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Hoppe

Hoppe

Titel: Hoppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Hoppe
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berichtete, wie viel Freude es ihr bereitet habe, vor dem Tisch des Herrn zur ersten Beichte zu gehen, weil sie hier, »zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben«, tatsächlich auf einen Mann getroffen sei (vgl. hierzu Hoppes späteren Text
Das aufgespannte Ohr Gottes
), der ihr wirklich zugehört habe.
    Eine Erzählung, »aus der nur umso deutlicher hervorgeht«, schreibt Virginia, »was ich schon ahnte: Für dieses Kind ist noch das Höchste und Heiligste nichts als ein Spiel, sie verwandelt alles, was ernst ist, in Selbstunterhaltung, weil sie nicht die geringste Ahnung hat, was wirklich auf dem Spiel steht.« Auf Virginias Frage, in welcher Sprache sie damals gebeichtet habe, antwortet Felicitas: Auf Polnisch. Worauf Virginia ihrerseits später eine mehr als obskure Sündentheorie entwerfen sollte, der zufolge Felicitas sich einbilde, solange sie nicht Polnisch spreche, habe sie auch nichts zu beichten und sei folglich seit ihrer Auswanderung frei von Sünde.
    Abgesehen von der Tatsache, dass Virginias Aufzeichnungen mehr über ihre eigene Not als über Felicitas aussagen, ist die Episode deshalb aufschlussreich, weil sie deutlich macht, dass Felicitas sich spätestens nach ihrem Auszug bei
Grant’s Children
auch von ihrer Hamelner Familie verabschiedet hatte (wie sich später zeigen sollte, allerdings nur vorübergehend) und dies durchaus nicht mehr, wie noch auf der
Queen Adelheid
(wir erinnern an die Episode mit dem polnischen Stottermatrosen), als Verrat empfand. In der Familie Blyton jedenfalls war, wie bereits oben erwähnt, weder jemals von einem Entführervater noch von Hameln die Rede, sondern ausschließlich von dem, was »Sache« war, von ihrem ausgewanderten Erfindervater und ihrer Breslauer Mutter, auch wenn Felicitas, aller Redseligkeit am sonntäglichen Familientisch zum Trotz, auffallend wenig von ihren Eltern sprach.
    Tatsächlich scheint es, als habe sie spätestens seit jenem Nachmittag, an dem Joey Blyton sie unter dem Bild der Ordensgründerin Mary McKillop zum ersten Mal geküsst hatte, einen weiteren ihrer berühmten Hebel umgelegt, wobei ihre »ganz aufs Äußere gerichtete Erzähllust, bei völliger Abwesenheit dessen, was man ein Innenleben nennen darf«, Virginia in nur noch größere Unruhe versetzte, deren Sorgen dabei weniger Felicitas als ihren Sohn Jonathan betrafen, von dem sie längst wusste, dass er zu Sister Mary McKillop in keinem rechten Verhältnis mehr stand und dass er, je weniger er tatsächlich sehen konnte, sich umso entschiedener ihrem Einfluss entzog. Und dass es (»ein hell beleuchtetes Unglück«) nicht Joey, sondern Felicitas war, die den heimlichen Wünschen von Quentin entsprach, der sich, wie sich sehr bald herausstellen sollte, alles und »noch viel mehr« dafür tat, um dieses »dahergelaufene Glück für immer festzuhalten, als hätte er sich ein Kind ausgeliehen, dass er von mir nie bekommen hat«.
    »Fassen wir kurz diese Familie zusammen«, schreibt Hoppe im Frühjahr 1979 , »so verdanke ich ihnen alles, was ich vom Ende der Welt weiß.« Das Ende der Welt, jene Wochenenden, die Felicitas mit Joey, Virginia und Quentin verbrachte, meint nicht nur jene in der Kirche abgesessenen Stunden (die Felicitas übrigens keinesfalls absaß, sie war nämlich eine begeisterte Kirchgängerin), und auch nicht jene »bedrückend dunklen Stunden danach«, in denen Virginia »hinter zugezogenen Vorhängen saß, während Quentin mir zeigte, was es bedeutet, wirklich Klavier zu spielen (und dass Musik machen mehr heißt als Noten fressen), sondern »die besseren Teile des Sonntags«, in denen »Joey, Quentin, Wicket und ich allein unterwegs waren und mehr als einmal ein Schiff bestiegen, um endlich nach Kangaroo Island zu fahren«.
    Es war Quentin, dieser »englische Mann der Natur«, der Felicitas lehrte, »dass wir im Süden des Südlands in Sicherheit sind, nicht etwa, weil es das Krokodil gar nicht gibt, wie mein Hamelner Vater immer wieder behauptet, sondern weil es, von hier unten betrachtet, einfach ziemlich weit weg ist, nämlich hoch oben im Norden, bei Darwin, wo es schlafend auf seinen Hunger wartet, während wir hier unten bloß Kängurus und Koalas haben und vorübergehend außer Gefahr sind«. Und es war ebenfalls Quentin, der Felicitas eines Sonntags darauf aufmerksam machte, »dass das Känguru schon lange vor uns da war, wie man unschwer an seinem Namen hört, denn wäre es englisch, hätte es einen anderen Namen, es hieße ›Carryinfront‹ (›die

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