Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
waren wieder an Bord der Artemis gekommen, zum Abendessen und um die neuesten Nachrichten aus Manticore zu besprechen. Ihr Kaffee nach dem Essen wurde unsanft unterbrochen - durch eine im Rafferverfahren übertragene Nachricht, die gerade erst zum Ende gekommen war.
»Ich möchte wirklich nicht wissen, wie viele Alligatoren noch in diesem Sumpf lauern, den wir da gerade trockenlegen wollen«, sagte sie. Oversteegen stieß ein raues Lachen aus.
»Ich habe Ihr Talent, mit Worten umzugeh’n, schon immer bewundert, Mylady. Aber in diesem Fall scheint mir doch zusätzlich noch die Frage angemess’n, wie viele Hexapumas wohl dort im Unterholz lauern.«
Wie immer hat er nicht ganz unrecht, ging es Michelle durch den Kopf. Sie wünschte, sie fände noch eine Spur dieser Zuversicht, die sie nach der Abschlussbesprechung der vorangegangenen Gefechtsübung verspürt hatte. Bedauerlicherweise war davon nichts mehr übrig. Innerlich erschauerte sie, als sie noch einmal über diese Links-Rechts-Kombination nachdachte, die gerade das Spindle-System getroffen hatte.
Michelle Henke persönlich hätte nicht einmal für bare Münze genommen, Wasser sei tatsächlich nass, wäre diese Information aus Mesa eingetroffen. Doch sie war sich durchaus (und mit tiefstem Bedauern) bewusst, dass nur wenige Solarier in dieser Hinsicht ähnlich dachten wie sie. Die Sollys würden den Mesanern vermutlich deren Version des Green-Pines-Zwischenfall abkaufen ... und diese »Verbindung zwischen einer genauestens geplanten Gräueltat des Ballrooms und einem bekannten manticoranischen Spion‹ würde bei all jenen Wasser auf die Mühlen gießen, die das Sternenimperium schon jetzt verabscheuten. So viel ließ sich alleine schon anhand der Fragen beurteilen, die von Solly-Medienfritzen gestellt wurden. Der Bericht, man habe auf Mesa »voller Entsetzen feststellen müssen‹, auch mindestens ein manticoranischer Bürger sei in den Angriff verwickelt gewesen, war erst vor weniger als vierzehn Stunden im Spindle-System eingetroffen. Und schon jetzt konnten sich die Presseoffiziere vor Anfragen kaum noch retten: Man wünschte - man verlangte! - ein Interview mit einem gewissen Admiral Gräfin Gold Peak.
Als ob ich irgendetwas wüsste, was denen nicht längst vorliegt! Mein Gott! Muss man sich eigentlich lobotomieren lassen, um bei den Solly-Medien einen Job zu bekommen ?
Michelle bemerkte, dass sie schon wieder mit den Zähnen knirschte, und zwang sich zur Ruhe. Eigentlich, so sinnierte sie weiter, war dieser ganze Medienrummel ja sogar verständlich -wenn auch albern. Dass die Medienheinis es kaum erwarten konnten, eine offizielle Antwort von Manticore zu erhalten, war ja unvermeidbar. Michelle wollte gar nicht daran denken, wie es im Augenblick wohl den offiziellen Sprechern von Baronin Medusa und Premierminister Alquezar ergehen mochte. Und zugleich musste sich Admiral Henke auch eingestehen, dass dieses mesanische Lügengespinst wirklich erschreckend plausibel klang. Bis sie auch noch Anton Zilwicki in dieses ganze Wirrwarr hineingeflochten hatten. Michelle war Anton Zilwicki bereits persönlich begegnet. Mehr noch: Sie hatte sowohl ihn als auch seine Frau Helen recht gut gekannt, als beide noch Offiziere der Royal Manticoran Navy im aktiven Dienst waren. Dann war Helen Zilwicki im Kampf gefallen ... Michelle hatte niemals bezweifelt, Zilwicki könne skrupellos genug sein, gegebenenfalls auch den Tod von Zivilisten in Kauf zu nehmen, um ein entscheidendes Ziel zu treffen - Kollateralschäden, eben. Aber der Mann, den sie kannte, hätte niemals -wirklich niemals! - einen willkürlichen Terrorakt begangen und dabei Tausende von Zivilisten getötet, bloß um ein ›Statement‹ abzugeben. Selbst wenn er - aus welchen Gründen auch immer - im Laufe der Jahre moralisch verkommen genug geworden sein sollte, sich auf etwas Derartiges einzulassen, war er doch immer noch viel zu schlau dafür. Dieser Mann - effektiv Cathy Montaignes Ehemann! -, wusste nur zu genau, dass das politisch gesehen glatter Selbstmord gewesen wäre.
Das war des Guten ein wenig zu viel, ihr Dreckskerle!, dachte sie. Zumindest für jeden, der Anton oder Montaigne kennt. Bedauerlicherweise gilt das nur für einen erschreckend winzigen Teil der Menschheit - vor allem im Vergleich zu den gewaltigen Menschenmassen, die keinen der beiden kennen.
Sie verzog das Gesicht, dann zwang sie sich dazu, tief durchzuatmen und das Ganze etwas distanzierter zu betrachten. Was diese Sache anging,
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