Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
nicht nahe genug zum Systeminneren bringen, dass die Mantys sie orten und abschießen könnten, dann werden wir natürlich keine allzu hohe Auflösung erhalten«, erwiderte Ouyang. »Bislang orten wir einen Superdreadnought und ein Geschwader - na gut, acht Stück -dieser großen Schweren Kreuzer oder kleinen Schlachtkreuzer oder wie auch immer die Mantys diese Dinger nennen. Aber ich bin mir sicher, dass das nicht alles ist, was sie hier haben.«
»Wieso?« Crandall klang zumindest ein wenig ruhiger, als sie sich nun ganz auf Ouyangs Meldung konzentrierte.
»Wir fangen hier einige ziemlich hartnäckige Geistersignale auf«, erklärte ihr Operationsoffizier. »Die erscheinen uns ein bisschen zu sehr lokal begrenzt und ein ganz kleines bisschen zu stark, um wirklich zu glauben, dass die von den Plattformen kommen. Es heißt ja, die Eloka der Mantys sei ziemlich leistungsstark, deswegen wäre ich bereit zu wetten, zumindest einige dieser ›Geistersignale‹ sind in Wirklichkeit getarnte Schiffe.«
»Das ergibt durchaus Sinn, Ma’am«, gestand Bautista ein. »Wahrscheinlich wollen sie uns über ihre tatsächliche Kampfstärke im Unklaren lassen.« Er stieß ein raues Schnauben aus.
»Vielleicht glauben die ja allen Ernstes, sie könnten einen ›Hinterhalt‹ hinbekommen.«
»Andererseits wollen sie uns ja vielleicht auch nur dazu bringen, uns darüber Sorgen zu machen, wo wohl der Rest ihrer Schiffe steckt«, merkte Ouyang an. Der Stabschef runzelte die Stirn, und sie zuckte mit den Schultern. »Bis wir tatsächlich hier aufgetaucht sind, konnten die Mantys ja nicht wissen, wie unsere Kampfstärke aussieht. Vielleicht hatten die ja mit einer deutlich kleineren Einheit gerechnet und haben sich dann gedacht, wir hätten vielleicht keine Lust mehr, hier noch mehr Druck zu machen, wenn der Rest ihrer Flotte plötzlich irgendwo hinter uns auftauchen könnte.«
Shavarshyan öffnete schon den Mund, um etwas zu erwidern, aber dann schloss er ihn wieder und atmete tief durch. Schließlich ergriff er doch das Wort.
»Ist es möglich«, begann er in bewusst neutralem Tonfall, »dass die in Wirklichkeit versuchen, uns davon zu überzeugen, sie seien noch schwächer, als sie es in Wirklichkeit sind? Um uns übermäßig siegesgewiss werden zu lassen?«
Noch bevor er die Frage ausgesprochen hatte, wusste er, dass ein Großteil seiner Zuhörer alleine schon diese Vorstellung völlig absurd finden würde. Und eigentlich glaubte nicht einmal er selbst an diese Möglichkeit. Bedauerlicherweise gehörte es aber nun einmal zu den Aufgaben eines Nachrichtenoffiziers, auf mögliche offene Fragen hinzuweisen.
Doch Crandall und Bautista wussten das anscheinend nicht zu würdigen. Die beiden blickten ihn ungläubig an, als könnten sie nicht fassen, dass jemand eine derart lächerliche Frage stellen sollte, selbst wenn er von der Grenzflotte kam.
»Wir verfügen über einundsiebzig Wallschiffe, Commander«, sagte der Stabschef schließlich mit übertrieben zur Schau gestellter Geduld. »Das Letzte, was diese Leute da draußen wollen, das ist gegen uns zu kämpfen! Die wissen genauso gut wie wir, dass so eine ›Schlacht‹ verdammt kurz ausfallen und das Endergebnis ihnen ganz und gar nicht gefallen würde. Unter diesen Umständen werden die uns ganz gewiss nicht noch siegessicherer wollen, als wir ohnehin schon sind. Meinen Sie nicht, die sollten deutlich mehr Interesse daran haben, uns vorsichtig zu machen?«
Shavarshyan biss die Zähne zusammen. Doch die Reaktion des Stabschefs überraschte ihn nicht im Mindesten; noch bevor er seine Überlegung ausgesprochen hatte, war ihm bewusst gewesen, dass Bautista genau so reagieren würde. Doch auch dieses Wissen entband ihn nicht von der Pflicht, seine Überlegung in Worte zu kleiden. Doch dann ergriff, zu Shavarshyans großer Überraschung, jemand anderes das Wort.
»Eigenentlich, Pepe«, sagte Ouyang Zhingwei, »könnte Commander Shavarshyan durchaus recht haben.« Ungläubig starrte der Stabschef den Vizeadmiral an. Ouyang zuckte mit den Schultern. »Nicht so, wie Sie denken. Sie haben schon ganz recht: Die Mantys können es unmöglich auf einen Kampf gegen uns anlegen wollen. Aber vielleicht stehen sie ja unter dem Befehl, genau das zu tun. Und meines Erachtens sollten wir alle nicht aus den Augen verlieren, dass diese Neobarbaren da vorne sich bereits in einem Krieg befinden - einem Krieg, der schon über zwanzig T-Jahre andauert.«
»Und diese Erfahrung soll es ihnen irgendwie
Weitere Kostenlose Bücher