Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
herrschen. Dann straffte er die Schultern.
»Es steht mir einfach nicht zu«, fuhr er fort, »aber ich tue es trotzdem.«
Die letzten Worte klangen beinahe wie ein resignierter Seufzer. Wu selbst schüttelte ungläubig den Kopf, als er sich derlei Dinge sagen hörte. Doch Malachais blaue Augen leuchteten sofort auf wie funkelnde Saphire, und ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
»Verstehen Sie mich nicht falsch, Captain!«, fuhr Wu in deutlich schärferem Ton fort und wedelte mit dem Zeigefinger vor dem Aufzeichner seines Coms herum. »Sie fahren geradewegs nach Klondike, liefern Ihre Ware ab, und dann geht es über Beowulf direkt nach Manticore. Ich möchte nichts von irgendwelchen anderen Aufträgen hören, die Sie sonst noch haben mögen. Sie werden auch keine weitere Fracht aufnehmen. Sie liefern ab, was Sie jetzt, in diesem Augenblick, an Bord haben, und danach geht es schnurstracks in die Heimat zurück. Haben Sie mich verstanden?«
»Voll und ganz, Commander!«, bestätigte Malachai und nickte nachdrücklich.
»Das will ich hoffen«, erwiderte Wu. »Wenn Sie nämlich nicht ganz genau das tun, bekommen wir beide gewaltigen Ärger. Ich möchte Ihnen noch einmal ins Gedächtnis rufen, dass die Strafen, die das GSHK für die Nichtbefolgung eines solchen Befehls vorsieht, drakonisch sind, Captain!«
»Machen Sie sich keine Sorgen, Commander!«, sagte Malachai. Ihre Stimme klang jetzt sanfter, als Wu es bei diesem Captain je zuvor erlebt hatte. »Ich bin Ihnen was schuldig.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich tue auf keinen Fall etwas, was Ihnen Ärger einbringt, mein Wort darauf.«
Mehrere Sekunden lang blickte Wu ihr fest in die Augen. Dann gestattete er sich ein mildes Lächeln.
»Das höre ich gern. Und ich verlasse mich auf Sie, Captain!« Noch einen Herzschlag lang blickten die beiden einander an. Dann wedelte Wu mit der rechten Hand vor dem Aufzeichner. »Und jetzt machen Sie sich vom Acker! Sehen Sie zu, dass Sie Land gewinnen, bevor ich noch zur Vernunft komme und es mir anders überlege!«
Kapitel 3
»Ach, Mist.«
Leise wurde das gesagt; es klang fast wie ein Gebet. Einen Lidschlag lang war sich Lieutenant Aaron Tilborch, der Kommandant des Leichten Angriffsboots Kipling der Zunker Space Navy, nicht einmal bewusst, dass er überhaupt etwas laut gesagt hatte. Es war nicht gerade die wohlüberlegte, sachliche Lageeinschätzung, die man von einem Offizier erwartet hätte. Doch im Ganzen fasste sein verbaler Ausbruch die Lage treffend zusammen.
»Was machen wir denn jetzt, Sir?« Lieutenant Jannetje van Calcar, Erster Offizier der Kipling , klang genauso beunruhigt, wie sich Tilborch fühlte. Eine angemessene Frage, wie Tilborch fand. Nur dass die kleine Besatzung der Kipling angesichts der Ereignisse nicht viel hätte machen können .
Die ZSN war wahrlich keine sonderlich leistungsfähige Streitmacht. Dafür gab es gleich mehrerlei Gründe. Beispielsweise war die Souveränität des Zunker-Systems zu erhalten, seit etwa anderthalb T-Jahrzehnten ein echter Drahtseilakt: Man balancierte sich zwischen dem Sternenimperium von Manticore und der Solaren Liga aus. Die örtlichen Kommissare des OFS, des Liga-Amtes für Grenzsicherheit, warfen begehrliche Blicke auf das Zunker-System, seit der Wurmloch-Terminus dort entdeckt worden war. Leider jedoch lag der Terminus beinahe sechseinhalb Lichtstunden vom Hauptstern des Systems entfernt. Damit befand er sich weit außerhalb des Hoheitsraums von Zunker. Mit anderen Worten: hätte das Liga-Amt einfach nur das System annektiert, hätte es damit noch lange nicht Zugriff auf den Terminus gehabt … vor allem, da das andere Ende dieser Hyperbrücke im Idaho-System lag.
So war es auch ein Vermessungsteam aus Idaho gewesen, das den Zunker-Terminus vor siebzehn T-Jahren entdeckt hatte. Anders als Zunker lag der Idaho-Terminus nur zweiundsiebzig Lichtjahre von Manticores Doppelsternsystem entfernt: Ein Handelsschiff, das vom Manticoranischen Wurmlochknoten aus aufbrach, brauchte nur drei Wochen im Hyperraum zu verbringen, um ihn zu erreichen. Tatsächlich hatte das besagte Vermessungsschiff sogar aus Manticore gestammt, nicht aus Idaho, auch wenn die Regierung von Idaho es seinerzeit offiziell gechartert hatte. Vor der Entdeckung der Idaho-Hyperbrücke hätte man Zunker als tiefste Provinz bezeichnet. Es hatte völlig im Schatten des wirtschaftskräftigen Nachbarn Manticore gestanden, zu dessen Allianz es gehörte.
Für das Zunker-System, in
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