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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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ist gewiß keine sehr würdevolle Fortbewegungsart. Ich hab' mir sagen lassen, daß es recht schmerzhaft sein soll.«
    »Aber dieser Brief«, warf der Stallmeister ein, »würde Seine Königliche Hoheit in den Augen der Welt herabsetzen. Er wäre ein schwerer Schlag gegen das bourbonische Herrscherhaus und seine Sache. Er könnte sogar die Thronfolge gefährden.«
    »Als ich die Herren dazu einlud, meinem Diktat zuzuhören, war ich mir darüber völlig im klaren.«
    »Sie werden den Brief niemals abschicken«, sagte der Stallmeister, dem aus irgendeinem Grunde plötzlich Zweifel an Hornblowers ernsthafter Entschlossenheit gekommen waren.
    »Doch, meine Herren, ich kann Ihnen nur versichern, daß ich ihn sowohl abschicken kann als auch willens bin, es zu tun.«
    Ihre Blicke begegneten sich, die Zweifel des Stallmeisters schwanden wieder. Hornblower war offensichtlich fest entschlossen. »Ich möchte annehmen, Sir«, begann der Stallmeister von neuem und warf dabei einen Zustimmung heischenden Seitenblick nach seinen Kollegen, »daß nur ein Mißverständnis vorliegt. Wenn Seine Königliche Hoheit, wie ich vermute, Eurer Exzellenz eine Bitte abgeschlagen hat, dann ist sich Seine Königliche Hoheit wahrscheinlich nur nicht darüber im klaren gewesen, welche Bedeutung Eure Exzellenz der betreffenden Angelegenheit beimessen. Falls Eure Exzellenz uns jetzt nur gestatten würden, bei Seiner Königlichen Hoheit noch einmal vorstellig zu werden...«
    Hornblower warf einen Blick auf Howard, der als kluger, schlagfertiger Mann das Stichwort sofort aufgriff.
    »Jawohl, Sir«, warf er ein, »ich bin gewiß, daß Seine Königliche Hoheit dann verstehen wird, was Ihre Absichten sind.« Dobbs sah von seiner Arbeit auf und nickte gleichfalls zustimmend. Aber es vergingen noch einige Minuten, ehe Hornblower sich davon abbringen ließ, seinen Entschluß von vorhin sofort in die Tat umzusetzen. Nur mit größtem Widerstreben gab er endlich den vereinten Vorstellungen nach, die sein eigener Stab und der des Herzogs in dieser Sache erhoben. Als sich der Stallmeister mit seinen Kollegen schließlich verabschiedete, um sich sofort zum Herzog zu begeben, lehnte sich Hornblower erlöst in seinem Sessel zurück.
    Endlich durfte sich seine gespielte Lässigkeit in echte Entspannung verwandeln. Aufregung und Freude über den diplomatischen Sieg bewirkten, daß er am ganzen Körper glühte und daß ihn immer wieder angenehm prickelnde Schauer überliefen. »Seine Königliche Hoheit wird bestimmt Vernunft annehmen«, sagte Dobbs.
    »Zweifellos«, stimmte ihm Howard in überzeugtem Tone zu.
    Hornblower aber dachte an die zwanzig Seeleute, die auf der Nonsuch in Eisen lagen und nichts anderes wußten, als daß sie morgen gehängt würden.
    »Mir ist eben ein Gedanke gekommen«, sagte Howard, »ich könnte einen Parlamentär zu den Franzosen hinüberschicken - einen berittenen Offizier mit weißer Flagge, begleitet von einem Trompeter. Der könnte ein Schreiben von Ihnen, Sir, an General Quiot mitnehmen, in dem Sie jenen um nähere Nachrichten über Kapitän Bush bitten. Ich zweifle nicht daran, daß er so entgegenkommend sein wird, Sie von allen Umständen in Kenntnis zu setzen, die ihm selbst bekannt sind.«
    Richtig, Bush! In der Aufregung der letzten Stunde hatte ihn Hornblower ganz vergessen gehabt. Seine lustvolle Spannung schwand wie Korn aus einem geschlitzten Sack, und der alte dumpfe Druck legte sich wieder auf sein Wesen. Auch die anderen bemerkten sofort den Wandel, der sich in ihm vollzog.
    Als Beweis dafür, wie sehr sie ihn nach so kurzer Zeit schon in ihr Herz geschlossen hatten, mag erwähnt sein, daß beide die Sturmzeichen auf seiner Stirn tausendmal lieber gesehen hätten als das Elend seiner wunden Seele.

14. Kapitel
    Es war der gleiche Tag, an dem auch der Parlamentär zurückkam. Schon aus diesem Grunde konnte ihn Hornblower nie vergessen. Quiots höflicher Brief ließ keinen Raum für die leiseste Hoffnung; die grausigen Einzelheiten, die er enthielt, redeten eine allzu deutliche Sprache. Die paar menschlichen Überreste, die man gefunden hatte, waren begraben worden, irgendeine bestimmte Person festzustellen, war unmöglich gewesen. Bush war also tot, die Explosion hatte seinen kräftigen Leib in Fetzen gerissen. Der Gedanke, daß kein Grabstein Bushs Namen tragen würde, daß seine Überreste so vollständig zerstört waren, steigerte Hornblowers Schmerz. Er stellte ärgerlich fest, daß er diesem Gefühl so leicht nachgab.

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