Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
Zuverlässigkeit, seine Unerschütterlichkeit, genau zu wissen, wer und was er war, erschienen Tremaine auf einmal wie ein Prüfstein. Der Chief war ein lebendes Mahnmal für all die Herausforderungen, denen sich Tremaine gestellt und die er gemeistert hatte, in all den zwanzig T-Jahren, seit er dieses demolierte Gesicht zum ersten Mal gesehen hatte. Und nun, da Scotty Tremaine selbst zum Moloch geworden war, fand er in diesem Anblick einen gewissen Trost.
Helen Zilwicki stand neben Terekhov, betrachtete denselben taktischen Plot, und dachte darüber nach, wie sehr sich dieses Gefecht doch von der Schlacht von Monica unterschied.
Als Terekhovs Flaggleutnant war sie dabei gewesen, als er, Admiral Gold Peak, Admiral Oversteegen und deren Operationsoffiziere ihre Pläne für Unternehmen Agincourt erörtert hatten. Die Frage nach der Feuerverteilung war einer der entscheidenden Punkte gewesen, und niemand hatte sich bereit erklärt, irgendwelche ungerechtfertigten Annahmen darüber abzugeben, wie leicht sich die Raketenabwehr der Sollys möglicherweise durchdringen ließe. Ihnen allen war durchaus bewusst gewesen, dass die solarische Raketenabwehrdoktrin und ihre Leistungsfähigkeit im Vergleich zu der der Republican Navy mit... gewissen Mängeln behaftet war, gewiss. Aber sie alle hatten sich gezwungen, ausschließlich mit den pessimistischsten Abschätzungen zu arbeiten, wenn es darum ging, diese Mängel auszunutzen.
Bei einem ganzen Viertel der 12.288 Raketen Typ 23 in Standardausführung, die bei dieser ersten Salve abgefeuert worden waren, handelte es sich um Eloka-Drohnen. Die verbliebenen neuntausend wurden gleichmäßig auf dreiundzwanzig Superdreadnoughts verteilt, obwohl Sandra Crandall insgesamt über einundsiebzig Stück verfügte. Die Erfahrungen, die Manticore während der Kämpfe gegen die Republik Haven gesammelt hatte, lehrte sie, dass zweihundert bis zweihundertundfünfzig Typ 23 ausreichten, selbst die neusten havenitischen Lenkwaffen-Superdreadnoughts zu zerstören oder zumindest gefechtsunfähig zu machen. Aus genau diesem Grund sah Beschießungsplan Alpha für jedes ausgewählte Ziel vierhundert Raketen vor.
»Bravo-Start vorbereiten, Ziele zuweisen«, befahl Sir Aivars Terekhov.
Die Wellenfront der Zerstörung raste Sandra Crandalls Superdreadnoughts entgegen, aus einer Entfernung, die weit, weit über die eigene Reichweite der Solarier hinausging. Es war völlig unmöglich für sie, das Feuer auf Aivars Terekhovs Einheiten zu erwidern. Die Taktischen Offiziere, die für diesen Raketenstart verantwortlich waren, verspürten keinen durch Angst ausgelösten Adrenalinstoß. Obwohl sich ihre Schiffe im Vergleich zu denen ihrer Gegner zwergenhaft klein ausnahmen, waren sie sich doch des Ausmaßes ihres Vorteils in diesem Gefecht voll und ganz bewusst. Sie wussten, dass die Männer und Frauen an Bord dieser Superdreadnoughts für sie keinerlei Bedrohung darstellten.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf arbeiteten die Offiziere mit kühler, gnadenloser Präzision. Sie schauten auf ihre Displays, und sie überwachten wie die Schießhunde ihre Raketen und die Eloka-Umgebung.
An Bord der Joseph Buckley oder den anderen Einheiten von Kampfverband 496 herrschte keine vergleichbare Ruhe.
Niemand im gesamten Kampfverband hätte sich in seinen schlimmsten Albträumen eine derartige Beschussdichte ausmalen können. Nach allen Maßstäben der Solarian League Navy war so etwas schlichtweg unmöglich. Überraschung und Unglauben hatte sie alle fest im Griff, doch trotz der Arroganz und Selbstgefälligkeit - fester Bestandteil der SLN -, waren die Männer und Frauen unter Sandra Crandalls Kommando immer noch Profis. Erstaunen, selbst Entsetzen, mochte sie kurzzeitig lähmen, doch dann meldete sich die jahrelange Ausbildung zu Wort. Wie ein Bollwerk schob sich das Training zwischen sie und die lähmende Panik.
Rings um sich hörte Jacomina van Heutz klare, zielstrebige Befehle, und selbst noch in ihrem eigenen Schockzustand verspürte sie einen gewissen Stolz. Furcht mochte die Stimmen ihrer Leute ein wenig dämpfen, Unglaube darin mitschwingen, doch sie alle machten ihre Arbeit. Sie reagierten, sie handelten, sie taten ihr Bestes, und starrten nicht einfach nur voller Entsetzen die ankommenden Raketen an.
Doch hinter diesem Stolz meldete sich noch eine andere Emotion: Trauer. Denn so gut sie auch alle ihre Aufgaben erfüllten, letztendlich würde es keinen Unterschied mehr machen.
Hago Shavarshyan sah, wie
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