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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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querfeldein die andere Landstraße erreichen müssen. Hornblower vermutete, daß Pino, der sich wahrscheinlich irgendwo an einem anderen Punkt der Marschkolonne befand und die Bewegungen des britischen Linienschiffs durchs Glas beobachtete, zu dem Entschluß gelangen werde, den Marsch fortzusetzen, wobei er wohl hoffte, keine nennenswerten Verluste zu erleiden. Nun, Pino sollte sein blaues Wunder erleben! Die Kavallerie des Gros befand sich querab der Sutherland. Im flammenden Sonnenlicht glänzten und funkelten die Uniformen des zweiten Regiments.
    »Das sind die Kürassiere!« rief Villena, der sich zu Hornblower gesellt hatte und lebhaft gestikulierte. »Warum schießen Sie nicht, Herr Kapitän?«
    Hornblower wurde sich dessen plötzlich bewußt, daß der Oberst schon minutenlang eine Flut spanischer Worte hervorsprudelte, ohne daß er bisher darauf geachtet hatte. Er dachte nicht daran, die Wirkung der Überraschung auf Kavallerie zu verschwenden, die sich im Galopp in Sicherheit bringen konnte. Nein, die erste Breitseite mußte der marschierenden Infanterie gelten. »Lassen Sie die Leute an die Geschütze treten, Mr. Bush«, befahl er, worauf er dem Rudergänger eine kurze Anweisung erteilte. »Ein Strich Steuerbord!« Die Anwesenheit Villenas hatte er sofort wieder vergessen.
    »Acht Faden... und einhalb«, meldete der Lotgast.
    Die Sutherland näherte sich in spitzem Winkel dem Ufer.
    »Mr. Gerard! Lassen Sie Richtung auf die Heerstraße nehmen.
    Feuereröffnung auf mein Zeichen!«
    Der Kavallerie folgte eine reitende Batterie. Die leichten Sechspfünder verrieten durch ihre heftigen Bewegungen, in welch schlechtem Zustand sich die Straße befand, die eine der wichtigsten Überlandverbindungen Spaniens darstellte. Auch die Artilleristen winkten vergnügt zur Sutherland herüber.
    »Gerade sechs!« ertönte wieder die Stimme des Lotgasten.
    Hornblower wagte nicht, noch dichter an das Ziel heranzugehen.
    »Ein Strich Steuerbord... Recht so!«
    Das Schiff kroch weiter. Lautlos standen die Bedienungsmannschaften an den Geschützen. Nur das leise Summen des die Takelage durchstreichenden Windes und das Klatschen der schwachen Wellen unterbrachen die Stille. Nun befand man sich in gleicher Höhe mit einer größeren Infanteriekolonne. Ein Staubschleier lag über den mit weißen Hosen und blauen Waffenröcken bekleideten Soldaten.
    Oberhalb der blauen Uniform erschien die Linie heller Gesichter, die ausnahmslos dem hübschen, über das wie Emaille glänzende Wasser gleitenden Segelschiff zugekehrt waren. In einem Feldzug, der fast täglich anstrengende Märsche mit sich brachte, begrüßten die Leute diese Begegnung als willkommene Abwechslung. Gerard brauchte keine Änderung der Erhöhung zu befehlen, denn an dieser Stelle verlief die Straße mehrere hundert Meter weit fünfzehn Meter oberhalb der Strandlinie.
    Hornblower führte die silberne Batteriepfeife an die Lippen. Der Erste Artillerieoffizier hatte die Bewegung bereits erkannt. Fast im gleichen Augenblick brüllte die gesamte Breitseite auf. Unter dem Rückstoß der Geschütze legte sich die Sutherland leicht nach Feuerlee über. Weißlicher, ätzender Pulverrauch quoll empor. »Donnerwetter!« rief Bush.
    Die einundvierzig Geschosse der Batteriegeschütze und der Karronaden hatten ein fünfzig Meter langes Stück der Marschkolonne ausgestanzt. Ganze Glieder waren weggefegt worden. Stumpf und betäubt standen die Überlebenden da.
    Polternd dröhnten die Lafetten der wieder ausgerannten Kanonen gegen die Bordwand, und dann erbebte das Schiff unter der zweiten Breitseite. Diesmal gab es unmittelbar hinter der bisherigen eine zweite Bresche. »Bravo, Kerls!« schrie Gerard.
    Die ganze Kolonne war urplötzlich zum Stehen gekommen, um in törichter Weise das Einschlagen der dritten Salve abzuwarten. Der Pulverqualm war inzwischen zum Lande hinübergeweht worden und zog sich in dünnen Schwaden über das Felsgestein. »Neun und dreiviertel...«, sang der Lotgast aus.
    Da die Wassertiefe zunahm, konnte Hornblower den Abstand zum Ziel verringern. Als die noch nicht beschossenen Teile der Marschkolonne das furchtbare, Tod und Verderben speiende Kriegsschiff unerbittlich näher kommen sahen, brach eine Panik aus, die zu einer kopflosen Flucht führte.
    »Kartätschen, Mr. Gerard!« brüllte Hornblower. »Ein Strich Steuerbord!«
    Das Ende der Kolonne stand noch. Auf sie traf der Strom der Flüchtlinge. Stetig näherte sich die Sutherland dem Menschenknäuel, und

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