Hoppe
wähle und wähle, fällt mir plötzlich wie Schuppen von den Augen, dass Wayne weder in Toronto noch in Los Angeles und auch nicht in Vancouver oder New York ist, sondern vermutlich längst im BELLAGIO (gemeint ist vermutlich das
Bellagio
in Las Vegas, in dem WG gelegentlich
Fantasy Camps
veranstaltet/for additional information or questions, feel free to contact WG Authentic at 1 – 866 - 6 4 8 – 4996 or ( 480 ) 778 – 1899 and ask for Drew/fh), wo er vermutlich schon wieder seine Kufen poliert. Also rufe ich im
Bellagio
an, da ist nicht besetzt, und ich sage: Fly hier, und eine Stimme fragt: Mit wem darf ich verbinden? Und ich sage: Wayne Gretzky. Und ich werde verbunden. Und am anderen Ende ist nicht besetzt, ein freies A, bis eine Stimme, die mir bekannt vorkommt (mein Herz schlägt höher) so schlicht wie ergreifend sagt: Hello?
So nah bin ich niemals dran gewesen, mein Mund und sein Ohr. Also sage ich: Wayne? Und Wayne fragt: Wer spricht? Und ich sage: Fly. Wayne lacht. Er lacht, wie er immer gelacht hat, also alles beim Alten. Und ich sage: Nur eine Frage. Und er sagt: Na los. Und ich sage: Was steht auf dem kanadischen Fünfdollarschein? Und plötzlich tritt jene Stille ein, die Biographen seit jeher beunruhigt, weil sie so schlecht recherchierbar ist, nur irgendwo in der Ferne das leise Klingeln des letzten Pucks, den irgendein Blinder, nach einer kurzen und fast vollkommenen Pause, über das ferne kanadische Eis schiebt, bis auch der Puck verstummt, weil er für immer im Tor ist oder weil es das Tor gar nicht gibt und auch keinen Ton. Es ist einfach still.
So still wie die Stille, in die wir seit Jahren verliebt sind, auf die wir seit Jahren gemeinsam warten und vor der wir uns fürchten, weil von ihr nichts erzählt werden kann, weil es kein Draußen und Drinnen mehr gibt. Nur noch Wayne und mich und die richtige Antwort auf die Frage nach dem Fünfdollarschein, auf dem steht: ›Die Winter meiner Jugend waren lange lange Jahreszeiten. Wir lebten an drei Orten – in der Schule, in der Kirche und auf der Eisbahn – aber unser wirkliches Leben war auf der Eisbahn.‹« (Der Text auf der kanadischen Fünfdollarnote stammt von Roch Carrier./fh)
»Brauche Briefmarken, die mit dem Schiffsmotiv.« Eine Nachricht, die Hans Herman Haman genauso wenig überrascht wie der nach Hameln adressierte Brief, der am Morgen des achtzehnten Juli 1988 neben der Notiz auf dem Küchentisch liegt. Er ist längst darauf vorbereitet, dass Felicitas ihn verlassen wird, und hat beschlossen, sie ziehen zu lassen. Allerdings nur unter einer Bedingung – sie muss ihm versprechen, erst ihr Studium abzuschließen, denn ohne Abschluss, sagt Herman, darf man nicht gehen, das würde ich dir niemals verzeihen. (Die Reise ist noch nicht zu End, wenn man Kirch und Turm erkennt!) Felicitas gibt klein bei und verbringt die folgenden Monate zähneknirschend mit dem Versuch, ihre ungeliebte Arbeit über Till Eulenspiegel fertigzustellen.
Die Arbeit geht ihr allerdings nur mühsam von der Hand. Sie, sonst immer und überall die Schnellste von allen, tritt plötzlich auf der Stelle. Im Spätherbst, kurz vor dem Examen, wird sie unvermutet über Nacht krank, was Herman mit großer Unruhe erfüllt. Er kann sich, von ihren Hauterscheinungen abgesehen (die kamen und gingen und die sie stoisch ertrug, um nicht zu sagen, vollkommen ignorierte), nicht daran erinnern, sie jemals krank erlebt zu haben, »keine Erkältungen, kein Fieber, keine Seekrankheit, rein gar nichts, eine bewunderungswürdige Konstitution. Aber jetzt lag sie im Bett, hatte fast vierzig Grad Fieber, konnte beim besten Willen die Augen nicht öffnen (sie waren vollkommen zugeschwollen, ihr ganzes Gesicht war auf unheimliche Weise aufgedunsen) und hörte trotzdem nicht auf zu sprechen, auch wenn sie mehr murmelte als sprach, ein leises dreisprachiges Murmeln.
Der Text war schwer zu verstehen und wenig zusammenhängend. Von Eis und Wüste war die Rede und dass sie sich nicht entscheiden könne. Außerdem habe sie die falsche Karte dabei, was aber völlig egal sei, weil sie die Karte sowieso nicht lesen könne, sie wisse nämlich schon längst nicht mehr, wo sie sei. Außerdem habe sie Schal und Handschuhe verloren, so kann man nicht gehen, das werde sie teuer zu stehen kommen. Offenbar befand sie sich auf einer längeren Wanderung, auf einem langen und quälenden Marsch, auf dem sie von Gefahren umzingelt war, von Krokodilen und Kängurus (die sie mit einem
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