Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
Nimitz«, sagte er und schüttelte die ihm dargebotene Echthand. Baumkater und Herzog waren alte Bekannte. Daher machte es sich Nimitz auf Chien-lu Andermans Schoß nun auch bequem.
»Sie wissen sicher, dass ich weiß, was für ein gutes Team Sie beide abgeben, oder?«, erkundigte sich von Ravenheim und lächelte Honor an.
»Wenn hier Teambildungen stattfinden, dann ist das allein seine Idee, nicht meine«, protestierte Honor. »Andererseits … Ich habe bislang keine ’Katz kennengelernt, die noch schamloser alle Zwei-Beine in ihrer Nähe manipuliert. Und verdammt gut ist er dabei auch noch.«
»Ja, das stimmt«, pflichtete von Ravenheim ihr bei. Als James MacGuiness das Arbeitszimmer betrat, nickte Anderman ihm höflich zu. »Ah! Der unnachahmliche – und unschätzbar wertvolle – Mr. MacGuiness!«
»Hoheit«, erwiderte MacGuiness und deutete eine Verneigung an. »Darf ich mich erkundigen, ob ich Ihnen und Ihrer Hoheit eine Erfrischung anbieten darf?«
»Also, für eine Tasse Ihres wahrhaft ausgezeichneten Kaffees wäre ich fast bereit zu töten.« Von Ravenheim schüttelte den Kopf. »In Neu-Potsdam beherrschen wir so manche Kunst. Bedauerlicherweise gehört das Kochen genießbaren Kaffees nicht dazu.«
»Sehr wohl, Hoheit«, bestätigte MacGuiness, und nur der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht. »Und für Sie, Hoheit?«, fragte er mit Unschuldsmiene.
»Wenn Herzog von Ravenheim bereit ist, Ihren Kaffee zu trinken, dann freut mich das für Sie, Mac«, versicherte sie ihm ernst. »Ich allerdings ziehe ein Old Tilman vor.«
»Sehr wohl«, wiederholte der Steward und verschwand in der Pantry.
»Sie kennen mich und meine Menagerie mittlerweile entschieden zu gut, Chien-lu«, meinte Honor zum Amüsement des Herzogs.
»Das mag sein«, bestätigte er lächelnd. Dann wurde er ernst. »Das mag sein«, wiederholte er deutlich leiser. »Bislang hatte ich noch keine Gelegenheit, Ihnen zu sagen, mit welcher Bestürzung ich die Nachricht von Colonel LaFollets Tod aufgenommen habe. Ich weiß, wie viel er Ihnen bedeutet hat.«
»Ich danke Ihnen.« Honor musste schlucken, um weitersprechen zu können. »Aber ich bin nun wahrhaftig nicht die Einzige, die wichtige Bezugspersonen verloren hat.«
»Nein, das stimmt. Was uns auch gleich zum Thema zurückführt, das meinem Cousin auf den Nägeln brennt.«
»Ja, kehren wir zum Thema zurück!« Honor nickte. »Leider kann ich, was Einzelheiten angeht, nicht viel klare Aussagen treffen.«
»Den Eindruck hatten wir in Neu-Potsdam auch.« Von Ravenheim schüttelte den Kopf. »Natürlich hatten Seine Majestät und ich nur wenig Zeit, die Unterlagen durchzuschauen, die Ihre Majestät ihm zugesandt hat, bevor man mich in dieses Blechding von Kurierboot steckte. Aber während der Überfahrt konnte ich mir das Material genauer anschauen. Es sieht ganz so aus, als wären klare Aussagen unter den gegebenen Umständen gar nicht möglich. Das bringt uns in eine, wie es Romanautoren gern nennen, heikle Lage.«
»Kaiserin Elisabeth und Präsidentin Pritchart haben mich Sie zu informieren instruiert, dass Sie persönlich mit Dr. Simões sprechen dürfen, so Sie das wünschen. Außerdem dürfen Sie, falls das Ihr Wunsch ist, auch einen Experten des Nachrichtendienstes mitnehmen. Weiterhin stellen wir Ihnen gern eine Baumkatze zur Verfügung, damit Sie sich selbst überzeugen können, ob Simões, bezogen auf die jeweils gestellten Fragen, die Wahrheit sagt oder nicht.« Mit einem Achselzucken fuhr sie fort: »Mir ist bewusst, dass wir Ihnen diese ’Katz zur Verfügung stellen. Aber den Einsatz eines echten Lügendetektors können wir nicht riskieren. Es besteht immer die Gefahr, dass wir dadurch ein Suizidprogramm auslösen, das man implementiert haben könnte.«
»Das erklärt, warum man Simões nicht unter Einsatz, nun … entsprechender Pharmaka befragt hat«, bemerkte von Ravenheim.
»Ganz genau.« Honor seufzte. »Das Problem, Chien-lu, ist, dass er unsere einzige Informationsquelle über das Alignment ist. Wir müssen ihn mit Samthandschuhen anfassen, weil wir es uns wirklich nicht leisten können, ihn zu verlieren.«
»Verstanden.«
MacGuiness kehrte zurück. Auf einem Tablett brachte er eine Tasse Kaffee, einen gekühlten Bierkrug und eine Schale mit Käse, Obst und Sellerie. Dankbar nickte von Ravenheim, als er nach der Tasse griff. Mehrere Augenblicke lang schaute er reglos ins Leere, als gäbe es dort etwas, das nur er allein zu erkennen vermochte.
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