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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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jenseitigen Dünaufer. Wenn er nur eine Ahnung gehabt hätte, in welcher Nacht Macdonald diesen Landungsversuch unternahm!
    Aber ebensogut mochte er sich das Blaue vom Himmel herunterwünschen.
    »Mr. Cole«, sagte Hornblower, »geben Sie Signal an Nonsuch: › Kommodore an Kommandant: Laufe mit Gefangenen nach Riga ein‹ , und schicken Sie die Wachboote zu ihren Schiffen zurück. Dann wollen Sie bitte die Güte haben, Anker zu lichten und Segel zu setzen.«

20. Kapitel
    Wieder stand Hornblower auf der Galerie, die um die Kuppel der Dünamünder Kirche lief.
    »Hier sehen Sie jetzt, was ich Ihnen vorausgesagt habe«, sagte Clausewitz und deutete in das Land hinaus.
    Drüben, jenseits der russischen Stellungen, hob sich eine lange, braune Linie gegen das Grün der Wiesen ab, der Wall des Grabens, den die Franzosen während der Nacht ausgehoben hatten. Macdonald war offensichtlich ein höchst tatkräftiger Befehlshaber. Er hatte diese Belagerungsarbeit begonnen, während er gleichzeitig die preußischen Truppen zu dem gefährlichen Übersetzversuch vorschickte. Wenn also das eine Unternehmen fehlschlug, dann hatte er dennoch einen handgreiflichen Vorteil erreicht, weil es ihm gelungen war, sich unter dem Schutz der dunklen, regnerischen Nacht so nahe am Feind festzusetzen.
    »Dies hier ist der erste Parallelgraben, Sir. In der Mitte davon baut er jetzt seine Batterie ein. Und sehen Sie, dort, Sir! Da treibt er eine Sappe vor.« Hornblower sah angestrengt durch sein Glas. Nahe dem Ende des Parallelgrabens konnte er an dessen Stirnseite etwas erkennen, das wie eine Wand aus Holz aussah. Die Geschütze der Russen unter ihm feuerten darauf, man sah die Erde aufspritzen, als ringsherum die Schüsse einfielen. Am Ende dieser hölzernen Wand erkannte man ein seltsames Gebilde, das einem Schild auf Rädern glich. Während er dieses Ding noch genau betrachtete, sah er, wie es sich plötzlich vorwärtsbewegte, so daß zwischen ihm und dem Ende der Holzwand ein kleiner Zwischenraum entstand. In diesem tauchten für einen flüchtigen Augenblick ein paar Männer in Uniform auf. Aber man sah sie wirklich nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn die Lücke wurde sogleich mit einem frischen Bündel Holz verschlossen. Über diesem neuen Bündel unterschied er gleich darauf blitzende Spatenblätter, die aber bald wieder verschwanden. Anscheinend war das Holzbündel hohl wie ein Faß und wurde, sobald es in der richtigen Lage war, von hinten her mit Erde vollgefüllt. Die Soldaten, die diese Arbeit ausführten, nahmen während deren Dauer hinter ihm Deckung. Hornblower war sich bald darüber im klaren, daß er hier Zeuge des klassischen Verfahrens war, gegen eine feindliche Stellung mit Hilfe von ›Schanzkörben‹und›Faschinen‹ eine Sappe vorzutreiben.
    Dieses große hölzerne Faß dort war ein Schanzkorb, der soeben mit Erde gefüllt wurde. Weiter hinten, im Schutz der gefüllten Schanzkörbe, bekleideten die Belagerer ihre Brustwehr mit Faschinen, die aus sechs Fuß langen Holzbündeln bestanden, und noch weiter hinten verwandelten sie das Ganze in einen soliden Erdwall, zu dem sie das Material aus einem Graben hinter der Brustwehr entnahmen. Während er noch weiter zusah, wurde der Schild wieder einen Meter vorgeschoben und ein weiterer Schanzkorb an seinen Platz gesetzt. Damit waren die Franzosen schon wieder um drei Fuß näher an die Erdbefestigungen herangekommen, die Dünamünde Schutz boten. Nein, es waren nicht ganz drei Fuß, es war etwas weniger. Die Sappe war nämlich nicht geradewegs auf ihr Ziel gerichtet, sondern schräg auf dessen Flanke zu. Auf diese Weise konnte sie nie der Länge nach bestrichen werden. Nach einiger Zeit wechselte man einfach die Richtung und zielte auf die andere Flanke. Man näherte sich also dem Verteidiger nicht geradeaus, sondern im Zickzack, aber mit unerbittlichem und unwiderstehlichem Gleichmaß. Von allen Operationen, die im Kriege vorkamen, nahm diese Art der Belagerung mit technischen Mitteln den sichersten Verlauf, vorausgesetzt, daß dem Verteidiger keine Hilfe von außen gebracht wurde.
    »Sehen Sie dort, Monsieur«, sagte Clausewitz plötzlich.
    Hinter einer Anhöhe kam auf einmal eine lange Reihe von Pferden zum Vorschein, sie sahen auf die große Entfernung aus wie Ameisen, aber die weißen Reithosen der Männer, die sie führten, leuchteten hell in der Sonne. Die Pferde zogen ein Geschütz. Verglich man dessen Größe mit der der Gäule, dann sah man, daß es sich um ein

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