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Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman

Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman

Titel: Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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anderweitig gebraucht werden.«
    »Jawohl, Ma’am.«
    Michelle nickte dem Captain zu, dann richtete sie den Blick wieder auf den taktischen Plot. Sie kippte ihren Sessel ein wenig nach hinten, schlug die Beine übereinander und betrachtete nachdenklich das Bildmaterial.
    Bei diesem Maßstab schien selbst Crandalls Kampfverband über das Display zu kriechen. Die Bewegung ihrer eigenen Schiffe war kaum erkennbar. Sie beschleunigten entlang des Vektors, auf dem sie über die Alpha-Mauer gekommen waren. Während der letzen zehn oder fünfzehn T-Jahre hatte man die Leistungsfähigkeit der Kompensatoren stetig gesteigert, und so machten sich manticoranische Captains - und Admirale, ging es Michelle durch den Kopf - längst nicht mehr so viele Sorgen wie die Offiziere der anderen Navys, was den Sicherheits-Spielraum der Kompensatoren betraf. Dass sich Manticore seit etwa zwanzig T-Jahren im Kriegszustand befand und daher gänzlich andere Anforderungen hatte als der Rest der Galaxis, in dem weitestgehend Frieden geherrscht hatte, mochte durchaus auch etwas damit zu tun haben. Die RMN hatte festgestellt, dass selbst bei altmodischen Kompensatoren die in den Vorschriften festgelegten Sicherheitsgrenzen immens übervorsichtig gewählt waren. Derzeit betrug Michelles Beschleunigungswert 6.5 Kps2. Sie hatte darüber nachgedacht, die Beschleunigung ein wenig zu senken, aber eigentlich hätte das nicht sonderlich viel Sinn gehabt. Selbst wenn Crandall nichts über die Beschleunigung erfahren haben sollte, die Michelle vor New Tuscany angelegt hatte, musste diese Information doch in Sigbees offiziellem Bericht längst dem Hauptquartier der SLN auf Alterde vorliegen. Und wenn Crandall bislang nichts davon gewusst hatte, dann würde es diesen Solly-Admiral ja vielleicht ein wenig aufschrecken, es jetzt persönlich mitzuerleben.
    Nicht, dass Michelle ernstlich damit rechnete, etwas Derartiges werde sich auf das auswirken, was schon bald geschehen würde. Sie presste die Lippen zusammen, als sie bemerkte, dass sich tief in ihrem Innersten ein altvertrautes Gefühl ausbreitete. Sie hatte schon zu viele taktische Plots wie diesen gesehen, um nicht zu wissen, was nun kommen würde. Sie sah die Unausweichlichkeit. Es war, als müsse man tatenlos mitansehen, wie zwei Bodenfahrzeuge aufeinander Zufuhren. Man wusste, dass es zu spät war, dass niemand den Zusammenstoß noch verhindern konnte.
    Michelle erinnerte sich, wie sie zum ersten Mal in ihrem Leben einen solchen Plot gesehen und dabei gewusst hatte, dass es dieses Mal keine Simulation mehr war. Ihr ganzes Berufsleben lang hatte sie für diesen Moment trainiert, und doch hatte sie eigentlich nicht glauben können, dass es dieses Mal ›echt‹ sein sollte. Oder dass sie diese Erkenntnis so lange wie nur möglich verdrängt hatte. Sie hatte ihr Bestes gegeben, sich auf eine solche Situation vorzubereiten, und in ihrer Unerfahrenheit hatte sie angenommen, sie hätte es auch geschafft.
    Sie hatte sich getäuscht. Trotz der realistischsten Übungsbedingungen und Simulationen, die die Royal Manticoran Navy zu bieten hatte, war Michelle doch nicht vorbereitet gewesen. Nicht ganz. Nicht vorbereitet darauf, sich der eigenen Sterblichkeit zu stellen. Sie hatte immer noch nicht wirklich verinnerlicht, dass sie selbst in einem Gefecht ebenso sterben konnte wie jemand anderes. Dass das Universum es überstehen würde, wenn sie selbst ausgelöscht würde. Das Universum würde einfach weitermachen! Und was vielleicht noch schlimmer war: Michelle hatte nur mit dem Verstand, aber eben nicht mit dem ›Bauch‹, mit dem Herzen, begriffen, dass all diese Waffen und Zielerfassungssysteme ganz genau und unausweichlich das tun würden, wofür man sie konstruiert hatte. Dass diese Raketen wirklich abgefeuert wurden, dass andere Menschen wirklich sterben würden - und das in entsetzlich gewaltiger Zahl. Es würde geschehen, ob Michelle selbst dieses Gefecht nun überlebte oder nicht.
    Und nun war es für Sandra Crandall und all ihre solarischen Offiziere und Mannschaften an der Zeit, sich dieser Erkenntnis zu stellen. Michelle fragte sich, wie viele der Solarier diese Erfahrung wohl überleben würden.
    Gervais Archer blickte seinen Admiral an und fragte sich, was ihr wohl durch den Kopf gehen mochte. An sich war er recht überzeugt davon, ihre Stimmung immer ziemlich genau abschätzen zu können. Admiral Henke war nun wirklich nicht gerade die unergründlichste Person, der er jemals begegnet war. Gewiss,

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