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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Faust. Offensichtlich hatte er von diesem überzeugendsten Mittel zur Belebung der Arbeitslust bereits Gebrauch gemacht.
    »Gönnen Sie ihnen etwas Ruhe, Sir... irgend etwas zu essen und zu trinken, dann werden sie's wieder schaffen... Pullt, ihr Bastarde!... Sie haben gestern abend nichts bekommen, Sir, und heute auch kein Frühstück.«
    »Sehr schön, Brown. Veranlassen Sie das Nötige. Mr. Bush!
    Langsam abfallen, nach Backbord, bitte.«
    Er beugte sich über das Geschütz. Er achtete ebensowenig auf das Klappern der nunmehr losen Riemen - die Sträflinge hatten die Arbeit eingestellt - wie darauf, daß er selbst seit gestern weder gegessen, noch getrunken und geschlafen hatte.
    Schwerfällig drehte der Kutter ab. Die schwarze Masse eines Bootes erschien über Kimme und Korn. Hornblower gab seinem Ersten Offizier mit der Hand ein Zeichen. Das feindliche Boot war wieder verschwunden, kehrte jedoch ins Blickfeld zurück, als Bush mit dem Ruder stützte. Mittels der Handspake verbesserte Hornblower die Seitenrichtung, richtete sich dann auf und trat, die Abzugsleine in der Hand haltend, beiseite.
    Hinsichtlich der Richtigkeit der geschätzten Entfernung hegte er größere Zweifel als der Richtung wegen. Vor allem musste er den Schuss beobachten. Scharf achtete er auf die leicht rollende Bewegung des Kutters, und als sich das Heck am höchsten gehoben hatte, riss er ab. Das Geschütz brüllte auf und polterte rückwärts. Mit einem Satz sprang Hornblower zur Seite, um an der Rauchwolke vorbeisehen zu können. Endlos schien sich die Spanne der vier Sekunden zu dehnen, während der das Geschoss in der Luft war. Schließlich spritzte drüben die Wassersäule empor; volle zweihundert Meter zu kurz und hundert rechts.
    Eine armselige Schießleistung war es.
    Hornblower fuhr mit dem Wischer durchs Rohr, lud, winkte mit herrischer Geste den Lotsen herbei und rannte mit seiner Hilfe das Geschütz wieder aus. Er erkannte die Notwendigkeit, sich mit den Eigenheiten der Waffe vertraut zu machen, falls er brauchbare Ergebnisse erzielen wollte. Er änderte daher nichts an der Erhöhung, bemühte sich, die gleiche Seitenrichtung zu bekommen, und riss im selben Moment der rollenden Bewegung ab. Diesmal schien die Erhöhung richtig zu sein, denn das Geschoss schlug mindestens fünfzig Meter querab vom Ziel ins Wasser. Offenbar besaß das Rohr eine Neigung, die Kugel nach rechts abweichen zu lassen. Er hielt danach etwas mehr links und feuerte abermals. Zu weit links und wiederum zweihundert Meter zu kurz.
    Es bereitete Hornblower nur einen schwachen Trost, daß man von einem Sechspfünder bei größter Erhöhung kaum etwas anderes erwarten durfte. Die Pulverladung war ungleichmäßig, und die Kugeln waren niemals wirklich rund; ganz abgesehen von den Witterungseinflüssen und der Temperatur des Geschützrohres. Er biss die Zähne zusammen, richtete und schoss. Kurz und ein wenig links. Es war, um verrückt zu werden!
    »Frühstück, Sir«, meldete Brown, der plötzlich neben ihm stand.
    Hastig drehte Hornblower sich um. Brown trug ein Tablett mit einer Schale Hartbrot, einer Flasche Wein, einem Krug Wasser und einem Zinnbecher. Der Anblick brachte Hornblower mit einemmal zum Bewusstsein, daß er fürchterlich hungrig und durstig war.
    »Und Sie?« fragte er.
    »Wir sind versorgt, Sir.«
    Die Sträflinge kauerten auf dem Deck, schlangen Brot herunter und tranken Wasser dazu. Bush, der nach wie vor beim Ruder stand, verhielt sich ähnlich. Jetzt erst merkte Hornblower, daß seine Zunge und sein Gaumen ledertrocken geworden waren. Seine Hände bebten, als er Wein und Wasser mischte und den Inhalt des Bechers gierig hinunterstürzte. Neben dem Kajütenskylight lagen die vier Männer, die man zunächst drunten gelassen hatte. Ihre Hände waren jetzt frei. Der Sergeant und einer der beiden Seeleute waren auffallend blass.
    »Ich nahm mir die Freiheit, sie heraufzuholen, Sir«, meldete Brown. »Die beiden da waren schon halb tot, wegen der Knebel, Sir. Ich denke aber, daß sie bald wieder auf dem Damm sein werden, Sir.«
    Hornblower dachte, daß es eigentlich gedankenlos grausam gewesen war, die Leute so lange in ihrem Zustand zu belassen, aber wenn er sich die Ereignisse der letzten Nacht der Reihe nach vergegenwärtigte, dann fiel ihm keine Gelegenheit ein, bei der man sich um sie hätte kümmern können. In Kriegszeiten gab es immer ein Übermaß von Grausamkeiten.
    Brown deutete auf die Sträflinge. »Die Lumpenkerle wollten doch ihren

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