Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
ganze Galaxis darüber informiert haben, dann haben wir doch jetzt noch weniger die Wahl, wie wir denn nun reagieren wollen. «
»Jetzt warten Sie aber mal, Rajani! «. versetzte Abruzzi scharf. Der Admiral warf ihm einen finsteren Blick zu - den der Permanente Leitende Staatssekretär für Bildung und Information ungerührt erwiderte. »Wir haben im Moment doch noch überhaupt keine Ahnung, wie die ihre eigene Verwicklung in diese ganze Sache geschildert haben. Solange wir nicht wissen, wie sie das darstellen, können wir doch überhaupt noch nicht entscheiden, wie unsere Reaktion darauf aussehen muss! Und das eine können Sie mir glauben: Wir werden hier sehr, sehr vorsichtig vorgehen müssen. «
»Warum das denn? «, fauchte Rajampet.
»Weil die Wahrheit nun einmal so aussieht: Ihr idiotischer Admiral war im Unrecht - zumindest beim ersten Mal«, versetzte Abruzzi kühl und blickte dem zornigen Admiral fest in die Augen. »Wir können diesen Zwischenfall nicht diskutieren, ohne zumindest das einzugestehen. Und wenn die öffentliche Meinung zu dem Schluss kommt, Byng sei im Unrecht gewesen, und die Mantys hätten recht gehabt, und wenn wir uns dann auch nur den kleinsten Fehler erlauben, dann wird dieser Schlamassel mit Technodyne und Monica im Vergleich dazu aussehen wie eine Kissenschlacht! «
»Wenn das so ist, dann ist das eben so«, erwiderte Rajampet tonlos.
»Sie erinnern sich schon noch daran, dass die Verfassung jedem einzelnen Mitgliedssystem das Vetorecht zuspricht, oder? «, fragte Abruzzi nach. Rajampets Blick wurde noch finsterer, und der Staatssekretär zuckte mit den Schultern. »Wenn es darauf hinausläuft, dass Sie eine förmliche Kriegserklärung benötigen, meinen Sie nicht auch, dass dann das eine oder andere System vielleicht versucht sein könnte, von diesem Recht auch Gebrauch zu machen? Beowulf zum Beispiel? «
»Wir brauchen doch gar keine gottverdammte Kriegserklärung! Das ist ein eindeutiger Fall von Notwehr! Wir reagieren darauf, dass unsere Schiffe und unsere Truppen angegriffen wurden! Die Art und Weise, in der unser Gerichtshof Artikel Sieben interpretiert, hat schon immer die Auslegung unterstützt, es stehe der Navy frei, einem derartigen Angriff mit jeder erforderlichen Härte zu begegnen. «
Darauf wollte Kolokoltsov gerade etwas erwidern, doch dann zwang er sich innezuhalten. Rajampet hatte nicht ganz unrecht, was die Auslegung von Artikel Sieben der Liga-Verfassung betraf... zumindest historisch gesehen. Absatz Drei besagten Artikels bezog sich ausdrücklich auf Situationen, in denen die SLN auf Notsituationen reagieren musste, ohne Wochen oder gar Monate lang darauf warten zu können, dass die Berichte erst einmal die Hauptstadt erreichten, um dort dann ausgiebig überdacht zu werden. Schließlich konnte man so eine förmliche Kriegserklärung nicht einfach übers Knie brechen! Allerdings hatten die Urheber der Verfassung mit Artikel Sieben Absatz Drei keineswegs beabsichtigt, einen Freifahrtschein auszustellen. Und wenn Rajampet die Navy wirklich in den Kriegszustand versetzen wollte - also beispielsweise aus der Reserveflotte weitere Superdreadnoughts zu mobilisieren dann würde irgendjemand zweifellos daraufhinweisen, dafür sei die mit eben einer solchen förmlichen Erklärung einhergehende Autorisierung erforderlich. Und jemand anderes würde dann sofort Rajampets Position stützen.
Und dann haben wir auch noch eine Verfassungskrise am Hals, nicht bloß eine rein militärische Krise, dachte Kolokoltsov grimmig. Prächtig.
Er fragte sich, wie vielen seiner Kollegen überhaupt bewusst war, womit sie es hier zu tun hatten. Wäre Rajampet letztendlich tatsächlich in der Lage, Manticore rasch zu zermalmen, dann würde gewiss zügig Gras über die ganze Sache wachsen -so wie es in der langen Geschichte der Liga schon häufig vorgekommen war. Aber wenn die Navy Manticore nicht einfach überrennen konnte, wenn sich diese Angelegenheit zu einer ganzen Reihe blutiger Fiaskos auswüchse, dann würde nicht einmal ein noch so überzeugender Sieg, wenn er denn schließlich errungen wäre, die Schockwellen aufhalten können, die dann das gesamte Geflecht bürokratischer Lehnsgüter durchlaufen würden - jenes Geflecht, das die ganze Liga überhaupt zusammenhielt.
Abruzzis Verhalten ließ Kolokoltsov vermuten, dass zumindest Malachai, wenn auch sonst niemand, eine vage Vorstellung davon hatte, wie gefährlich eine solche Entwicklung werden konnte. Für Wodoslawski galt das
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