Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Regens schwitzten die Matrosen bald ganz gehörig. Ihr Kommandant hielt sie in Atem, während er die Sutherland den schwerbeschädigten Dreidecker umkreisen ließ. Näher und näher kam Kap Creus. Von drunten dröhnten taktmäßige Schritte vieler Füße herauf. Bush ließ die zwanzig Zoll dicke Troß nach achtern mannen.
    Sorgfältig schätzte Hornblower den Abstand zum Flaggschiff sowie die Stärke und die Richtung des Windes. Er durfte nicht hoffen, die Pluto buchstäblich auf See hinausschleppen zu können, sondern mußte froh sein, wenn es ihm gelang, die Troß hinüberzugeben und den Dreidecker zum mindesten am Weitertreiben zu verhindern. Zeitgewinn konnte von ausschlaggebender Bedeutung sein. Der Wind würde höchstwahrscheinlich alsbald abflauen und umspringen und der Besatzung der Pluto die Möglichkeit geben, Notmasten aufzurichten und das Schiff wieder einigermaßen steuerfähig zu machen. Kap Creus ragte fast genau im Westen empor, und der Wind blies aus Ost, mit einer winzigen Abweichung nach Norden. Unter diesen Umständen war es das beste, die Pluto in südlicher Richtung zu schleppen. Man erhielt dann die Möglichkeit, wenigstens um das Kap herumzukommen.
    Allerdings öffnete sich südlich davon die auf der anderen Seite vom Kap Bagur begrenzte Rosas-Bucht, und so bestand weiterhin die Gefahr, daß man unter die Batterien von Rosas und in den Aktionsbereich der dort zweifellos stationierten Kanonenboote trieb, wodurch man natürlich vom Regen in die Traufe gelangte. Im Norden lauerten solche Gefahren nicht. Die Batterie von Llanza konnte inzwischen noch nicht wieder instand gesetzt worden sein, und außerdem war es bis dahin noch sehr weit. Wenn es nur gelang, das Kap zu umsegeln.
    Angestrengt dachte Hornblower nach, um wenigstens einigermaßen die unterschiedlichen Faktoren abzuschätzen: die zu erwartende Abtrift und die Strecke, die der Schleppzug in der zur Verfügung stehenden Zeit zurücklegen konnte. Hornblower hatte sich für einen nördlichen Kurs entschlossen, als ein junger Seemann atemlos zur Kampanje emporstürmte.
    »Mr. Bush meldet, daß die Troß in fünf Minuten klar zum Fieren sein wird, Sir.«
    »Gut. Mr. Vincent, Signal ans Flaggschiff:›Werde Leine hinübergeben.‹Mr. Morkell, schicken Sie meinen Bootssteurer nach achtern.«
    Eine Leine! Die Offiziere auf dem Achterdeck starrten einander an. Die Pluto warf sich wie toll in der groben See umher. Noch immer holte sie so schwer über, daß sie dem Beschauer einmal den Kupferbelag des Bodens zeigte, um gleich darauf bis zu den weißen Pfortengängen einzutauchen. Es kam aber noch hinzu, daß sie infolge des gänzlich unregelmäßigen Seegangs bald vorwärts, bald rückwärts torkelte. Ihr nahe zu kommen war ebenso gefährlich wie der Versuch, eine an Deck umherrasende, von ihren Zurrings losgebrochene Kanone einzufangen. Jede etwaige Rammung konnte das Schicksal beider Schiffe besiegeln.
    Hornblower ließ den prüfenden Blick über die gewaltigen Muskeln des vor ihm stehenden Bootssteurers gleiten.
    »Brown«, sagte er. »Ich habe Sie dazu bestimmt, eine Fangleine zum Flaggschiff hinüberzugeben, sobald wir nahe genug herangekommen sind. Kennen Sie irgend jemanden an Bord, der es besser könnte als Sie? Sagen Sie's ganz offen.«
    »Nein, Sir; ich kenne keinen.«
    Browns heiteres Selbstvertrauen wirkte belebend auf den Kommandanten. »Was wollen Sie benutzen?«
    »Einen Belegnagel und 'ne Notleine, wenn ich eine haben kann, Sir.« Brown war ein Mann schneller Entschlüsse. Es war nicht das erstemal, daß Hornblower sich darüber freute.
    »Dann halten Sie sich klar. Ich bringe unser Heck so nahe wie möglich an den Bug des Flaggschiffs heran.«
    Während er sprach, stand die Sutherland unter Sturmklüver und dicht gerefften Marssegeln kaum zweihundert Meter luvwärts der Pluto. Abermals wurde Hornblowers Gehirn zur Rechenmaschine. Er schätzte die Trift seines Schiffes, die wilden Bewegungen der Pluto , die Fahrt, die die Sutherland gegenwärtig über den Grund machte, die Richtung der Seen und die Möglichkeit des Auftretens einer Kreuzsee. Zwei endlos lange Minuten mußte er warten, ehe der Augenblick, auf den er rechnete, eintreten konnte. Keine Sekunde ließ er das Flaggschiff aus den Augen, bis die angestrebte Position haargenau erreicht war.
    »Mr. Gerard!« - Hornblower fand gar keine Zeit, ängstlich zu werden. - »Lassen Sie das Großmarssegel backbrassen.«
    Die Fahrt der Sutherland wurde gebremst. Sofort begann sich der

Weitere Kostenlose Bücher