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Hoppe

Hoppe

Titel: Hoppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Hoppe
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über zehn Seiten) freundlich aber entschieden unterbrechende Frage, woher er (der Matrose) das alles zu wissen glaube und ob er sich nicht, anhand von Beispielen, etwas genauer fassen könne, gibt dieser (»indem er die Augen zu Boden schlug«) zur einfachen Antwort: »Hoch verehrte Majestät – Matrosen wissen nicht viel, aber mancher weiß mehr, als Eure Majestät sich jemals zu träumen vermöchte. Um Euch also, da Ihr mich bittet, ein einfaches Beispiel zu geben: Wisst Ihr, wo jenes Südland liegt, dessen innere Schönheit noch längst nicht erforscht ist, jenes große Land, an dessen rauer Küste schon mancher Mann, egal ob Deutscher, Franzose, Holländer oder Engländer, grausam auf immer gescheitert ist? An der südlichen Küste dieses fernen Südlands liegt eine Stadt, die auf immer Adelheid (Adelaide/fh) heißen wird, um die Menschen für alle Zeiten an Euch und Euren Ruhm zu erinnern, auch wenn Ihr längst von uns gegangen sein werdet.«
    Dass die Vision des polnischen Matrosen bereits vor Adelheids Mittelmeerkreuzfahrt Wirklichkeit wurde, war Felicitas offenbar unbekannt, die
Kurze Geschichte Englands
gab dieses Detail nicht her. Felicitas’ neue Heimat, die Hauptstadt des australischen Bundesstaates South Australia am Saint-Vincent-Golf, war bereits 1836 , also ein Jahr vor König Wilhelms Tod, auf dessen ausdrücklichen Wunsch nach seiner Frau benannt worden, die einzige nach einer Frau benannte australische Hauptstadt, wie Felicitas gern immer wieder und nicht selten mit fast kindlichem Stolz hervorhob.
     
    Dass Schiffsbibliotheken »ein Desaster« sind, »weil sie uns in der Frage, was die Menschheit tatsächlich voranbringt, nicht im Geringsten befördern«, wusste Karl Hoppe, dessen Lektüre sich während der langen Seereise ausschließlich auf Fachliteratur beschränkte, längst. Sein Lieblingsbuch war (und blieb) das
Handbuch der Patentbewertung
, für Belletristik besaß er keinen Sinn. (»Wie kann man freiwillig lesen, was nachweislich falsch, weil erfunden ist?«) Felicitas dagegen schlug aus den »wässrigen Bibliotheken«, die ihr Vater so demonstrativ ablehnte, wenn nicht verachtete, vermutlich mehr Kapital als alle anderen Reisenden zusammen. Von dem wenigen, was an Bord überhaupt zu haben war, enthielten ihr Kramer und Small keine Zeile vor, und wir können sicher sein, dass sie keine einzige davon ausließ und dass die Lektüre ihre spätere Arbeit nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch stark beeinflusst hat. Sie las mit größtem Vergnügen alles, was sie zu fassen bekam.
    »Sie liest, wie sie isst«, bemerkt dazu Kramer, »unterschiedslos alles, was auf den Tisch kommt, von schlichten Abenteuerromanen über Reisebeschreibungen bis hin zu historischen Romanen, auch vor Hand- und Logbüchern schreckt sie nicht zurück, obwohl ich mir sicher bin, dass sie davon so gut wie nichts versteht. Aber offenbar gefällt es ihr, so zu tun, als ginge sie alles etwas an, als hätte sie ein Verständnis davon und ein Verhältnis dazu.« (Kramer wusste nicht, dass Felicitas auch während ihrer Schiffsreise weiterhin mit ihren »Sonntagserfindungen« beschäftigt war und die Handbücher unter anderem zu diesem Zweck ausschlachtete./Vgl. dazu in den
Sonntagserfindungen
unter N: Navigationsgerät mit integriertem Fischdetektor.)
    Am häufigsten aber las sie historische Romane, Bücher jener Gattung also, von der sie sich später immer wieder mit geradezu polemischem Nachdruck distanzieren sollte, als sei ihr der historische Roman als Gattung insgesamt peinlich. Davon abgesehen wurde die deutsche Schriftstellerin Hoppe, egal, wann und wo man sie später danach fragte, niemals müde, darauf hinzuweisen, dass sie eigentlich sowieso kaum lese, schon als Kind habe sie so gut wie gar nicht gelesen (obwohl späteren eigenen Darstellungen zufolge ihr Hamelner Elternhaus voller Bücher gewesen sein soll: »Wo man stand, saß und ging, überall Bücher, meine Eltern und meine Geschwister sind bis heute besessene Leser!«), da sie sich beim Lesen allzu schnell langweile. (»Ich weiß schon auf der dritten Seite, was auf der letzten passiert, wozu also weiterlesen?«) Dies und nichts anderes sei der Grund dafür, dass sie überhaupt mit dem Schreiben begonnen habe, »weil ich da machen kann, was ich will, und mich nicht mit drittklassigen Phantasien herumschlagen muss«.
    Auch wenn sich die erwachsene Autorin Hoppe nicht ohne weiteres mit der knapp vierzehnjährigen Leserin Felicitas auf der
Adelheid
in

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