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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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gestalten. Da war ferner ein Offizier, der - anscheinend in alle Ewigkeit - Auszüge aus allerlei Berichten und Gutachten vorlas. Die Wichtigkeit des Augenblicks schien ihn verlegen zu machen, denn er murmelte in einer Weise, die den Vorsitzenden derartig ärgerte, daß er einmal selbst zu dem Aktenstück griff und mit seiner näselnden Stimme des Admirals Martin Feststellung vorlas, wonach das Gefecht der Sutherland die spätere Vernichtung des französischen Geschwaders wesentlich erleichtert habe. Seiner persönlichen Auffassung zufolge sei dieser Enderfolg überhaupt nur durch das Verhalten des Kapitäns Hornblower ermöglicht worden. Einige peinliche Minuten gab es, als sich ein Widerspruch in den Signalkladden der Pluto und der Caligula herausstellte, aber dann lächelte alles verständnisvoll, denn einer der Beisitzer wies darauf hin, daß Signalfähnriche zuweilen Fehler zu machen pflegen.
    Während der Verhandlungspause erschien ein sehr eleganter Zivilist, der zahlreiche Fragen an Hornblower richtete. Die Farben seines Anzuges verrieten, daß er zur Partei der Whigs gehörte. »Buff and blue« nannte man sie zur damaligen Zeit.
    Frere hieß der Besucher, Hookham Frere. Dunkel entsann sich Hornblower, den Namen bereits gehört zu haben. Er war einer der Leitartikler des Anti-Gallican, der dem Premierminister persönlich nahestand und zeitweilig Gesandter bei der nationalen Regierung Spaniens war. Hornblower war leicht befremdet von der Gegenwart eines Mannes, der ein Vertrauter des Kabinetts war, doch wartete er zu ungeduldig auf die Fortführung der Verhandlung, um allzuviel Gewicht auf die Ausführlichkeit seiner Antworten zu legen.
    Seine Unruhe steigerte sich zur Qual, als sich das Gericht zur Fällung des Urteilsspruchs zurückzog und er mit Calendar allein zurückblieb. Hornblower empfand wirkliche Furcht. Schwer fiel es ihm, den Gelassenen zu spielen und darauf zu warten, abermals in die geräumige Kajüte gerufen zu werden. Die Minuten schleppten sich dahin. Endlich war es soweit, und er schritt klopfenden Herzens hinüber. Er wusste, daß er blass war.
    Dann aber riss er sich zusammen und sah die Richter an.
    Allerdings verschwammen die blaugoldenen Uniformen, wie überhaupt das ganze Innere des Raumes im Nebel, so daß Hornblower nichts zu erkennen vermochte als einen kleinen Ausschnitt, der die Mitte des Tisches unmittelbar vor dem Stuhl des Vorsitzenden umfasste. Dort lag sein Ehrendegen, jener Degen im Werte von hundert Guineen, der ihm von der patriotischen Vereinigung verliehen worden war. Die Waffe schien frei in der Luft zu schweben, aber der Griff war ihm zugewandt. Er war also nicht schuldig.
    »Herr Kapitän Hornblower«, begann der Vorsitzende, und seine nasale Stimme nahm einen liebenswürdigen Tonfall an, »das Gericht ist einstimmig zu der Überzeugung gelangt, daß Ihre tapfere und einzigartige Verteidigung Seiner Majestät Schiff Sutherland gegen gewaltige Übermacht die größte Anerkennung nicht nur dieses Gerichts, sondern auch des ganzen Landes verdient. Ihr Verhalten sowie jenes der Ihnen unterstellten Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften ehrt nicht nur Sie in höchstem Masse, sondern auch die gesamte Nation. Sie sind daher in ehrenvollster Weise freigesprochen.«
    Ein allgemeines zustimmendes Gemurmel erfüllte die Kajüte.
    Irgend jemand befestigte den Ehrendegen an seiner Hüfte; ein anderer klopfte ihm auf die Schulter. Plötzlich war auch Hookham Frere da und redete eifrig auf ihn ein.
    »Meine herzlichsten Glückwünsche, Sir. Sie sind jetzt bereit, mich nach London zu begleiten? Die Extrapost wartet schon seit sechs Stunden.«
    Nur langsam verzog sich der Nebel vor Hornblowers Augen, aber noch immer kam ihm alles traumhaft vor, während er sich an Deck und in die längsseits liegende Gig führen ließ. Jemand brachte ein Hoch auf ihn aus, und Hunderte von Stimmen fielen ein. Die Leute der Victory paradierten und schrien sich heiser dabei. Von allen anderen im Hafen liegenden Schiffen tönten laute Hurras herüber. Dies war Ruhm... dies war der Erfolg. Nur wenigen Kapitänen waren jemals solche Ehrungen zuteil geworden.
    »Vielleicht empfiehlt es sich, den Hut abzunehmen, Sir«, tönte Freres Stimme an Hornblowers Ohr, »um damit Ihrem Dank für die Ovationen Ausdruck zu geben.«
    Da nahm der Gefeierte den Hut ab und ließ sich die Nachmittagssonne auf den Kopf scheinen, während er verlegen am Heck des Bootes saß. Er versuchte zu lächeln, wusste aber, daß dieses

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