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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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überrascht das durchaus nicht«, sagte Bush und blätterte dabei in den mitgebrachten Zeitungen. »Sehen Sie sich dies mal an, Sir, und dies. Hier habe ich die Morning Chronicle und die Times . Ich brachte sie Ihnen mit, weil ich dachte, Sie würden sich dafür interessieren.«
    Hornblower überflog die bezeichneten Spalten. Ihr Sinn schien ihm verständlich zu werden, ohne daß er sie genau zu lesen brauchte. Die britische Presse hatte ihren Gefühlen freien Lauf gelassen. Wie sogar Bush vorausgesehen hatte, war die öffentliche Meinung aufs tiefste davon beeindruckt worden, daß es ein Seeoffizier, der angeblich von dem korsischen Tyrannen in niederträchtiger Weise ums Leben gebracht worden war, fertiggebracht hatte, zu entfliehen und bei dieser Gelegenheit ein britisches Kriegsschiff zu entführen, das sich seit Monaten in der Gewalt Bonapartes befand. Halbe Seiten waren mit dem Lob Hornblowers angefüllt. Ein Absatz in der Times erregte Hornblowers Interesse. Er las:›Kapitän Hornblower wird sich noch vor dem Kriegsgericht wegen des Verlustes der Sutherland verantworten müssen, aber wie wir schon gelegentlich unserer Beurteilung des Seegefechts vor Rosas darlegten, war sein Verhalten so umsichtig und vorbildlich, mochte er dabei nach den Befehlen des verstorbenen Admirals Leighton handeln oder nicht, daß wir, ohne in eine schwebende Verhandlung eingreifen zu wollen, doch ohne weiteres seine baldige Wiederernennung vorhersagen möchten.‹
    »Und hier äußert sich der Anti-Gallican, Sir«, sagte Bush. Die Äußerung des Anti-Gallican entsprach im wesentlichen den anderen Pressestimmen. Allmählich begann Hornblower zu begreifen, daß er eine Berühmtheit geworden war. Wiederum lachte er verlegen. Dies alles stellte ein sonderbares Erlebnis dar, und er war dessen durchaus nicht sicher, daß es ihm gefiel.
    Übrigens glaubte er bereits die Ursache des Verhaltens der Presse zu erkennen. Seit längerer Zeit hatte kein Seeoffizier mehr die besondere Gunst des Publikums genossen, und doch bedurfte das Publikum stets eines Idols. Nun hatte der Zufall Hornblower diese Rolle zugeschoben, und vermutlich war die Regierung damit einverstanden, weil auf solche Weise ihre eigene Stellung gefestigt wurde. Dennoch konnte er sich nicht recht damit abfinden. Er war an den Ruhm nicht gewohnt und misstraute ihm. Seine tief in seiner Persönlichkeit wurzelnde Bescheidenheit ließ ihn dies alles als Schaumschlägerei empfinden.
    »Ich hoffe, Sie freuen sich, Sir«, sagte Bush etwas erstaunt.
    »Ja, wahrscheinlich tue ich es«, erwiderte Hornblower.
    »Gestern hat die Admiralität die Witch of Endor dem Spruch des Prisengerichts entsprechend wieder angekauft«, erzählte Bush weiter. Er gab sich verzweifelte Mühe, Nachrichten zu erwähnen, die diesem sonderbaren Kommandanten Freude bereiten konnten. »Viertausend Pfund war der vereinbarte Preis, Sir. Und da die Prise durch eine vollständige Crew gemacht wurde, fand die Verteilung des Prisengeldes nach einer alten Regelung statt, die ich nicht kannte, Sir. Sie stammt aus dem Jahre 1797. Damals nahm die Bootscrew der untergegangenen Squirrel ein spanisches Silberschiff weg. Zwei Drittel für Sie, Sir; das sind zweitausendundsechshundert Pfund. Tausend für mich und vierhundert für Brown.«
    »Hm...«, sagte Hornblower.
    Zweitausendsechshundert Pfund waren eine hübsche Summe und eine viel handgreiflichere Belohnung als die Gunst des wetterwendischen Publikums.
    »Und dann sind da noch alle diese Briefe und Pakete, Sir«, fuhr Bush fort, der sich bemühte, den günstigen Augenblick beim Schopf zu ergreifen.
    Das erste Dutzend der Schreiben kam von ihm unbekannten Menschen, die ihm ihre Glückwünsche zu seinem Erfolg und zu seiner Flucht aussprachen. Zwei waren offensichtlich von Irren geschrieben worden, aber zwei andere zweifellos von Peers, von Herren des Hochadels. Das mit Kronen verzierte Papier und die Unterschriften verfehlten nicht ganz ihren Eindruck auf Hornblower. Bush, dem er sie zu lesen gab, machte große Augen.
    »Das ist doch sehr günstig, Sir, nicht wahr?« meinte er. »Und dann sind hier noch mehr.«
    Hornblowers Hand schnellte vorwärts und zog aus der Masse einen Brief hervor, dessen Handschrift er erkannte, doch hielt er ihn dann sekundenlang in Händen, bevor er ihn öffnete. Der aufmerksame Bush sah, wie sich seine Lippen zusammenpressten, wie er ein wenig blass wurde. Doch alsbald hatte sich Hornblower wieder gefasst, und während er las, war ihm weiter

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