Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
etwas um. Dies war nämlich eine neue Erfahrung für ihn. Er hatte in seiner zwanzigjährigen Dienstzeit noch nie ein Kanonenboot im Gefecht erlebt. Hoch über ihm ragte der riesige Großmast, übrigens ein tadellos ausgeführtes Stück, mindestens ebenso schön wie der alte, im Sund abgeschossene. Die Segelfläche, die er trug, war deshalb so ungewöhnlich groß, weil sie gleichzeitig den fehlenden Vortopp ersetzen mußte. Der Besanmast stand sehr weit achtern und paßte in seiner Höhe besser zu den sonstigen Abmessungen des kleinen Fahrzeuges. Am erstaunlichsten war das Vorstag, das offenbar nötig war, um den Großmast genügend zu sichern. Es bestand nämlich aus einer eisernen Kette, die sich zwischen all dem laufenden und stehenden Gut aus Hanf seltsam genug ausnahm. Das Mittelschiff eines Kanonenboots liegt vorn - das klingt vielleicht ungereimt, gibt aber den besten Begriff von dem Aussehen eines solchen Fahrzeugs -, und dort vorn, beiderseits der Mittschiffslinie, standen auch die beiden gewaltigen Mörser, die eigentliche Ursache dieser seltsamen Bauart. Hornblower wußte, daß ihre Bettung aus einem massiven Block Eichenholz bestand, der bis zum Kielschwein hinunterreichte. Unter der Leitung eines Stückmeistersmaaten legten vier Mann eben die schweren dreizehnzölligen Granaten zurecht, die diese Mörser verschossen. Eine andere Gruppe von Leuten unter einem Bootsmannsmaaten arbeitete an einer schweren Trosse, die an Backbord achtern durch eine Geschützpforte herausgegeben und außenbords nach vorn gemannt wurde. Dort steckte man sie auf den Roring des Ankers, der an seinem Kranbalken hing. Das war die sogenannte Spring. Hornblower hatte schon oft genug eine Spring auf seine Ankerkette gesteckt, aber er hatte sie noch nie praktisch im Gefecht verwandt. Dicht neben ihm, in den Backbord-Großrüsten, schwang der Lotgast sein Blei. Da machte sich Hornblower klar, daß er das Lot wohl neun Zehntel der ganzen Zeit in Betrieb gesehen hatte, die er sich jetzt in der Ostsee aufhielt, und er nahm an, daß sich daran für die Dauer dieses Kommandos auch in Zukunft nichts ändern würde.
    »Einhalb über drei!« rief der Lotgast Die Kanonenboote gingen keine neun Fuß tief.
    Da drüben traf die Raven alle Vorbereitungen, sich von der Untiefe frei zu warpen, auf der sie festgekommen war.
    Hornblower konnte die Kette des ausgefahrenen Ankers unterscheiden, die sich schwarz gegen das Wasser abhob. Die geknickte Vorstenge war samt dem Gewirr ihres herabhängenden Gutes bereits verschwunden. Hinter der Raven sah man jetzt langsam die Clam vorüberkriechen, und Hornblower war gespannt, ob ihr junger Kommandant, der so zigeunerhaft aussah, seine kniffligen Anweisungen wirklich alle ganz begriffen hatte. Mound stand neben ihm und führte sein Schiff. Er war der einzige Offizier an Bord, ein Fähnrich und zwei Steuermannsmaaten gingen die Wachen. Die beiden letzteren standen breitbeinig auf dem Achterdeck und maßen mit Sextanten den Höhenwinkel der Masten der Blanchefleur.
    Hornblower genoß den Geist unbeschwerten Frohsinns, den er hier an Bord so deutlich spürte und den man eben nur auf Schiffen fand, deren Kommandant erst zwanzig Jahre zählte.
    Die Disziplin war auf diesen kleinen Fahrzeugen etwas lockerer, Hornblower hatte oft genug mit angehört, wie uralte, mißvergnügte Kapitäne ihr Klagelied über diesen Zustand sangen. »Dreiviertel über zwo!« rief der Lotgast. Das waren siebzehn Fuß Wasser. »Wir sind in Schußweite, Sir«, meldete Mound.
    »Die Treffsicherheit Ihrer Mörser ist aber größer, wenn Sie nicht auf die äußerste Entfernung zu schießen brauchen. Ist es nicht so?«
    »Jawohl, Sir, außerdem hätte ich gern etwas Spielraum, für den Fall, daß er seinen Ankerplatz noch weiter zurückverlegen kann.«
    »Sehen Sie aber auch zu, daß Sie genügend Platz zum Schwojen behalten. Wir wissen ja nichts über die Lage dieser Untiefen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Mound blickte noch einmal prüfend in die Runde, um sich ein Bild von der taktischen Lage zu verschaffen. Dort über den Dünen sah man die Spieren der Blanchefleur die drüben, tief in der Bucht, vor Anker lag. Und am Ende der Insel lag drohend die Batterie. Außerhalb ihrer Schußweite lag die Clam auf einer Position, von der aus sie das Innere der Bucht überblicken konnte, und die Lotus endlich blockierte die Einfahrt, um der Blanchefleur auch für den Fall ein Entwischen unmöglich zu machen, daß es ihr durch ein Wunder gelang, nach Luv aus

Weitere Kostenlose Bücher