Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
Manchmal vielleicht sogar noch schlimmer.
»Außenministerin Montreau sind Sie natürlich bereits begegnet«, begann Pritchart. »Und Kriegsminister Theisman kennen Sie sogar schon ein wenig. Aber Mr. Nesbitt, meinem Handelsminister, wurden Sie meines Wissen noch nicht vorgestellt.«
»Nein, tatsächlich nicht«, bestätigte Honor und streckte Nesbitt zur Begrüßung die Hand entgegen.
Natürlich erkundete Honor die Emotionen der Haveniten bereits, seit sie durch die Tür getreten war. Die Gefühle, die Nesbitt durch den Kopf gingen, waren ... interessant. Honor hatte bereits festgestellt, dass Pritchart ebenso entschieden war wie sie selbst, zu einer einvernehmlichen Übereinkunft zu kommen. Leslie Montreaus Geistesleuchten schmeckte ähnlich entschlossen wie Pritcharts, auch wenn sich zu dieser Entschlossenheit deutlich mehr Vorsicht und weniger Optimismus gesellte. Thomas Theisman stand fest wie ein Fels in der Brandung, und mit seiner unerschütterlichen Integrität erinnerte er Honor beinahe schmerzhaft an Alistair McKeon. Das überraschte sie nicht, auch wenn sie bislang nie die Gelegenheit gehabt hatte, Theismans Emotionen zu schmecken. Als sie einander zum ersten Mal begegnet waren, nach der Schlacht von Blackbird, hatte Honor ihre empathischen Fähigkeiten noch nicht entwickelt. Und bei ihrer zweiten Begegnung war sie ein bisschen zu sehr mit ihrem eigenen, unmittelbar bevorstehenden Tod beschäftigt gewesen, um Theismans Geistesleuchten viel Beachtung zu schenken. Jetzt hatte sie endlich die Gelegenheit, dieses Versäumnis nachzuholen. Die Bestätigung, dass zumindest er wirklich der Mann war, den sie in ihm gesehen hatte, der Mann, an den sie glaubte, steigerte ihren eigenen Optimismus ... ein bisschen, zumindest.
Doch bei Nesbitt war es ganz anders. Auch wenn er freundlich lächelte, traf seine Abneigung Honor mit der Wucht eines Vorschlaghammers. Erfreulicherweise richtete sich diese Abneigung nicht persönlich gegen sie; das Unerfreuliche war, dass sich das wohl kaum als positiv vermerken ließe. In vielerlei Hinsicht hätte Honor es vorgezogen, wenn es hier nur um eine persönliche Abneigung gegangen wäre. Doch der Minister verabscheute einfach alles, was irgendwie mit Manticore zu tun hatte. Er verabscheute es und er misstraute ihm abgrundtief. Nesbitt war etwa in Honors eigenem Alter. Also traf auch auf ihn genau das zu, was Honor bei ihrem ersten Gespräch mit der Präsidentin hinsichtlich lebenslanger Erfahrung mit wechselseitiger Feindseligkeit zwischen ihren beiden Sternnationen gesagt hatte. Und so unglücklich Nesbitt auch sein mochte, Honor hier zu sehen, so sehr er sich darüber ärgerte, dass die Republik über ein Ende der Kampfhandlungen verhandeln musste, verströmte auch er ebenso deutlich wie Pritchart die Entschlossenheit aus, hier einen Erfolg zu verbuchen. Aber da war noch etwas anderes. Eine Kleinigkeit, die Honor nicht richtig benennen konnte. Es war fast, als schäme sich der Minister für etwas. Nein, das Wort traf es nicht ganz, aber besser wusste Honor es nicht einmal sich selbst gegenüber auszudrücken. Doch was auch immer es war, woher es auch kam, es stachelte seinen Zorn ebenso an wie sein Bedürfnis, hier eine Einigung zu erzielen.
»Admiral Alexander-Harrington«, sagte er. Es klang ein wenig barsch, doch zugleich ergriff auch er ihre Hand und schüttelte sie kräftig.
»Mr. Nesbitt«, erwiderte sie leise.
»Leslie und Tony sind nicht nur in ihrer Funktion als Vertreter des Kabinetts hier, sondern auch als Representatives zwei unserer größten Parteien«, erklärte Pritchart. »Als ich seinerzeit mein Kabinett zusammengestellt habe, schien es doch unverkennbar, dass es die Unterstützung sämtlicher Parteien bedurfte, um die Verfassung auch wirklich funktionieren zu lassen. Und deswegen habe ich mir die Minister auch aus verschiedenen Parteien zusammengesucht. Leslie gehört zu den Neuen Demokraten, während Tony aus den Reihen der Vereinigten Konservativen stammt.« Die Präsidentin verzog die Lippen zu einem trockenen Lächeln. »Sie sind gewiss hinreichend über die politischen Strukturen hier in Paris informiert, um sich vorstellen zu können, wie lebhaft so manche Sitzung werden kann, wenn die beiden anwesend sind.«
Montreau und Nesbitt lächelten, und Honor tat es ihnen gleich. Doch zugleich vermutete sie, dass Pritchart gerade eben gehörig untertrieben hatte.
»Wie ich in meinem Memorandum schon erklärt hatte«, fuhr die Präsidentin dann fort,
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