Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
Raketenbehälter geschleppt hätten – wenn wir das gesehen hätten –, wären vielleicht sogar mir die Langstreckenraketen eingefallen, die Technodyne seinerzeit Monica zur Verfügung gestellt hat. Dann hätte ich zumindest die Möglichkeit in Erwägung ziehen können, Mesa könnte Luff mit Ähnlichem versorgt haben.
Eigentlich aber will ich auf etwas anderes hinaus, Oravil: Ich war der Oberbefehlshaber. Es gibt da eine alte Tatsache – eine Tatsache, die meines Erachtens allzu viele Offiziere und Politiker routinemäßig ignorieren: Wer das Sagen hat, hat die Karten in der Hand – auch den Schwarzen Peter. Ich war der Oberbefehlshaber; die Verantwortung lag bei mir. Und deswegen ist es meine Schuld, dass wir so fertiggemacht wurden. Ich hätte doch nur ein bisschen nachdenken müssen! Dann wären wir zum Gegner niemals so weit aufgekommen. Selbst diesen Cataphract-Raketen gegenüber hätten wir noch einen Reichweitenvorteil gehabt. Aber ich wollte ja unbedingt bis an den äußersten Randbereich der gegnerischen Reichweite heran! Ich wollte die beste Treffgenauigkeit erreichen und dabei gerade noch weit genug entfernt bleiben, damit der Gegner auf uns eben nicht effektiv feuern könnte. Wäre ich vorsichtiger gewesen, hätte ich mich auf nicht ganz so effiziente Feuerleitsequenzen eingelassen. Ich hätte einfach hinnehmen müssen, einen Teil der Munition zu verschwenden. Na und? Wir hätten doch nur häufiger feuern müssen. Mein Geiz war der Grund. Ohne den hätten die Söldner uns wahrscheinlich überhaupt nicht erwischt!«
»Ich glaube immer noch nicht, dass es Ihre Schuld war.« Störrisch schüttelte Barregos den Kopf. »Man muss doch mit den Informationen arbeiten, die einem zur Verfügung stehen, wenn man ein Gefecht plant. Ich bin kein Admiral, aber das weiß sogar ich: Kein Schlachtplan überlebt den Feindkontakt! Ich weiß nicht, wie oft ich Sie das schon habe sagen hören, und das gilt in der Politik genauso wie beim Militär – und zwar immer für beide Seiten. Die mögen Sie ja vielleicht mit der Reichweite ihrer Raketen überrascht haben. Aber Sie haben denen gewiss auch einen gewaltigen Schrecken eingejagt! Und Ihre Dislozierungspläne haben es Ihnen ermöglicht, mit Ihrer Reserve das Blatt zu wenden, nachdem Sie erst einmal die gegnerischen Schlachtkreuzer ausgeschaltet hatten.« Ein Achselzucken folgte. »Sicher, man hat Sie viel schlimmer erwischt, als wir für möglich gehalten haben. Aber die Schlacht haben Sie trotzdem noch gewonnen – haushoch, sogar. Und warum? Weil Sie bereit waren, sich Murphy entgegenzustellen, nachdem er aufgetaucht ist.«
»Also gut, da gebe ich Ihnen recht.« Rozsak nickte. Dann lächelte er sogar und kniff die Augen zusammen. »Mein ganzes Herumgerede entspringt meiner unnachahmlichen Strategie der Indirektheit. Ich wollte nur darauf hinaus, dass auch Sie gute Arbeit dabei geleistet haben, Ihre Pläne gegen alle Widrigkeiten abzusichern. Wir wussten ja schon immer, dass wir im Falle X eine ganze Menge improvisieren müssten. Sie, Oravil, haben zweifellos die Vorarbeit glänzend gemeistert. Trotz all der Leute, die meinetwegen vor Congo den Tod gefunden haben, ist es uns gelungen, unsere wichtigsten, ranghöchsten Leute in Position zu bringen. Und ich wüsste wirklich nicht, wie wir den Idealbedingungen für Sepoy noch näher kommen sollten als mit dem, was die Mantys da gerade treiben. Gut, wir werden weiter improvisieren müssen, sollte Murphy jetzt auch noch anfangen, uns an der politischen Front mit Dreck zu bewerfen!«
Mehrere Sekunden lang starrte Barregos den Admiral nur an. Dann stieß er belustigt ein raues Schnauben aus.
»Ihre ›unnachahmliche Strategie der Indirektheit‹, ja? Also gut, Sie haben ja recht! Aber Sepoy einzuleiten, ist dann doch ein bisschen was anderes, als Torch vor einem Verstoß gegen den Eridanus-Erlass zu bewahren. Bei Sepoy geht es um alles oder nichts. Wir werden uns aus der Deckung wagen müssen, und damit stehen dann wir der Grenzflotte gegenüber, möglicherweise sogar der Schlachtflotte. Aber was die Kampfstärke angeht, können wir es mit den Mantys nicht aufnehmen!«
»Meines Erachtens wird Ihr Plan, noch ein wenig länger im Verborgenen zu bleiben, aufgehen«, wandte Rozsak ein. »Ach, natürlich besteht immer das Risiko, dass alles anders kommt als geplant. Aber vergessen wir nicht, was für Gerüchte uns aus anderen Sektoren der Grenzsicherheit zu Ohren kommen! Die Lage wird sich noch dramatisch verschlechtern,
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