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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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andere führte ihm dies vor Augen, daß er Maria endgültig verloren hatte. Er brauchte nur an Oberdeck zu gehen, um den Kirchturm zu sehen, unter dem sie lag.
    Er schüttelte die Depression ab, die ihn abermals zu überwältigen drohte. Immerhin bot ihm die Erwägung einige Ablenkung, daß er neuerdings ein Kapital von über dreitausend Pfund besaß. Jene Prisen, die er damals im Mittelmeer machte, ehe er unter Leightons Kommando trat, waren seinem Gedächtnis gänzlich entfallen gewesen. Alles in allem betrug sein Vermögen demnach fast sechstausend Pfund. Zwar war das noch lange nicht so viel, wie manche Kommandanten erworben hatten, doch handelte es sich immerhin um eine recht nette Summe. Selbst mit Halbsold konnte er sich jetzt sein Dasein ganz gemütlich einrichten, dem kleinen Richard Arthur Horatio eine gute Erziehung angedeihen lassen und einen bescheidenen Platz innerhalb der Gesellschaft einnehmen.
    »Die Liste der Kapitäne hat sich ganz gewaltig verändert, seitdem wir sie zum letztenmal sahen, Sir«, sagte Bush und passte sich damit im Grunde genommen dem an, was Hornblower gerade dachte.
    »Haben Sie sie studiert?« lächelte Hornblower. »Gewiss, Sir.«
    Von dem Platz, den ihre Namen in jener Liste einnahmen, hing der Zeitpunkt ihrer Beförderung zum Flaggoffizier ab. Jahr für Jahr würden sie auf dieser Stufenleiter emporsteigen, während Tod oder Beförderung die Zahl ihrer Vorderleute verringerte, bis sie eines Tages selbst Admiralsrang erreichten.
    »Gerade die oberste Hälfte hat am meisten Veränderungen erlitten, Sir«, meinte Bush. »Leighton erlag seiner Verwundung, Ball starb in Malta, und Troubridge fand den Seemannstod in den indischen Gewässern, Sir; im ganzen sind sieben bis acht ausgefallen. Sie sind auf dem besten Wege, Sir.«
    Hornblower stand bereits seit elf Jahren im Kapitänsrang. Er entsann sich der Vorhersage des Grafen de Gracey, wonach der Krieg im Jahre 1814 zu Ende gehen werde. In Friedenszeiten aber musste sich das Beförderungstempo naturgemäß noch mehr verlangsamen. Bush war zehn Jahre älter als er. Wenn Hornblower damit rechnen konnte, 1825 Admiral zu werden, so war der Weg für Bush, der erst jetzt ganz unten auf der Liste begann, noch viel weiter. Wahrscheinlich erlebte er die Beförderung zum Flaggoffizier überhaupt nicht mehr, aber Bush war insofern glücklich, als sein Ehrgeiz wohl niemals den Wunsch, es bis zum Kapitän z. S. zu bringen, überschritten hatte.
    »Na, da geht's uns beiden ja ausgezeichnet«, schmunzelte Hornblower.
    »Jawohl, Sir«, gab Bush zu, um dann nach kurzem Zögern fortzufahren: »Ich werde als Zeuge vom Kriegsgericht vernommen, Sir, aber Sie wissen natürlich, in welcher Weise ich aussagen werde. Man fragte mich bereits drüben in Whitehall und erklärte dann, daß meine Aussage ganz mit dem übereinstimme, was ihnen bereits bekannt sei. Sie haben von der Verhandlung nicht das geringste zu fürchten, Sir.«

18. Kapitel
    Während der nächsten vierundzwanzig Stunden hielt sich Hornblower öfters vor, daß Bush recht hatte und er mit größter Zuversicht der Gerichtsverhandlung entgegensehen könne, und dennoch ging ihm dieses Warten sehr auf die Nerven. Immer wieder ertönte das Trillern der Bootsmannspfeifen und das Stampfen der Seesoldatenstiefel, wenn die Kapitäne und Admiräle, die über ihn zu Gericht sitzen sollten, mit militärischen Ehren empfangen wurden. Dann trat Stille ein, die noch einmal durch das mürrische Dröhnen eines einzelnen, den Beginn der Sitzung ankündigenden Kanonenschusses zerrissen wurde. Bald darauf hörte Hornblower die Kammertür aufgehen.
    Calendar kam, um ihn vor seine Richter zu führen.
    Später entsann sich Hornblower nur dunkel der Einzelheiten der Verhandlung. Nur einige wenige Eindrücke blieben klar in seinem Gedächtnis haften. Stets konnte er sich das Glitzern der Uniformen vergegenwärtigen, das von den im Halbkreis um den runden Kajütentisch der Victory versammelten Offizieren ausging. Er sah das ehrliche Gesicht Bushs, der mit Nachdruck erklärte, kein Kommandant könne sein Schiff geschickter und entschlossener führen, als es der Herr Kapitän Hornblower bei Rosas getan habe. Es war sehr nett, daß sein von der Admiralität bestallter Verteidiger hervorhob, daß Bush kurz vor der Kapitulation der Sutherland schwer verwundet wurde und somit, da er keinerlei Verantwortung hinsichtlich des Endergebnisses trug, kein mittelbares Interesse daran besaß, den Fall so günstig wie möglich zu

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