Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
Miststück Harrington verfolgt. Kolokoltsov war kein ausgebildeter Raumoffizier. Aber selbst für ihn war eines ganz offensichtlich: Falls Harrington nicht gelogen hatte – und das hatte sie nicht, und das hätte selbst Filareta klar sein müssen –, hatte die Elfte Flotte wirklich nicht den Hauch einer Chance gehabt. Harrington hatte Filareta eiskalt erwischt. Sie hatte ihm sogar die Kapitulation angeboten. Aber dieser Wahnsinnige hatte es vorgezogen, das Feuer zu eröffnen!
»Ich weiß auch nicht, was er sich dabei gedacht hat«, gestand MacArtney bitter ein. »Und jetzt wird das auch niemand mehr erfahren.«
»Und Rajani hat es immer noch nicht geschafft, Imogene Tsang nach Chicago zu schaffen, damit wir sie fragen können, wie genau ihre Befehle vor Beowulf ausgesehen haben!«, griff Quartermain den Gedanken auf. Aus dem Augenwinkel blickte sie zu Kolokoltsov hinüber. »Sie war auf jeden Fall deutlich mehr auf eine Konfrontation ausgerichtet, als sie das eigentlich hätte sein sollen. Ich frage mich, ob ihre – und auch Filaretas – Anweisungen vielleicht ein paar Klauseln enthalten haben, von denen wir nichts wussten!«
»Ich kann verstehen, wie Sie darauf kommen«, meinte MacArtney. »Aber ich glaube nicht, dass das die Erklärung ist. Zumindest nicht bei Filareta. Keine Ahnung, was da vorgegangen ist. Ich habe ihn ja persönlich kennengelernt. Er war niemand, der auf den Befehl eines anderen hin einfach Selbstmord begangen hätte – ganz egal, wer dieser andere auch sein mag!«
»Und trotzdem hat er genau das getan!« Abruzzi schüttelte den Kopf, als MacArtney ihm erneut einen scharfen Blick zuwarf. »Ich will Ihrer Analyse seines Charakters gar nicht widersprechen, Nathan. Ich sage nur, dass ihn irgendetwas dazu gebracht hat, Selbstmord zu begehen.«
»Ach, um Gottes willen, Malachai!«, entfuhr es Quartermain angewidert. »Jetzt kommen Sie mir nicht auch noch mit dieser bewusstseinsmanipulierenden Nanotechnologie der Mantys an!«
»Das zu tun, habe ich nicht die Absicht, Omosupe«, erwiderte Abruzzi kühl. »Zunächst einmal ist die gesamte Vorstellung einfach lächerlich. Allein schon der Gedanke, an den wilden Behauptungen der Mantys könnte etwas dran sein, wäre der erste Schritt, um auch alle anderen Behauptungen über dieses ominöse Mesanische Alignment für glaubwürdig zu halten – oh ja, auch dafür, dass wir alle uns durch das Alignment manipulieren lassen!«
»Na ja, irgendeine Erklärung müssen wir ja nun abgeben«, gab Wodoslawski zu bedenken. »Die Manty-Aufzeichnungen von Harringtons Gespräch mit Filareta sind doch jetzt schon bei den Medien angekommen. Darin wird sehr deutlich, dass Harrington ihm jede Möglichkeit geboten hat zu kapitulieren und dass Filareta stattdessen das Feuer auf ihre Kampfverbände eröffnet hat. Ich sage das ja wirklich ungern, aber das sind doch verdammt vernichtende Beweise dafür, wer für dieses Massaker verantwortlich ist!«
»Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis Felicia Hadley darüber vor dem Parlament große Reden schwingt«, griff Kolokoltsov den Gedanken auf. »Sie hat Beowulfs Widerstand dagegen, dass Tsang den Terminus nutzt, damit gerechtfertigt, dass Beowulf auf diese Weise das Leben von Tsangs gesamten Besatzungen gerettet hat. Was mit Filareta passiert ist, wird doch ihre Position in dieser Hinsicht nur noch stärken.«
»Zum Teufel mit Hadley!«, versetzte MacArtney barsch. »Wie die Aasgeier werden sich die Reporter darauf stürzen! Selbst einige unsere ›guten Freunde‹ aus den Medien werden Schwierigkeiten haben, da nicht mitzumischen – ganz einfach, weil sie an Glaubwürdigkeit einbüßten, wenn sie es nicht tun. Und damit haben wir noch gar nicht über Nervensägen wie O’Hanrahan gesprochen. Die wird sich doch erst recht … ach, Sie wissen ja, was ich meine!«
»Einer meiner Leute drüben im Ministerium für Bildung und Aufklärung hat mir eine Idee vorgelegt, wie wir das Ruder eventuell doch noch herumreißen können, zumindest kurzfristig gesehen«, meldete sich Malachai Abruzzi zu Wort. Ungläubig blickten ihn die anderen an, und er zuckte die Achseln. »Langfristig kann das niemand mehr herumbiegen, das ist klar«, räumte er ein. »Wir können eigentlich nur eines unternehmen: Wir müssen damit an die Öffentlichkeit gehen und das Ganze wenigstens ein wenig herunterspielen. Wir müssen Zweifel säen, damit die früheren Berichte nicht ganz so glaubwürdig erscheinen. Das Problem ist, dass uns genau das, was uns
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