Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Entscheidungen mußte er einen Vorgesetzten zu Rate ziehen. War das nicht wunderbar? Allmählich verringerte sich der Abstand zwischen der Nonsuch und der Brigg, zuerst kamen ihre Untersegel in Sicht, und endlich tauchte auch ihr Rumpf über dem Horizont auf. Hornblower zwang sich dazu, ruhig wartend auf dem Achterdeck stehenzubleiben. Am Westhimmel stand schon ein flammendes Abendrot, aber die Dämmerung zog sich in die Länge, so daß immer noch Zwielicht herrschte, als die Brigg endlich in den Wind schoß. »Kapitän Bush«, sagte Hornblower, »bitte, drehen Sie bei. Drüben wird ein Boot ausgesetzt.«
    Er wollte keine pöbelhafte Neugier zur Schau tragen und hinüberstarren, während man das Boot aussetzte, oder über die Reling blicken, wenn es längsseit kam. Also schritt er in der herrlichen Abendstimmung genießerisch auf dem Achterdeck auf und ab und ließ seine Blicke nach allen Richtungen schweifen, nur nicht nach dem Boot. Die übrigen Offiziere und die Mannschaften scherzten, gafften und stellten Vermutungen an. Das erste, was Hornblower sah, war ein Schiffshut mit einer weißen Feder, die ihm sofort bekannt vorkam. Dann tauchte unter dem Hut das massige Gesicht und die stattliche Figur des Barons Basse auf. Wieder legte er, wie neulich, zu seiner feierlichen Verbeugung den Hut auf die Brust. »Ihr Diener, Sir«, sagte Hornblower mit einem steifen Gegengruß. Zu dumm, daß ihm der Name des Mannes nicht einfallen wollte. Dabei wußte er genau, wen er vor sich hatte, und hätte jederzeit eine treffende Beschreibung von ihm geben können. Er wandte sich an den Fähnrich der Wache: »Mr. Braun soll zu mir kommen.« Der schwedische Gentleman sagte etwas, aber Hornblower hatte keine Ahnung, was er meinte.
    »Wie bitte, Sir?« fragte er, und Basse wiederholte seinen Satz, konnte sich jedoch ebensowenig verständlich machen wie das erstemal. Geduldig wollte er zum dritten Male beginnen, unterbrach sich aber, als er bemerkte, daß Hornblower nicht mehr aufpaßte, sondern gespannt nach der Fallreepspforte sah.
    Hornblower gab sich alle Mühe, immer höflich zu sein, aber der unverhoffte Anblick einer englischen Bärenmütze, die jetzt dort in der Pforte auftauchte, war eben doch so aufregend und rätselhaft, daß er es nicht vermochte, bei der Sache zu bleiben.
    Die riesige Bärenmütze mit einer roten Feder, darunter ein struppiger, roter Schnurrbart, ein scharlachroter Waffenrock mit roter Schärpe, alles schwer mit Gold bestickt, blaue Reithosen mit roten Streifen, hohe Stiefel und ein Säbel, dessen goldener Griff in dem schwindenden Tageslicht seltsam aufglühte. Kein Zweifel, das war die Uniform der britischen Garde! Der Träger dieser Uniform war für einen Gardisten etwas klein geraten, aber er beherrschte die militärischen Formen, das mußte man ihm lassen. Während er durch die Fallreepspforte trat, hob er, nach dem Achterdeck gewandt, seine Hand zum Gruß, dann schritt er mit seinen kurzen Beinen feierlich auf Hornblower zu und klappte in echter, eleganter Gardemanier vor ihm die Hacken zusammen.
    »Guten Abend, Sir«, sagte er. »Sie sind Kapitän Sir Horatio Hornblower?«
    »Ja« sagte Hornblower.
    »Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Lord Wychwood, Oberst à la Suite des Ersten Garderegiments.«
    »Guten Abend«, sagte Hornblower kühl. Als Kommodore war er entschieden dienstälter als ein Oberst und konnte es sich leisten, die Weiterentwicklung der Dinge gelassen abzuwarten.
    Es dauerte wohl nicht mehr lange, bis er erfuhr, was diesen Obersten der Gardegrenadiere in voller Uniform hierher, mitten auf die Ostsee, geführt hatte.
    »Ich habe eine eilige Depesche unseres Gesandten in Stockholm für Sie«, sagte Lord Wychwood und fuhr in die Brusttasche seines Waffenrocks. »Wir gehen besser in meine Kajüte, Sir«, sagte Hornblower und warf dabei einen raschen Blick auf Basse.
    »Sie haben bereits mit Baron Basse Bekanntschaft gemacht, nicht wahr? Er hat gleichfalls Nachrichten für Sie.«
    »Dann hat der Baron vielleicht die Güte, sich uns anzuschließen. Wenn die Herren mir gestatten, voranzugehen, zeige ich Ihnen den Weg.« Während Hornblower sich anschickte, die Prozession anzuführen, dolmetschte Braun mit großer Förmlichkeit seine höflichen Worte.
    In der Kajüte war es schon dunkel, aber Brown eilte bereits nach den Lampen und stellte Stühle bereit. Wychwood ließ sich in seiner engen ›Stehhose‹ ganz langsam und vorsichtig nieder.
    »Wissen Sie schon, was Boney sich geleistet

Weitere Kostenlose Bücher