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Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Titel: Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Tappe
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später entdeckte. Darauf stand: Wir sehen uns wieder. Versprochen! Deine
Susi. Darunter hatte sie einen Kussmund mit Lippenstift gedrückt.

10 Von Fresno zum
Yosemite Nationalpark - Die
Sache mit dem Urologen
     
    Wenn
ein Bus voller Deutscher im Wilden Westen unterwegs ist, gibt es immer was zu
lachen. Zwar werden die Germanen von den Amis gern als ein humorloser Haufen
betitelt, aber das kann ich ganz und gar nicht bestätigen, zumal ich selber zu
diesem Haufen gehöre. Zugegeben, der Stammtisch- und Kegelbahnhumor vieler
Deutscher ist für einen Ausländer sicher nicht leicht verständlich oder gar
nachvollziehbar. So ganz ohne Witz sind wir nun aber doch nicht. Die Amerikaner
kommen schnell mit Klischees um die Ecke und sehen in fremden Völkern oft nur
die Stereotypen, die sie selbst erdacht haben. So glauben tatsächlich viele
Menschen, dass die Deutschen auf Lederhosen und Dirndl schwören und außer
Schweinefleisch und Bier bei uns nichts im Kühlschrank steht. Sie gehen davon
aus, dass Jodeln in deutschen Schulen zu den Pflichtfächern zählt und der brave
Bürger von morgens bis abends nur Blasmusik hört. Mitunter bekommt man als
Deutscher in den USA Fragen gestellt, die einen förmlich aus den Lederhosen
hauen.
    „Trinken alle
Deutschen schon zum Frühstück Schnaps?“ Oder: „Warum lassen die deutschen
Frauen ihre Achselhaare bis auf die Hüften wachsen?“
    Woher der
Mythos mit dem Frühstücks-Schnaps stammt, weiß ich nicht. Die Sache mit den
Achselhaaren kann ich nur auf unser Popfräulein Nena zurück führen, die sich
nicht scheute, ihre Unterarmhaarpracht stolz im ärmellosen Top auf den Bühnen
der Welt zu präsentieren. Wen wundert’s, wenn da die Gerüchteküche brodelt? Ich
beruhige die Amerikaner stets und verweise auf Heidi Klum, die als Inbegriff
für deutsche Körperästhetik steht und mit ihren rasierfreudigen
Geschlechtsgenossinnen in den USA alle Mal konkurrieren kann. Dennoch gibt es
große Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen. Ganz besonders in puncto
Urlaubsverhalten habe ich so meine Erfahrungen gemacht. In den Jahren 2003 und
2004 hatte ich das Vergnügen, mit amerikanischen Reisegruppen einige
Flusskreuzfahrten auf Rhein, Main und Donau unternehmen zu dürfen. Ich war zu
dem Zeitpunkt sicher, ein erprobter und mit allen Wassern gewaschener
Reiseleiter zu sein. Schnell stellte sich heraus, ich befand mich im Irrtum.
Was die Bedürfnisse der deutschen Urlauber und die Erfüllung ihrer Erwartungen
anging, war ich sicher gut im Training. Die Amis ticken auf ihren Reisen ganz
anders. Im Prinzip darf man sie als brave und pflegeleichte Zeitgenossen
bezeichnen. Sie sind extrem freundlich und versuchen, der einheimischen
Bevölkerung während ihres Aufenthaltes im Gastland so nah wie möglich zu
kommen. Die Amerikaner suchen ständig Blickkontakt und begrüßen jeden Fremden
auf der Straße mit: „Hi. How are you doing?“. Schauen die Deutschen dann
erschrocken weg, werden sie unsicher und glauben, dass man sie nicht mag. Sie
sind längst nicht so reiseerfahren wie der Durchschnittsdeutsche und sie sind
sehr bescheidene Gäste. Aber so einige kleine Macken erlaube ich mir dennoch
hervorzuheben. Im Vorfeld einer Stadtführung beispielsweise - die nebenbei
gesagt nicht länger als zwanzig Minuten dauern darf - wird vom Reiseleiter
erwartet, die genaue Anzahl der Stufen preiszugeben, die es unterwegs zu
bewältigen gilt. Und wehe, die Zahl stimmt nicht. Amis gehen nämlich gar nicht
gern zu Fuß und sie hassen nichts mehr auf dieser Welt als Treppenstufen. Das
bringt echte Probleme mit sich, denn die meisten europäischen Städte haben ein
ganzes Arsenal an Stufenwerk. Die Stadt Köln, die auf jeder Kreuzfahrt
angesteuert wird, bietet eine besondere Herausforderung für fußfaule
Kreuzfahrer. Die Anlegestelle für Flussschiffe befindet sich dort unterhalb des
Kölner Doms. Um die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt zu besichtigen, gilt es
zunächst eine große Treppe zu bezwingen. Ich kann gar nicht sagen, wie
überrascht ich war, dass eine nicht unbedeutende Zahl meiner Reiseteilnehmer
beim Anblick der Stufen regelmäßig den Kopf schüttelte und auf den Besuch des Doms
und der Innenstadt verzichtete.
    „Also das ist
nun wirklich eine Zumutung“, bemerkten sie stöhnend. „Davon stand nichts in der
Broschüre. Wie sollen wir denn da hoch kommen?“
    Es sicher
nicht einfach, einen Berg von einhundert Stufen oder mehr zu erklimmen, wenn
man siebzig Jahre alt ist und in

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