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Hoppe

Hoppe

Titel: Hoppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Hoppe
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nach, und Felicitas trägt eine Schuluniform, »wider Erwarten übrigens gern«, wie Karl, nicht ohne Erleichterung, in einem Brief an Maria schreibt. Offenbar begriff er nicht, wie froh Felicitas war, nicht mehr die Kleider aus der Werkstatt ihres Vaters tragen zu müssen, auch wenn sie später gelegentlich betont haben soll, sie finde die Uniform albern, nicht etwa, weil sie unpraktisch sei (für Praktisches hatte sie durchaus Sinn), sondern »weil die Uniform gegen alles spricht, was man uns hier unten verheißen hat, Freiheit und Abenteuer und dass man hier alles machen kann, was man sich sonst wo nur träumen lässt«.
    Tatsache ist, dass Hoppe, obwohl sie ständig »Freiheit, Unabhängigkeit und Abenteuer« im Mund führte, in ihrer Jugend einen auffallenden Hang zu Uniformen hatte, die, genau wie die bereits oben erwähnten Kostüme und Masken, weit mehr als nur Requisiten eines Rollenspiels waren, sondern ihr offenbar die Möglichkeit boten, sich kurzfristig als genau die zu zeigen, die sie darstellen wollte, in anderen Worten, die Rolle als Teil ihres Wesens sichtbar zu machen. Die allgemeinverbindliche Uniform befreite sie, wie schon im Eisring die Hockeyrüstung ihrer Kinderjahre, vom Zwang zur persönlichen Uniform.
    Auch nach ihrer Schulzeit blieb das Bemühen um Form prägend wie der ständige Hinweis darauf, sie reise unter der Flagge der Königin, was nicht nur Ausdruck ihres Wunsches nach Zugehörigkeit, sondern einer bemerkenswerten Loyalität war. Dass Felicitas sich an einmal vereinbarte Regeln hielt, ist bekannt wie ihr Bedürfnis nach Ordnung und Einheit, dem sie später oft durch eine gelegentlich penible persönliche Kleiderordnung Ausdruck gab, wie beispielsweise durch jene weißen und jederzeit peinlich akkurat gebügelten Hemden, die nicht nur zu ihrem Markenzeichen werden sollten, sondern gelegentlich als eine Art Tick vermerkt worden sind, der ihr nicht nur den Spott Tracy Normans einbrachte (»über das Bügelmotiv in Hoppes Werk ließe sich mit Gewinn ein eigener tiefenpsychologischer Essay schreiben«/
Missing the Summer
), sondern auch die Spitznamen »Tapferes Schneiderlein« und »Die Nonne«.
    Die eigentümliche Mischung Hoppe’scher Attribute und Rollen, vom Superpuck über den Chefhirten in Lucy Bells Brantforder Weihnachtsspiel bis hin zur Nonne, hat immer wieder zu Irritationen und Missverständnissen geführt, vor allem deshalb, weil sie lediglich eine Haltung, keineswegs aber eine Lebensart und schon gar nicht Hoppes Gesinnung spiegeln, sondern sich vielmehr, wie ihr Werk in jeder einzelnen Zeile deutlich macht, neben ihrer überbordenden Lust am Spiel aus einem stark ausgeprägten ästhetischen Empfinden speisen, dem Wunsch nach Formgebung und Symmetrie.
    »Das Rollenspiel ist natürlich nicht nur eine längst überholte, sondern vor allem eine lächerliche und höchst durchsichtige Attitüde«, schreibt Reimar Strat 2006 in einer Rezension zu Hoppes Roman
Johanna
. »Tatsächlich kommt uns Johannas Ritterrüstung eher wie eine Schuluniform vor, die jene neunmalkluge pubertierende Fanatikerin und selbsternannte Gottestochter (meint er Hoppe, meint er Johanna?/fh) beim besten Willen nicht ablegen kann. Man wünscht sich beim Lesen nichts sehnlicher, als dass endlich einer vorbeikommen möge, um ihr vom Pferd und aus der lachhaften Rüstung zu helfen, damit sie endlich ins Leben absteigen kann.«
    Zunächst steigen die Hoppes allerdings, nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in einer kleinen Mansarde am Victoria Square, in Klemzig ab, einem Vorort von Adelaide, wo Karl, zu Felicitas’ Enttäuschung, nicht etwa das den Hamelner Geschwistern so stolz verheißene Haus ohne Meerblick und mit Doppellabor, sondern nur eine kleine Wohnung gemietet hat, »in der kein Platz für ein Klavier ist«, also, ihr einziger Trost, »auch kein Platz für eine Klavierlehrerin«. Und wo Felicitas zu ihrer Überraschung im Geschichtsunterricht erfährt, wovon sie vorher nichts wusste: dass Klemzig ein »doppeltes Klemzig« ist, das eine in Polen (Klępsk), das andere bei Port Adelaide, dazwischen die Geschichte einer abenteuerlichen Reise von Polen über Hamburg bis in den Süden Australiens, eine Geschichte, auf die sich die Schülerin »mit Eifer und Hingabe stürzt«, wie ihr Lehrer (Carl Dark, Fächer: Geschichte und Australische Königskunde/fh) überrascht vermerkt.
    Plötzlich, so jedenfalls scheint es Felicitas, passt alles zusammen, als würden sich Teile eines

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