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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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glatt machte.
    Bei dieser schnellen Fahrt mussten sie in zwei Minuten zwei Kilometer weiter sein, wahrscheinlich aber noch mehr.
    Hornblower hatte keine Ahnung, wie lange sie schon unterwegs waren, doch konnten sie immerhin sicher sein, daß sie eine etwaige Verfolgung längst abgeschüttelt hatten. Je länger dieses Dahingleiten anhielt, desto sicherer würden sie außer Gefahr sein. Kräftig zog Hornblower an dem Riemen, und der auf der vorderen Ducht sitzende Brown passte sich ihm Schlag für Schlag an. - »Stromschnellen voraus, Sir«, meldete Bush schließlich.
    Hornblower setzte aus und vernahm nun auch das ihnen mittlerweile vertraut gewordene Tosen des über Felshindernisse schäumenden Wassers. Die glatte Fahrt zuletzt war zu schön gewesen, um von Dauer zu sein, und nun würde man bald wieder zwischen gischtumsprühten Felsen umherwirbeln.
    »Halten Sie sich klar zum Abstossen an Backbord, Brown!«
    »Aye, aye, Sir.«
    Lauernd kauerte Hornblower auf seiner Ducht. Spiegelglatt und schwarz war das sie umgebende Wasser. Er fühlte, wie sich das Boot drehte. Die Strömung schien es nach der einen Seite hinüberzuführen, und er ließ es geschehen. Dort, wo die Hauptmasse des Wassers floss, würde man vermutlich am leichtesten durchkommen. Das Brausen der Schnellen war jetzt sehr nahe.
    »Um Gottes willen!« rief Hornblower plötzlich erschrocken.
    Er richtete sich auf, um besser sehen zu können.
    Zu spät! Er hatte den Unterschied im Ton erst dann gemerkt, als sie nicht mehr ausweichen konnten. Hier erstreckte sich vor ihnen quer über den Fluss so etwas wie ein natürliches Wehr, eine Barre, die sich aus allerlei Geröll gebildet hatte.
    Möglicherweise handelte es sich jedoch um ein regelrechtes Stauwehr. Blitzschnell überlegte Hornblower, während sie immer schneller dahinglitten, dort, wo das Wasser in breitem Schwall das Hindernis überwand. Glatt war es an der Stufe selbst, aber unten wurde es zum schäumenden, dampfenden Chaos. Das Boot bäumte sich auf und schoss dann pfeilschnell in die Tiefe. Die steile Gegenwelle am Fuß der Barre stand wie eine Mauer, als sie hineinkrachten.
    Hornblower geriet unter Wasser; noch hörte er das Tosen der Flut, noch arbeiteten seine Gedanken mit unvorstellbarer Geschwindigkeit. Hilflos wie in einem Angsttraum wurde er über den steinigen Untergrund geschleift. Der Druck in den Lungen wurde unerträglich. Das... das war der Todeskampf...
    Nun atmete er wieder, aber es genügte nur zum Luftschnappen, denn abermals ging er unter, bis ihn die Brust zum Zerspringen schmerzte... Dann wieder ein Atemzug, der wie Feuer in seiner Kehle brannte... weiterwirbelnd, bald oben, bald unten. In seinen Ohren dröhnte es, die Gedanken verschwammen. Das Knirschen des Gerölls, über das er rutschte, klang lauter als irgendein Donner, den er jemals gehört hatte. Noch einmal rang er nach Luft, aber er musste sich dazu zwingen, denn seltsamerweise war ihm, als sei es besser, den Kampf aufzugeben und sich endgültig versinken zu lassen...
    Hinunter zum Brüllen und zu der Höllenqual, die seiner unter der Oberfläche harrte. Sein Hirn, das plötzlich wieder blitzschnell zu denken begann, erriet den Zusammenhang der Dinge. Er war in einen Wirbel unterhalb des Wehres geraten.
    Stromabwärts blieb er über Wasser, dann ergriff ihn die Gegenwelle, tauchte ihn unter und ließ ihn am Boden dieses Hexenkessels wieder stromaufwärts befördern, wo ihn die Flut ausspie und ihm eine sekundenlange Pause gönnte, bis das Spiel von neuem begann. Diesmal hielt er sich bereit, ein paar schwache Schwimmstösse seitwärts zu machen, wenn er das nächstemal auftauchte. Als es dann wieder hinunter ging, war der brennende Schmerz in der Brust noch stärker als zuvor, und dazu kam etwas anderes, zum mindesten ebenso Peinvolles: die furchtbare Kälte in seinen Gliedern. Er musste seine ganze Willenskraft bis zum letzten zusammenraffen, um bei nächster Gelegenheit die Schwimmstösse zu wiederholen...
    Abwärts! Er war bereit, zu sterben... sehnte sich geradezu danach, damit endlich diese entsetzlichen Schmerzen aufhörten.
    Ein zersplittertes Brett war ihm in die Hand geraten, in dessen einem Ende Nägel steckten. Eine Planke des Bootes musste es sein, das in dem Wirbel zerschmettert worden war und nun mit ihm in aller Ewigkeit hier kreisen würde. Dann flackerte seine Willenskraft noch einmal auf. Er bekam die Lungen voll Luft, als er auftauchte und zum Ufer strebte. Angstvoll wartete er darauf, wieder

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