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Hoppe

Hoppe

Titel: Hoppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Hoppe
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Als der Gast lächelnd bejaht, gerät sie ins Schwärmen, denn sie ist, was der Gast nicht wissen kann, eine Ayrton nur in zweiter Ehe, in erster Ehe die Frau eines Deutschen, eines gewissen Herrn Voss (der Mann meines Lebens!), der eines Tages (hier legt sich ein Schatten auf ihr Gesicht) über Nacht verschwand, eine lange Geschichte, für die jetzt keine Zeit ist, weil Ms Ayrton in die Küche muss, Sie verstehen, das Abendbrot und die Gäste, Sie sind natürlich herzlich willkommen.«
     
    »Obwohl Ms Ayrton«, so das Hoppewerk weiter, »an diesem Weihnachtsabend kaum Gäste hatte, war das Abendessen lebhaft und heiter, denn die, die sie hatte, waren gesprächig: Madame und Monsieur Paganel aus der Bretagne, ein Ehepaar auf Hochzeitsreise, er Schiffsbauingenieur, sie Lehrerin für Geographie, die viel über Land und Leute wusste, während er es vorzog, sich über die rein technische Seite der Dinge zu verbreiten. Und ein gewisser Dick Floater, handelsreisender Amerikaner, nach eigener Auskunft auf Kurzurlaub, der, während er Würste verschlang, heftig kauend erklärte, er sei auch im Urlaub immer auf Arbeit (always on duty), besonders zur Weihnachtszeit, wenn die Wünsche der Menschen so offen liegen, dass sie für einen Handlungsreisenden mit Händen zu greifen sind.
    Sagt Floater und winkt nach dem vierten Bier (mit der Rechten) und (mit der Linken) zu dem jungen Deutschen hinüber, der, blauäugig abseits, in einer Ecke sitzt, mit einem Sandwich beschäftigt, das er nicht recht in den Griff bekommt. Mehr Flüssigkeit, ruft der Amerikaner, dann geht’s besser runter, wobei er lacht, sich den Schaum von den Lippen wischt, lässig den Teller zur Seite schiebt, sich erhebt und nach seinem Bierkrug greift, um an den Tisch des Deutschen zu wechseln.
    Die schöne Helena (sie erkennt die Gefahr) tritt beiläufig von hinten an den Tisch, füllt das Glas des Deutschen nach, der Weißwein trinkt, worauf Floater, dem das nicht entgeht, mit der Faust auf den Tisch haut und ruft: Muss man bei Grant denn ein Deutscher sein, um die Damen auf seiner Seite zu haben? Worauf Helena lacht, sich die Hände an der Schürze abreibt und besänftigend sagt: Mister, in dieser Hochheiligen Nacht ist uns jeder Gast willkommen, bei
Grant’s Children
ist Platz für alle. Und Floater schallend zu lachen beginnt, nach der Hüfte der Wirtin greift und sich, für alle Anwesenden überraschend, über der Brust bekreuzigt, bevor er wieder sein Glas erhebt und ruft: Dann also auf Jesus, Maria und Josef, drei Runden für alle.
    Und plötzlich geht tatsächlich ein Stern auf, nicht sehr groß zwar, kein richtiges Leuchten, nur ein verlegenes Schimmern über halbleeren Tellern. Man erhebt die Gläser, alle fünf auf einmal: Madame und Monsieur Paganel die roten, der Deutsche das weiße, Floater sein Bier und Helena, weil sie niemals trinkt, erhebt ein leeres und fängt an zu singen. Es fehlten nur mein Vater und ich, denn ich war längst auf und davon, und mein Vater kam erst gegen neun zurück und schlich sich grußlos die Treppe hinauf, weil er den Fragen des Deutschen ausweichen wollte. Am Morgen packte er unsere Koffer.«
    Während ihr Vater die Koffer packt, geht in Hoppes
BuchL
an den Tischen der schönen Helena die Weihnachtsfeier unbeschwert weiter, in der Floater zum Flirter wird und sich überraschend als begnadeter Tänzer erweist, sehr zum Ärger von Monsieur Paganel, der in dieser »scheinheiligen Nacht« um seine Braut zu fürchten beginnt, die nicht aufhören kann, beim Tanzen »ihren Mund an das Ohr eines Amerikaners zu legen, der offenkundig nichts taugt«, und von einem gewissen
L.
zu erzählen, der sich »eines Tages tatsächlich aufgemacht hat, um das Südland von Ost nach West zu durchqueren«.
    Was den blauäugigen deutschen Besucher betrifft, so hat er das Warten längst aufgegeben und lauscht stattdessen »gebannt« der Erzählung von Madame Paganel, die »alles über Leichhardt wusste« und sich im Lauf von Hoppes Erzählung sogar zu der Behauptung hinreißen lässt, sie habe Monsieur Paganel einzig deshalb das Jawort gegeben, weil er ihr eine Reise versprochen habe, »auf der du eine Entdeckung machst, von der andere nur träumen«.
    Ob Hoppe sich des schlüpfrigen Doppelsinns dieser Aussage eines frisch verheirateten Mannes beim Schreiben bewusst war, sei dahingestellt. Auffallend für die Arbeit einer gerade Vierzehnjährigen ist jedenfalls die überraschend scharfe Zeichnung ihrer Figuren, auch wenn sie dabei über

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