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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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kein Uniformierter zu sehen. Während Hornblower das Haus im Auge hatte, erschien nur eine junge Frau und etwas später ein alter Mann. Aber gleich darauf machte er noch eine andere Entdeckung, die ihn so mit freudiger Erwartung und neuer Hoffnung erfüllte, daß es ihm förmlich den Atem verschlug.
    Dort auf dem felsigen Flußufer unmittelbar am Rande des Wassers und gleich unterhalb des Anwesens lag deutlich erkennbar ein Boot - die Umrisse ließen keinen Zweifel, daß es wirklich ein Boot war. Unterdessen wollte die junge Frau wohl in den Weinberg gehen, der sich hinter dem Gehöft den Hang hinaufzog. Dabei entdeckte sie Brown, der sich in einem Graben versteckt gehalten hatte. Hornblower sah die beiden miteinander reden, sah dann, wie Brown sich erhob und schließlich auf das Haus zuging. Eine Minute später tauchte er schon wieder auf und winkte mit dem Arm, um ihnen anzuzeigen, daß die Luft rein war. Also saßen sie wieder auf, Marie führte Browns Pferd.
    Hornblower das überzählige. So trabten sie auf das Bauernhaus zu. Brown erwartete sie, seine Pistole stak schußbereit im Gürtel, der Alte starrte sie fassungslos an. Kein Wunder, dachte Hornblower, sie boten auch wirklich einen staunenswerten Anblick, schmutzig, durchnäßt und unrasiert wie sie waren.
    Marie sah aus wie eine richtige Bettlerdirne. »Die Froschfresser waren gestern hier, Mylord«, sagte Brown. »Kavallerie! Soweit ich feststellen konnte, die gleichen Husaren, die wir vergangene Woche geschlagen haben. Gestern früh sind sie abgerückt.«
    »Das ist gut«, sagte Hornblower. »Nun wollen wir sofort das Boot zu Wasser bringen.«
    »Das Boot!« rief der Alte, der sie immer noch anstarrte. »Ach, das Boot!«
    »Was ist denn damit los, warum sagst du das?« entfuhr es Hornblower. Er fragte sich erschrocken, welchen neuen Schlag ihm das Schicksal versetzen wollte.
    »Schauen Sie sich das Boot einmal an«, sagte der alte Mann.
    Sie gingen hin. Irgendwer hatte dem Boot mit einer Axt vier kräftige Hiebe versetzt, der Boden war an vier verschiedenen Stellen eingeschlagen. »Das haben die Husaren getan«, jammerte der Alte und ließ es sich nicht nehmen, das schreckliche Erlebnis in aller Breite zu schildern.›»Haut das Boot kaputt!‹sagte der Offizier. Da haben sie es kaputtgehauen.«
    Die Verfolger waren sich natürlich genauso wie Hornblower völlig im klaren, daß es besonders wichtig war, ihnen das Übersetzen unmöglich zu machen. Deshalb hatten sie auch alle denkbaren Maßnahmen getroffen, um jeden, der nicht ausdrücklich befugt war, wirksam an der Überfahrt zu verhindern. Mariens Furt hätte ihnen die unschätzbare Möglichkeit geboten, diese Absichten zu durchkreuzen, wenn sie gestern imstande gewesen wären, sie zu benutzen.
    Das war, weiß Gott, wieder ein harter Schlag. Hornblower blickte verzweifelt auf den tosenden Fluß hinaus und dann über die Felder und Weingärten hin, die warm im Licht des jungen Tages hingebreitet lagen. Marie und der Graf warteten auf seinen Entschluß.
    »Wir können das Boot schwimmfähig machen«, sagte Hornblower. »Die Riemen sind noch da. Unter den Duchten befestigen wir zwei leere Fässer - da man hier Wein baut, werden wohl auch Fässer zu finden sein. Die Schäden können wir notdürftig flicken, die Lecks verstopfen wir, so gut es in der Eile geht. Die Fässer geben uns genügend Auftrieb, daß wir heil ans andere Ufer gelangen. Brown, wir beide machen uns sofort an die Arbeit.«
    »Aye, aye, Sir«, sagte Brown. »Dort im Wagenschuppen finden wir sicher das nötige Werkzeug.«
    Die Arbeit nahm doch einige Stunden in Anspruch. Es war daher unbedingt nötig, daß sie sich gegen Überraschung schützten. »Marie!« sagte Hornblower. »Ja, 'Oratio?«
    »Reite du auf die Höhe über dem Weinberg und beobachte von dort die Landstraße. Aber halte dich und dein Pferd gut versteckt.«
    »Ja, 'Oratio.«
    Einfach »Ja 'Oratio«, dachte Hornblower. Jede andere Frau hätte ihm mit Worten oder durch den Ton ihrer Antwort zu verstehen gegeben, daß der letzte Satz seiner Anweisung für einen Sachkundigen selbstverständlich und daher überflüssig war. Nicht so Marie. Sie war in stummem Gehorsam aufgesessen und davon geritten. Dann sah er den Grafen an.
    Eigentlich wollte er ihn auffordern, sich ein bißchen auszuruhen, da er bemerkte, daß sein Gesicht vor Anstrengung so grau war wie die dichten Stoppeln, die seine Wangen bedeckten. Aber er brachte es nicht über sich, ihm das mit dürren Worten zu

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