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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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unmittelbare Bevorstehen einer Kampfhandlung schließen ließ, trieb seine Neugier auf die Spitze. Bisher wußte er lediglich, daß ein spanischer Oberst an Bord gekommen war.
    Was Hornblower beabsichtigte, ahnte er nicht. Unausgeführte Pläne behielt der Kommandant allein schon deswegen für sich, um im Falle eines Fehlschlagens nicht das Ausmaß des Mißerfolges erkennen zu lassen. Bush war daher sehr angenehm enttäuscht, als sich Hornblower dazu herbeiließ, ihm Erklärungen zu geben. Niemals erfuhr er jedoch, daß er solche ungewohnte Mitteilsamkeit nur des Kommandanten Wunsch verdankte, der Notwendigkeit einer höflichen Unterhaltung mit Villena enthoben zu sein.
    »Es wird erwartet, daß da drüben auf der Uferstraße eine französische Kolonne erscheinen wird«, sagte Hornblower. »Ich will versuchen, sie mit einigen Schüssen unter Feuer zu nehmen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Schicken Sie einen guten Lotgasten in die Fockrüst.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Jetzt, da Hornblower gesprächig sein wollte, war es ihm unmöglich. Seit drei Jahren hatte er sich bemüht, auch seinem Ersten Offizier gegenüber kein überflüssiges Wort zu sagen, und Bushs einsilbiges »Aye, aye, Sir« bot ihm wenig Hilfe. Der Gesellschaft des Spaniers entzog er sich dadurch, daß er das Fernglas zum Auge hob und äußerst angespannt die näher kommende Küste beobachtete. Die graugrünen Hügel reichten beinahe bis ans Meer, und die Straße verlief an den unteren Hängen entlang, wobei ihre Höhe zwischen drei und dreißig Metern schwankte.
    Nach einiger Zeit gewahrte Hornblower weit vorwärts auf der Straße einen dunklen Punkt. Er senkte das Glas, um das Auge ausruhen zu lassen, und blickte abermals hin. Es war ein entgegenkommender Reiter. Gleich darauf erkannte er dahinter einen sich bewegenden größeren Fleck, der seine Aufmerksamkeit durch ein gelegentliches Aufblitzen erregte.
    Eine Abteilung Kavallerie war es; wahrscheinlich zu Pinos Vorhut gehörend. Bald würde die Sutherland querab von ihr stehen. Hornblower schätzte die Entfernung zur Uferstraße. Sie mochte rund achthundert Meter betragen. Für die Geschütze war sie ausreichend, doch hätte sie Hornblower gern noch etwas verringert.
    »Gerade neun!« sang der Lotgast aus. Hornblower konnte also, wenn er wendete und der Kolonne Pino folgte, noch ein gutes Stück näher herangehen. Es lohnte sich, das zu wissen.
    Während die Sutherland den Franzosen entgegenglitt, suchte sich der Kommandant einzelne Landmarken und die ihnen entsprechenden Wassertiefen einzuprägen. Die Spitzenschwadron war jetzt deutlich zu erkennen. Die Leute hatten blankgezogen und spähten im Weiterreiten nach beiden Seiten der Straße. In einem Feldzug, bei dem jeder Felsblock und jede Hecke einen feindlichen Schützen verbergen konnte, der wenigstens einen einzigen Feind zu töten beabsichtigte, war solche Vorsicht durchaus verständlich.
    In einigem Abstand folgte der Schwadron des Vortrupps eine größere Kavalleriemasse, und hinter dieser erschien eine sehr lange Reihe weißer Punkte. Hornblower lächelte. Das, was sich dort wie die Beine eines riesigen Tausendfüßlers bewegte, waren die weißen Hosen der Infanteriekolonne. Infolge des grauen Hintergrundes waren die Waffenröcke noch nicht zu erkennen.
    »Neuneinhalb!« sang der Lotgast aus.
    Hornblower war befriedigt. Offenbar gab es bis dicht unter Land hinreichende Wassertiefen. Vorläufig aber wollte er auf mittleren Schußweiten bleiben, da das Schiff in solchem Abstand bei weitem nicht so drohend aussah. Hornblower suchte sich zu vergegenwärtigen, welchen Eindruck das Erscheinen der Sutherland auf den Feind machen würde. Lebhaftes Winken der Vorhutkavallerie gab ihm wertvolle Anhaltspunkte. Pino und seine Leute waren bisher noch niemals von See aus beschossen worden, und daher kannten sie auch nicht die vernichtende Wirkung einer Breitseite auf lebende Ziele. Der stattliche Zweidecker und dessen übereinandergetürmte Segel stellten etwas ganz Neues für sie dar. Die militärischen Kräfte ihnen entgegengestellter Feldtruppen hätten sie sofort beurteilen können, aber Kriegsschiffen waren sie noch nie begegnet. Aus Büchern wußte Hornblower, daß die Generale Bonapartes dazu neigten, auf das Leben der ihnen unterstellten Soldaten wenig Rücksicht zu nehmen. Zudem mußten alle Maßnahmen, dem Feuer der Sutherland auszuweichen, schwerwiegende Nachteile mit sich bringen. Man hätte entweder nach Malgret zurückkehren oder durch einen Marsch

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