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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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eins davon brauchte längsseits zu scheren, um den Fall zu erledigen.
    Hornblower feuerte mehrmals. Mit Gewalt unterdrückte er das bittere Gefühl der Enttäuschung, das ihn bei seinem andauernden Misserfolg zu überwältigen drohte. Die Entfernung betrug seiner Meinung nach nur noch etwas über tausend Meter.
    Er hasste diese unverwundbaren Boote, die danach trachteten, ihn um Freiheit und Leben zu bringen, wie er auch diese blödsinnige Kanone hasste, mit der sich nichts anfangen ließ, weil die Streuung der Waffe zu groß war. Schweißnass klebte sein Hemd am Körper, und die Pulverrückstände reizten die Haut.
    Beim nächsten Schuss gab es keine Wassersäule, und dann bemerkte Hornblower, daß das Boot ausschor und das Pullen eingestellt wurde.
    »Getroffen, Sir«, rief Bush.
    Doch schon etliche Sekunden später drehte der Verfolger wieder auf den alten Kurs, und taktmäßig tauchten die Riemen ins Wasser. Das war abermals enttäuschend, denn es war nicht anzunehmen gewesen, daß eine Ruderbarkasse, ohne schwer beschädigt zu werden, von einer sechsfündigen Kanonenkugel getroffen werden konnte. Zum erstenmal beschlich Hornblower das Gefühl der bevorstehenden Niederlage. Wenn der mit Mühe erzielte Volltreffer keinen Erfolg hatte, was für einen Zweck hatte es dann überhaupt noch, den Kampf fortzusetzen? Aber dann beugte er sich wieder mit verbissenem Ingrimm über das Rohr, doch während er noch, über Kimme und Korn visierend, die geringe Rechtsabweichung auszugleichen suchte, beobachtete er, daß das führende Boot abermals stoppte. Es schor aus und begann aufgeregt zu signalisieren. Hornblower richtete und schoss. Zwar verfehlte die Kugel ihr Ziel, aber man konnte doch ohne weiteres sehen, daß die feindliche Barkasse tiefer im Wasser lag als zuvor. Die anderen Boote glitten längsseits. Offenbar wollten sie die Crew übernehmen.
    »Einen Strich Backbord, Mr. Bush!« schrie Hornblower.
    Schon war die Gruppe der Boote nach links ausgewandert, aber sie boten ein viel zu gutes Ziel, um unbeachtet zu bleiben. Der französische Lotse stöhnte, als er beim Ausrennen des Geschützes half, aber Hornblower hatte keine Zeit für seine patriotischen Proteste. Er visierte sorgfältig und feuerte.
    Abermals ließ sich kein Aufschlag beobachten. Die Kugel hatte getroffen, aber anscheinend nur das bereits schwerbeschädigte Boot, denn unmittelbar darauf überließen die beiden anderen die mit Wasser gefüllte Barkasse ihrem Schicksal und nahmen von neuem die Verfolgung auf.
    Brown ließ die Ablösungsmannschaft an die Riemen treten.
    Jetzt entsann sich Hornblower auch, daß er ihn mit heiserer Stimme hatte Hurra schreien hören, als die erste Barkasse getroffen wurde, und sekundenlang erfüllte ihn Bewunderung für den Mann, der so meisterhaft mit seiner buntscheckigen, aus Kriegsgefangenen und entsprungenen Sträflingen zusammengesetzten Crew umzugehen verstand.
    Die Verfolger änderten ihre Taktik. Das eine Boot hielt geradewegs auf die› Hexe von Endor ‹zu, das andere trachtete nach wie vor danach, ihr den Weg zu verlegen. Der Grund wurde bald ersichtlich, denn am Bug des zuerst genannten quoll plötzlich Rauch auf, und schräg hinter dem Heck des Kutters spritzte Wasser empor.
    Hornblower zuckte nur die Achseln. Ein dreipfündiges Bootsgeschütz, das von einer noch beweglicheren Plattform aus feuerte als die Kanone der Witch of Endor , vermochte auf solche Entfernung kaum einigen Schaden anzurichten, und jeder Schuss verzögerte die Verfolgung. Er richtete sein Geschütz auf die armierte Barkasse, schoss und fehlte. Er bereitete schon den nächsten Schuss vor, ehe es drüben abermals aufblitzte. Wohin die feindliche Kugel flog, interessierte ihn nicht. Die eigene schlug dicht beim Ziel ein, denn die Entfernung verringerte sich zusehends, und er wurde mit der Handhabung der Waffe immer vertrauter, wie er sich auch in zunehmendem Maß mit der Berücksichtigung der atlantischen Dünung vertraut machte.
    Dreimal lagen seine Einschläge so dicht am Ziel, daß die Leute der Barkasse sicherlich mit Wasser überschüttet wurden. Jeder Schuss hätte eigentlich ein Volltreffer sein sollen, aber die in der Waffe und in der Ungleichheit der Munition begründete Streuung machte den Erfolg zu einer Laune des Zufalls. Eine gutgerichtete Breitseite aus zehn Geschützen würde das ersehnte Ergebnis herbeigeführt haben, aber für die Durchführung eines solchen Schießverfahrens bestand keinerlei Möglichkeit.
    Auf dem Vorschiff

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