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Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Titel: Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Tappe
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Gedanken verschwunden. Ich
gönnte mir eine erfrischende Dusche, verzehrte mein Picknick und arbeitete an
der Planung des Abreisetransfers für die Gäste. Die Reise neigte sich ihrem
Ende zu und ich würde in Los Angeles wieder eine neue Gruppe in Empfang nehmen.
Gerade hatte ich den letzten Shuttle-Bus gebucht und freute mich auf den
Feierabend, da klopfte es an der Tür. Nichts Ungewöhnliches eigentlich, denn
bei vierzig oder mehr Gästen gibt es immer mal wieder ein Problemchen. Einmal
ist es der schreibwütige Gast, der kurz vor Mitternacht noch unbedingt eine Briefmarke
braucht, ein anders Mal hat jemand einen Herzinfarkt und benötigt dringend
einen Arzt. Es ist wie bei einem Weihnachtskalender. Jedes Mal, wenn ich mein
Türchen öffne, gibt es eine neue Überraschung. Diesmal war es keine Gute! Statt
erst einmal durch das Guckloch meiner Zimmertür zu spähen, öffnete ich die Tür
in meinem jugendlichen Leichtsinn unbedacht. Vor mir stand Susi Zander,
lediglich in ein weißes Handtuch gewickelt. Ich traute meinen Augen nicht. Die
prallen Brüste der Dame drohten jede Sekunde über den eng gewickelten
Frotteerand zu springen. Ihr Haar glänzte nass und sie roch nach Chlor.
Offenbar war Heul-Susi gerade aus dem Hotelpool gestiegen.
    „Frau Zander,
ich...“
    Sie ließ mich
gar nicht erst ausreden.
    „Wenn du mich
nicht rein lässt, mache ich dir eine Szene!“
    Die
unerwartete Besucherin stieß mich mit der Hand ins Zimmer und schlüpfte durch
die halboffene Tür.
    „Du lieber
Himmel“, dachte ich, „jetzt ist es aus.“ Bereits zum zweiten Mal an diesem Tag
war ich völlig überfordert.
    „Du willst es
doch auch“, behauptete sie mit einem erotischen Unterton und klang dabei wie
das Flittchen aus einer schlechten Hollywoodkomödie. Ihr Handtuch fiel zu Boden
und die nicht unattraktive Mittvierzigerin stand plötzlich splitternackt vor
mir.
    „Frau Zander...“,
holte ich erneut aus.
    Sie presste
ihren Körper an mich und griff gezielt in meinen Schritt. Wer kann da schon
Nein sagen? Der Reiseleiter? Sicher nicht. Lediglich der pflichtbewusste
Reiseleiter schafft das. Oder der, der sich vor Angst in die Hosen macht. Ich
löste mich mit einer geschickten Drehung aus Susis Umarmung und verschwand wie
der Blitz im Bad, in der Hoffnung, dort einen Bademantel für meinen verrückten
Gast zu finden. Fehlanzeige. Ich hielt für einen Moment inne und versuchte,
einen klaren Kopf zu bekommen. Fehlanzeige. Jetzt nur keine Panik! Wieder
Fehlanzeige. Mein Puls war auf 270. Vielleicht sollte ich mich dieser Frau
einfach hingeben. Opfern, sozusagen. Des lieben Friedens willen. Ich ging
zurück ins Zimmer. Dort lag sie in Marilyn Monroe Pose mit ausgebreiteten Armen
auf dem King Size Bett. Mitten auf meinem heimeligen Bettzeug. Das würde mir
niemand glauben. Hätte es damals schon Handys mit Fotofunktion gegeben, ich
hätte ohne zu Zögern abgedrückt. Für einen Moment schien sie mir wie ein Engel.
Susi ließ die Zunge langsam bei halbgeöffnetem Mund über die Lippen gleiten.
Wie sie so da lag, hatte sie nichts mehr von der anstrengenden Heul-Susi -
plötzlich war sie Susi Sorglos. Sollte ich der Einladung dieser Himmelsbotin
folgen, oder hatte mir diese Frau vielleicht der Teufel geschickt? Ich tat das
einzig Richtige. Ich sagte:
    „Frau Zander.
Ich werde jetzt diesen Raum verlassen und mich an die Rezeption begeben. Dort
werde ich den Sicherheitsdienst des Hotels beauftragen, Sie in genau fünf
Minuten aus diesem Zimmer zu eskortieren, sollten Sie bis dahin nicht
verschwunden sein.“
    Bevor ich mich
abwandte, gönnte ich mir einen letzten Blick auf die nackte Schönheit, die mich
ungläubig anstarrte. Ich öffnete die Zimmertür einen Spalt und inspizierte den
Hotelflur, um sicher zu gehen, dass sich ihr Mann nicht in der Nähe befand. Die
Luft war rein. Im Sauseschritt begab ich mich an die Rezeption, wo ich den
amüsierten Empfangsmitarbeiter bat, genau das zu tun, was ich der hüllenlosen
Dame in meinem Bett angedroht hatte. Als der Sicherheitsdienst zehn Minuten
später mein Zimmer inspizierte, war Susi bereits ausgeflogen. Ich beschloss,
das Zimmer zu wechseln und bat den Rezeptionist, die neue Zimmernummer auf gar
keinen Fall an meine Gäste weiterzugeben.
    Susi hatte
indessen wohl begriffen, dass sie bei mir nicht landen konnte. Als ich mich
einige Tage später von ihr und ihrem Mann verabschiedete, steckte sie mir
heimlich einen Zettel in die Jackentasche, den ich allerdings erst eine knappe
Woche

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