nun nur noch geborstene, zerschmetterte Hulks). Weitere einundsiebzig mochten sich noch reparieren lassen – vorausgesetzt, jemand hätte Interesse daran, veraltete, unbrauchbare Todesfallen wieder in Dienst zu stellen.
Tja, es ging ja wohl darum, ihnen klarzumachen, dass jeder Krieg seinen Preis hat! , dachte Honor bitter. Vielleicht kapieren die Mandarine es jetzt, nachdem nicht nur Crandalls Verbände aufgerieben wurden. Wäre doch nett, brächte das Ganze hier wenigstens etwas Gutes!
Auch wenn die Grand Fleet nur so wenige Verluste hatte hinnehmen müssen, vergrößerte das Honors Schmerz noch. Sie hatte schon vor langer Zeit begriffen: Der Verlust eines jeden
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