Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Lächeln hölzern war. Die Tränen waren ihm näher als die Heiterkeit.
    Die Gig legte an. Hier am Kai schwoll das Gebrüll an.
    Menschen klopften ihm auf die Schultern, Menschen schüttelten seine Hände, indessen eine Abteilung Marineinfanterie ihm fluchend den Weg zur Postkutsche bahnte, deren Pferde inmitten des Höllenlärms bereits anfingen unruhig zu werden. Dann klapperten die Hufe, der Postillon knallte mit der Peitsche, und es ging zum Tor des geräumigen Hofes hinaus.
    »Eine höchst befriedigende Gefühlsäußerung sowohl des Publikums als auch der Marine selbst«, meinte Frere und rieb sich die Stirn.
    Plötzlich fiel Hornblower etwas ein, was ihn veranlasste, sich stramm aufzurichten.
    »Halten Sie bei der Kirche!« schrie er dem Postillon zu.
    »Gewiss, Sir«, wunderte sich sein Begleiter. »Darf ich aber wissen, was Sie zu diesem Befehl veranlasst? Ich habe nämlich den ausdrücklichen Befehl Seiner Königlichen Hoheit, Sie ohne jeden Zeitverlust nach London zu bringen.«
    »Meine Frau liegt dort begraben«, antwortete Hornblower kurz.
    Indessen brachte ihm der Besuch des Grabes keine Befriedigung. Frere stand zappelnd an seiner Seite und blickte wiederholt auf die Uhr. Hornblower zog den Hut und beugte das Haupt vor dem Grabstein, doch fehlte ihm die Möglichkeit innerer Sammlung. Er versuchte ein Gebet zu murmeln. Maria würde sich darüber gefreut haben, denn immer wieder hatte ihr sein Freidenkertum Kummer bereitet. Frere vermochte seine Ungeduld kaum noch zu beherrschen.
    »Also fahren wir weiter!« sagte Hornblower. Er drehte sich auf dem Absatz herum und schritt dem anderen voraus zum Wagen.
    Strahlend schien die Sonne hernieder, als sie die Stadt hinter sich ließen und das entzückende Grün der Bäume die weitgestreckte Dünenlandschaft belebte. Hornblower merkte selbst, daß er ein paarmal heftig schluckte. Dies war sein Vaterland, für das er achtzehn Jahre lang gekämpft hatte, und während er tief aufatmend umherblickte, fühlte er, daß die Heimat solchen Kampfes wert war.
    »Ein mächtiger Dusel für das Ministerium«, sagte Frere;
    »diese Ihre Flucht aus Frankreich. Etwas Derartiges war dringend nötig. Obwohl Wellington erst vor kurzem Almeida eroberte, fing das Publikum an ungehalten zu werden. Früher hatten wir ein Ministerium der Köpfe, und jetzt gibt es im Kabinett überhaupt keinen Kopf. Ich weiß wirklich nicht, was Castlereagh und Canning einfiel, als sie ihr Duell ausfochten.
    Der Vorfall hat uns fast zugrunde gerichtet. Und dann Gambiers Versagen vor der nordspanischen Küste. Cochrane lässt keine Gelegenheit vorübergehen, ohne sich im Unterhaus missliebig zu machen. Übrigens, haben Sie selbst schon mal daran gedacht, Parlamentsmitglied zu werden? Na, darüber lässt sich noch reden, wenn Sie in Downing Street waren. Vorläufig genügt's, daß Sie der Menge Grund zum Hurraschreien boten.«
    Mr. Frere schien vieles für selbstverständlich zu halten; so zum Beispiel, daß Hornblower mit ganzem Herzen auf der Seite der Regierung stand und daß er nur deswegen bei Rosas gekämpft und dann seine Flucht aus Frankreich bewerkstelligt hatte, um ein Dutzend Politiker in ihren Ämtern zu erhalten.
    Hornblowers Stimmung wurde durch solchen Eindruck nicht gehoben. Schweigend lauschte er dem Rollen der Räder.
    »Seine Königliche Hoheit macht uns das Dasein nicht leichter«, fuhr Frere fort. »Er setzte uns zwar nicht an die Luft, als er die Regentschaft übernahm, aber er ist uns auch nicht wohlgesinnt; die gesetzliche Regelung der Regentschaft gefiel ihm keineswegs. Denken Sie daran, wenn Sie ihn morgen sehen.
    Auch liebt er ein wenig Schmeichelei. Wenn Sie ihn glauben machen können, daß Sie Ihren Erfolg den belebenden Beispielen Seiner Königlichen Hoheit und des Mr. Spencer Perceval verdanken, kann es Ihnen nicht schaden. Wo sind wir hier? In Horndean?«
    Die Postkutsche kam vor einem Wirtshaus zum Halten, und die Stallknechte brachten ein frisches Gespann herbei.
    »Sechzig Meilen von London«, bemerkte Mr. Frere. »Wir kommen gerade zur Zeit.«
    Inzwischen hatte das Personal des Gasthauses eifrig den Postillon ausgefragt. Landarbeiter gesellten sich dazu und ein wandernder Kesselflicker. Sie alle glotzten Hornblower an. Und dann kam noch eilig jemand aus der Gaststube herbei. Sein rotes Gesicht, die Seidenkrawatte und die ledernen Hosen schienen ihn als den örtlichen Squire zu kennzeichnen.
    »Freigesprochen, Sir?« fragte er.
    »Aber selbstverständlich«, erwiderte

Weitere Kostenlose Bücher