Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
eine weitere Atombombe erforderlich war. Also sind die beiden wenigstens tot. Aber nicht« - seine Kiefermuskeln spannten sich an, und sein Blick wurde erschreckend eisig - »ohne dass ein anderer Dreckskerl vom Ballroom eine Atombombe im Pine Valley Park zünden konnte. An einem Samstagmorgen.«
Anisimovnas Magen krampfte sich zusammen. Sie wusste, dass Collins Familie genau am Central Park von Green Pines wohnte. Seine Kinder spielten fast jedes Wochenende dort, und...
»Nein«, sagte er sehr viel sanfter, als er das Entsetzen in ihren Augen bemerkte. »Nein, Alexis und die Kleinen waren Gott sei Dank nicht dort. Aber die meisten ihrer Freunde. Und um jetzt wieder pragmatisch zu werden: Wir haben zwei der Zweier aus der Region aufgegriffen, auf deren Hilfe Zilwicki und Cachat zurückgegriffen hatten.« Dieses Mal war Collins Lächeln alles andere als angenehm anzuschauen. »Natürlich hat man sich mit ihnen befasst. Aber vorher haben sie uns noch alles erzählt, was jemals in ihrem Leben geschehen war, und dazu alles, was sie wussten. Und eines muss man ihnen lassen: Beide haben steif und fest behauptet, Zilwicki und Cachat hätten niemals die Absicht gehabt, eine Atombombe im Park zu zünden. Und ihre Idee sei es auch nicht gewesen. Anscheinend ist einer von ihren Spinner-Kollegen völlig durchgedreht und hat die Entscheidung eigenmächtig getroffen.«
Anisimovna wusste, dass sie wirken musste, als begriffe sie überhaupt nichts mehr. Aber das war in Ordnung so. Sie begriff ja auch überhaupt nichts mehr.
»Andererseits«, fuhr Collin fort, »kann man es kaum unter den Teppich kehren, wenn an einem Tag gleich drei Atombomben hochgehen, und dann auch noch ausgerechnet in Green Pines. Wir haben beschlossen, erst eine äußerst gründliche Untersuchung durchzuführen, bevor wir irgendwelche Anschuldigungen erheben - und das haben wir auch so gehalten. Aber wir wussten, dass wir auf jeden Fall für die Öffentlichkeit irgendeine Erklärung vorbereiten mussten. Niemand wollte zugeben, dass der Ballroom so etwas fertigbringen konnte, aber wir sind zu dem Schluss gekommen, das sei noch das geringste aller denkbaren Übel. Und nachdem die Zweier ein Geständnis abgelegt hatten, konnten wir behaupten, hinter allem stecke Zilwicki. Und in gewisser Weise stimmt das ja sogar.«
»Wir hatten auch in Erwägung gezogen, Cachat zu erwähnen«, führte Albrecht die Überlegungen aus. »Aber er ist längst nicht so bekannt wie Zilwicki. Über Letzteren hat ja Yael Underwood vor ein paar Jahren diesen Bericht gesendet. Und Cachat ist es gelungen, seine Beteiligung an der Sache mit Verdant Vista unter dem Radar zu halten. Niemand wusste, wer das eigentlich war, und wir hätten auch keine plausible Erklärung Vorbringen können, woher wir ihn eigentlich kennen. Unter diesen Umständen wäre wohl der Versuch, auch noch Haven in diese Sache hineinzuziehen, ein bisschen zu viel gewesen. Nicht einmal die Sollys hätten das einfach so hingenommen, ohne Fragen zu stellen - zum Beispiel, warum Agenten zweier Sternnationen, die sich gerade im Kriegszustand befinden, gemeinsam auf Mesa tätig waren. Es wäre uns lieber, solche Fragen nicht beantworten zu müssen. Glücklicherweise erwartet in der Liga niemand, dass ein Haufen Ballroom-Terroristen sonderlich rational vorgeht. Und schon seit wir Verdant Vista verloren haben, arbeiten wir daran, die Behauptung von ›Torch‹ zu untergraben, der Planet sei mitnichten ein Auffangbecken für den Ballroom. Das macht natürlich Zilwickis Beteiligung an den Ereignissen hier noch umso pikanter.«
Seine Augen funkelten, und Anisimovna nickte. Derartige Propaganda-Möglichkeiten bekam man nur allzu selten. Sie waren ein echtes Geschenk des Himmels, und Anisimovna verstand sehr wohl, warum Detweiler so geneigt war, das bis zum Letzten auszureizen. Gleichzeitig war sie froh darüber, dass Albrecht bemerkt hatte, es würde selbst die Leichtgläubigkeit der Liga-Bevölkerung überfordern, wenn man das Ganze als eine gemeinsame Operation von Manticore und Haven darstellte.
Das ist wahrscheinlich auch das Einzige, womit man dieses Kunststück hinbekommen würde, ging es ihr durch den Kopf. Aber unter diesen Umständen ...
»Wie dem auch sei«, übernahm nun wieder Collin die Rolle des Erzählers, »haben wir unsere Ermittlungen vor etwa einer Woche offiziell abgeschlossen. Und da weder Zilwicki noch Cachat in der Nähe waren, um unserer Darstellung der Ereignisse zu widersprechen, haben wir erklärt,
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