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Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe

Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe

Titel: Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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gefunden haben?"
    „Peilung und Entfernung?" Lachend setzte sich Libby an den Rand eines schmalen, schnell fließenden Bachs. „Würde es Ihnen auch reichen, wenn ich Ihnen sagte, es war in dieser Richtung?" Sie zeigte nach Südosten. „Ungefähr fünfzehn Kilometer Luftlinie, doppelt so viel auf dem Fahrweg."
    Cal setzte sich neben sie. Sie duftete so frisch wie die wilden Blumen, nur noch verlockender. „Ich dachte, Sie seien Wissenschaftlerin."
    „Das heißt nicht, dass ich Längen- und Breitengrade im Kopf habe, oder wie man das nennt. Fragen Sie mich etwas über die Ureinwohner Neu-Guineas, und Sie bekommen eine brillante Antwort von mir."
    „Fünfzehn Kilometer." Nachdenklich blickte er durch die Tannen hinauf zu einem hohen, zerklüfteten Berg. „Und zwischen dort und hier ist nichts? Ich meine, keine Stadt, kein Ort, keine Siedlung?"
    „Nein. Diese Gegend hier ist noch völlig abgeschieden. Hin und wieder kommen ein paar Wanderer hier durch."
    Dann war es wohl unwahrscheinlich, dass inzwischen jemand über das Schiff gestolpert war. Diese Sorge konnte Cal also erst einmal vergessen. Sein Hauptproblem bestand nun darin, seine Maschine ohne Libby zu lokalisieren. Am einfachsten ginge das wohl, wenn er morgen bei Tagesanbruch losfuhr, und zwar in ihrem Wagen. Aber bis dahin blieb noch Zeit, viele Stunden kostbarer Zeit.
    „Mir gefällt es hier." Das stimmte. Es machte Cal Freude, im kühlen Gras zu sitzen und dem Wasserplätschern zuzuhören. Wie würde es hier aussehen, wenn er drei Jahrhunderte später wieder an diese Stelle zurückkehrte? Was würde er dann hier vorfinden?
    Der Berg würde noch da sein und möglicherweise auch ein Teil des Waldes, der ihn umgab. Derselbe Bach rauschte vielleicht noch über dieselben Steine.
    Aber Libby würde nicht mehr da sein. Der Gedanke schmerzte körperlich.
    „Wenn ich wieder daheim bin", sagte Cal sehr langsam, „werde ich an Sie hier denken."
    „Wirklich?" Libby wünschte, ihr wäre das gleichgültig. Sie betrachtete das Wasser und die darauf glitzernden Sonnenstrahlen. „Vielleicht kommen Sie ja einmal hierher zurück."
    „Vielleicht." Dann würde sie für ihn nur eine Erinnerung sein, eine Frau, die nur in einem Bruchteil des Zeitablaufs existiert hatte, eine Frau, die in ihm den Wunsch nach dem Unmöglichen geweckt hatte. Er spielte mit ihren Fingern. „Werden Sie mich vermissen?"
    „Ich weiß nicht." Aber sie zog die Hand nicht zurück, denn ihr wurde bewusst, dass sie ihn sehr wohl vermissen würde, und zwar mehr, als ihr der Verstand erlaubte.
    „Doch, ich glaube, Sie werden mich vermissen." Cal vergaß sein Schiff, seine Fragen, seine Zukunft. Er hatte nur noch Libby im Sinn. „Man benennt Sterne, Monde und ganze Galaxien nach Göttinnen", sagte er leise, während er damit begann, die Wildblumen in Libbys Haar zu flechten. „Weil diese Göttinnen stark, schön und geheimnisvoll waren. Der Mensch, der sterbliche Mensch, konnte sie nie ganz besiegen."
    „In den meisten Kulturen findet man den Glauben an Mythologien." Libby räusperte sich und legte den Stoff ihrer weiten Hose in Falten. „Astronomen des Altertums ..."
    Mit dem Zeigefinger drehte er ihr Gesicht zu sich herum. „Ich rede nicht von Mythen. Obwohl Sie mit diesen Blumen im Haar selbst wie eine Gestalt aus alten Sagen aussehen." Sanft berührte er ein Blütenblatt dicht an ihrer Wange. „Von der Schönheit vielen Töchtern / Ist doch keine so wie du. / Deiner Stimme süßem Klingen / Höre ich bezaubert zu."
    Er lächelt wie der Teufel, zitiert Poesie mit seidenweicher Stimme, und seine Augen sind von dem tiefen traumhaften Blau des Himmels kurz vor Einbruch der Dunkelheit - ein gefährlicher Mann! dachte Libby. Nie hätte sie sich für eine Frau gehalten, die beim Blick in die Augen eines Mannes schwach wurde. So eine Frau wollte sie auch nicht sein.
    „Ich muss zum Haus zurückkehren. Ich habe heute noch viel zu tun."
    „Sie arbeiten zu viel." Er hob die Augenbrauen, als Libby den Kopf abwandte und ein finsteres Gesicht machte. „In welches Fettnäpfchen bin ich jetzt schon wieder getreten?"
    Ärgerlicher auf sich selbst als auf Cal, schüttelte sie den Kopf. „Ach, so etwas sagt man mir immer wieder. Manchmal sage ich es mir sogar selbst."
    „Aber ein Verbrechen ist es doch nicht, oder?"
    Sie lachte, weil sich seine Frage so ernst gemeint angehört hatte. „Nein, jedenfalls noch nicht."
    „Ein freier Tag ist auch kein Verbrechen?"
    „Nein, aber ..."
    „Nein genügt

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