Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe
Cal langsam im Kreis. „Da ich bezweifle, dass es hier einen anderen Metallgegenstand gibt, der so groß wie mein Schiff ist, würde ich sagen, wir haben es gefunden."
„Fangen Sie nicht schon wieder damit an." Libby steckte die Hände in die Hosentaschen und ging voran.
„Ich denke, Sie sind Wissenschaftlerin." Cal passte sich ihrem Tempo an.
„Das bin ich auch, und deshalb weiß ich, dass niemand auf dem Weg vom Mars nach Los Angeles von einem schwarzen Loch abprallt und ins Klamath- Gebirge fällt."
Freundlich legte er ihr den Arm um die Schultern. „Sie blicken zurück, Libby, und nicht voraus. Sie haben noch nie jemanden gesehen, der vor zwei Jahrhunderten gelebt hat, und trotzdem wissen Sie, dass es damals Menschen gegeben hat. Warum ist es so schwierig zu glauben, dass es auch in zweihundert Jahren Menschen geben wird?"
„Ich hoffe ja sehr, dass es sie gibt, aber ich erwarte nicht, dass ich sie zum Kaffee einladen muss." Der Mann ist nicht verrückt, dachte sie, sondern sehr clever. „Sie versprachen, mir die ganze Wahrheit zu sagen, wenn wir Ihr Flugzeug gefunden haben. Ich werde Sie beim Wort nehmen." Stolz hob sie den Kopf. Dann erstarrte sie.
Ungefähr fünf Meter voraus sah sie eine Lücke zwischen den Bäumen, die Bresche, die sie schon von unten entdeckt hatte. Aus der Nähe sah es so aus, als wäre eine gigantische Machete durch den Wald gefahren und hätte einen Pfad von mehr als zehn Metern Breite hineingeschlagen.
Libby musste sich beeilen, um mit Cal Schritt zu halten. „Hier hat es doch nicht gebrannt", sagte sie verwirrt. „Wo kommt denn diese Schneise her?"
Sie erreichten die Schneise. Cal zeigte auf etwas.
„Daher", antwortete er. Auf dem felsigen, tannennadelbestreuten Untergrund ruhte sein Schiff. Bis zu zehn Meter hohe Bäume lagen wie Zahnstocher rundherum. „Gehen Sie nicht dichter heran", warnte er. „Ich will erst die Strahlung prüfen."
Seine Warnung war überflüssig. Libby hätte sich gar nicht bewegen können, selbst wenn sie es gewollt hätte.
Mit seinem Minicomp stellte Cal die notwendigen Untersuchungen an und nickte. „Es bleibt innerhalb der normalen Belastungsgrenze. Die Zeitkrümmung muss die Überschreitung neutralisiert haben." Wieder legte er Libby den Arm um die Schultern. „Kommen Sie herein. Ich zeige Ihnen meine Briefmarkensammlung."
Stumm und benommen folgte sie ihm. Noch nie hatte sie ein solches „Fahrzeug" gesehen. Es war riesig, so groß wie ein Haus. Eine militärische Geheimwaffe wahrscheinlich. Deshalb hatte Cal auch immer so ausweichende Antworten gegeben. Aber ein einzelner Mann konnte doch so ein Riesending gar nicht fliegen.
Vorn war es schmal, nicht spitz, sondern eher kugelig, und dahinter vergrößerte es sich zu dem eigentlichen Flugkörper. Flügel besaß es nicht. Die Form erinnerte Libby unangenehm an einen Stechrochen, der am Meeresboden auf Beutefang ging. Sicherlich ein militärisches Experiment, sagte sie sich.
Die Außenhaut bestand aus einem stumpfen Metall und war mit Schrammen, Beulen und Staub überzogen. Wie ein altes, zuverlässiges Familienauto, dachte Libby. Und das beunruhigte sie. Das Pentagon, die NASA oder wer immer dieses Fluggerät gebaut hatte, würde doch sicherlich pfleglicher mit einem Gegenstand umgehen, der einige Millionen Steuergelder gekostet hatte.
„Und Sie sind dieses Ding allein geflogen", sagte
sie.
„Natürlich." Cal war inzwischen zu seiner Maschine gelaufen und streichelte das Metall beinahe liebevoll. „Sie lässt sich traumhaft handhaben."
„Wem gehört sie?"
„Mir." Freude und Aufregung spiegelten sich in seinen Augen. „Ich sagte Ihnen doch, dass ich sie nicht gestohlen habe." Vor lauter Erleichterung fasste er Libby um die Taille, wirbelte sie einmal im Kreis herum und küsste sie dann fest auf den Mund. Da er den Geschmack verlockend fand, setzte er sie nicht gleich wieder auf dem Boden ab, sondern gönnte sich gleich noch einen zweiten Kuss.
„Caleb ...-" Atemlos, benommen stieß Libby Cal von sich fort.
„Sie zu küssen, das könnte bei mir zur Gewohnheit werden, Libby. Und Gewohnheiten werde ich immer nur sehr schwer wieder los, wissen Sie."
Er will mich nur ablenken, dachte sie. Und das macht er ausgezeichnet. „Reißen Sie sich zusammen", befahl sie. „Jetzt haben wir also dieses ... dieses Ungetüm gefunden. Sie haben mir eine Erklärung versprochen. Ein Gerät wie dieses hier kann niemals einem privaten Bürger gehören. Also los, nun reden Sie schon
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