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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Minuten lang hätte ausruhen können. Aber sein Stolz widersetzte sich solchem Wunsch, und so torkelten sie weiter durch den Schnee. Endlich war das Licht nahe. Leise, wie fragend, schlug ein Hund an.
    »Schreien Sie mal, Brown«, keuchte Hornblower.
    »Hallo!« brüllte der Bootsmann. »Haus ahoi!«
    Sofort erhob sich wütendes Hundegebell.
    »Hallooo...!« schrie Brown abermals, und dann setzten sie ihren Weg fort. Nun erhellte sich ein zweites Fenster. Sie schienen in einen Garten geraten zu sein. Hornblower fühlte Pflanzenstengel unter seinen Füssen knirschen, und Rosenranken hakten sich an seinen Hosenbeinen fest. Die Hunde bellten wie wahnsinnig. Plötzlich ertönte aus einem der oberen Fenster eine Stimme.
    »Wer ist da?«
    Hornblower strengte sein erlahmendes Hirn an, um die richtige Antwort zu finden.
    »Drei Männer«, sagte er. »Verwundete.«
    Es war das Beste, was er hatte tun können.
    »Kommt näher«, sagte die Stimme. Sie wankten vorwärts, taumelten und rutschten einen niedrigen Hang hinunter und blieben in dem hellen Schein stehen, der aus dem großen Fenster des Erdgeschosses fiel.
    »Wer seid ihr?«
    »Kriegsgefangene«, erwiderte Hornblower.
    »Warten Sie bitte einen Augenblick.«
    Frierend standen sie im Schnee, bis dicht neben dem erhellten Fenster eine Tür geöffnet wurde, in der die Umrisse mehrerer Menschen erschienen. »Bitte kommen Sie herein«, sagte die höfliche Stimme.

7. Kapitel
    Die Tür gewährte Zutritt zu einer mit Steinplatten belegten Vorhalle. Ein großer hagerer Mann in blauem Rock und glänzender weißer Krawatte hieß sie willkommen. Neben ihm stand eine junge Dame, auf deren bloße Schultern der Lampenschein fiel. Außer diesen beiden waren noch drei Personen anwesend, in denen Hornblower zwei Mägde und einen Haushofmeister zu erkennen glaubte. Auf einem Seitentisch lagen zwei mit Elfenbein beschlagene Pistolen. Der Hausherr hatte sie vermutlich dort niedergelegt, nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß von den späten Besuchern keine Gefahr drohte. Zerlumpt und beschneit blieben Hornblower und Brown stehen. Wasserlachen bildeten sich zu ihren Füssen.
    Bush lehnte zwischen ihnen. Sein Fuß steckte in einer durchlöcherten grauen Socke, die unter dem Rand des flanellenen Nachthemdes hervorsah. Fast wäre Hornblower abermals von seiner Müdigkeit übermannt worden. Mit Gewalt musste er ein nervöses Lachen unterdrücken, als ihm einfiel, welchen Eindruck in solcher Winternacht das Auftauchen eines nur mit Hemd und Mantel bekleideten Krüppels auf die Fremden machen musste.
    Immerhin besaß der Hausherr Selbstbeherrschung genug, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Treten Sie ein«, sagte er, während er die Hand auf eine Türklinke legte, sie aber gleich wieder zurückzog. »Nein, Sie benötigen eines besseren Feuers als das, welches ich Ihnen im Wohnzimmer zu bieten vermag. Felix, führen Sie uns zur Küche... Sie werden mich entschuldigen, meine Herren, daß ich Sie dort empfange, nicht wahr? Hier, bitte. Stühle, Felix, und dann schicken Sie die Mädchen fort.«
    Der große, mit niedriger Decke versehene Raum war ebenso wie die Vorhalle mit Fliesen belegt. Die angenehme Wärme machte ihn zum Paradies. Noch glühten die Reste des Herdfeuers, und rings an den Wänden funkelten und glänzten allerlei Küchengerätschaften. Wortlos legte die Dame frische Holzklötze auf und begann dann mit dem Blasebalg die Glut anzufachen. Hornblower beobachtete das Schimmern ihres Seidenkleides. Das aufgesteckte Haar sah golden aus, mit einem Stich ins Rötliche.
    »Kann das nicht Felix besorgen, liebe Marie?... Nun, gut, wie du willst. Setzen Sie sich, meine Herren. Wein, Felix.«
    Bush wurde auf einen dicht beim Feuer stehenden Stuhl niedergelassen. Erschöpft sank er zusammen; sie mussten ihn stützen. Teilnahmsvoll ruhte der Blick des Hausherrn auf ihm.
    »Beeilen Sie sich mit den Gläsern, Felix, und machen Sie dann die Betten zurecht. Ein Glas, Wein, meine Herren?...
    Erlauben Sie.«
    Die Dame, die er als›Marie‹angeredet hatte, erhob sich und verließ schweigend den Raum. Das Holz prasselte lustig zwischen den Bratspießen und Kochtöpfen. Dennoch schüttelte sich Hornblower in seinem nassen Zeug vor Kälte. Das Glas Wein, das er zu sich nahm, half ihm wenig, und obwohl er sich alle Mühe gab, sich zu beherrschen, zitterte die Hand, die auf Bushs Schulter ruhte, wie ein Blatt im Wind.
    »Sie müssen trockene Kleider anziehen«, meinte der Gastgeber. »Wenn Sie mir

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